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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Volckmann, Erwin: Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restauration, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0086
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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen,

Publicationen vor, auch sind nur von sehr wenigen Gemälden photographische
Aufnahmen gemacht, die aber auch nicht im Handel sind. Statt eines ge-
druckten Kataloges liegen für die Besucher kleine Cartontäfelchen aus, die, in
zierliche Mahagonihalter gefasst, handschriftlich die Namen der Maler und
etwaige Erklärungen enthalten. — Durch die Güte des Herrn von Farenheid
war es uns vergönnt, einige Notizen zu machen, mit deren Hilfe wir es ver-
suchen wollen, einen kurzen Ueberblick über die Gemälde zu geben. — Die
Sammlung besteht fast ausschliesslich aus Werken der italienischen Malerei,
besonders von Meistern der Schulen von Florenz, Bologna, Venedig, Rom und
Neapel. Es sind zum grösseren Theil Originale, zum kleineren, trefflich ge-
lungene Gopien von Schick, Holländer, Graf u. A. — Doch beginnen wir
unseren Gang!
Aus dem Vestibül gelangen wir durch den grossen Fest- und den Kupfer-
stichsaal in ein äusserst geschmackvoll Grau in Grau decorirtes Zimmer, das
nach Angabe des Täfelchens 26 Gemälde der verschiedensten Schulen und
Epochen enthält.
An der dem Fenster gegenüberliegenden Wand beginnen die Werke der
Bologneser Schule, deren acht in diesem Zimmer ihren Platz gefunden haben,
mit Domenico Viani’s »Reuigem Petrus«. Derselbe ist in schöner, gemässigter
Andacht nicht ohne eine gewisse Innigkeit gemalt. Dasselbe gilt von Rudolph
Schick’s »S. Sebastian«, neben diesem Garavaggio’s Selbstporträt, ebenfalls
Original. Von Elisabetta Sirani, der fruchtbaren Schülerin und Nachahmerin
Guido Reni’s, finden sich hier zwei treffliche Gemälde: »Der heilige Antonius«
und »Der heilige Franciscus«, der letztere ganz besonders schön und mehr in
der gewissenhaften Weise Domenichino’s. Ein drittes Bild der schon im Alter
von 26 Jahren gestorbenen Künstlerin, ein kleiner Grucifixus, ist schwächer
als die beiden obigen. Es folgen die Bolognesen Lorenzo Sabbatini mit der
»Opferung Isaaks« von grosser Sauberkeit und Genauigkeit in der Ausführung,
Garlo Gignani mit einer Darstellung »Der heiligen Lucia« und wiederum Viani
mit einem kleinen Bildchen »Maria reicht dem h. Antonius von Padua das
Christuskind«. Sassoferrato ist durch eine »Betende Maria« vertreten. Den Schluss
bilden die wohlgelungenen Gopien von Raphael’s Madonna di casa Tempi und der
della Tenda nach den Münchener Originalen. — Die Wand zur Linken zeigt uns
eine herrliche Gopie von Rud. Schick-Berlin, nachTizian’s San Pietromartire, einer
der vollendetsten Schöpfungen des Meisters. Das 1530 für S. Giovanni e Paolo zu
Venedig gemalte Original wurde bekanntlich 1867 durch den Brand vernichtet.
Unter diesem Bilde, ebenfalls eine Gopie, eine »Maria mit Heiligen« von Bonifacio
Veneziano d. Aelteren, ferner von Garlo Maratta eine »Heilige Familie«, und
fast hinter der Thür des anstossenden Antikencabinets verborgen eine flotte
Originalölskizze von Nikolas Poussin zu seinem »Martyrium St. Erasmi«. Als-
dann eine Schick’sche Gopie der »S. Gäcilia« Raphael’s und der »Pieta« des
Giorgione in Monte di Pieta zu Treviso, die neuerdings (nach Growe und Gaval-
caselle) dem Pordenone zugeschrieben wird. — Schräg gegenüber eine »Maria
mit der Sternenglorie«, ein Original von Guido Reni, das bereits nach seiner
silbertönigen Maniera seconda hinüberneigt. Darunter Pordenone’s »Herodias
 
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