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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0224
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194 Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen,
Unterrichtsmittel für Schulen der Kunsthandwerker und etwa noch eine Anzahl
Schädel für Kraniologen und Phrenologen zu erhalten. Nur diesem Wunsche
ist Herr G. Hake in vollem Maasse gerecht geworden.
1882 wurde ein Insel-Museum unter dem Namen »Cyprus Museum«
gegründet, leider mit durchaus mangelhaften Statuten und bis heute ein kläg-
lich dah i n v e g etirend e s Z w i tt er ding vo n ein er privaten und einer
halb- (je wie man das Ding wendet und beleuchtet) oder fast ganz
officiellen Institution.
Vor dem Gesetz, das steht fest, gilt das Museum als ein reines
Privatunternehmen, obwohl der Generalgouverneur als Präsident
des Museums, derGhefsecretär der Regierung als Director des Museums,
und der erste Secretär des Ghefsecretärs als Secretär des Museums
bis heute amten, obwohl die Sammlungen im Regierungsgebäude unter-
gebracht sind, obwohl die Regierung die ihr nach dem ottomanischen (auf
Cypern noch in Kraft befindlichen) Codex zukommenden Alterthümer zwar
an das Museum von Fall zu Fall abtritt, sich aber das Recht bewahrt, die
von dem Executivcomite des Museums vorzuschlagenden Ausgrabungsberech-
tigungen an Private zu beglaubigen, obwohl die Regierung auch vielfach —
Abmachungen mit den Museumscomites nicht achtet und schliesslich thut,
was sie will.
1883 begannen die Ausgrabungen auf Kosten des Cyprus Museum sämmt-
lich bis heute unter meiner Leitung, sowie die Ausgrabungen für Private,
gleichfalls (bis auf drei kleine Ausgrabungen 1883) von mir geleitet.
Ich frage nun, kann ein Museum in einem weit zurückgebliebenen Länd-
chen des Orientes mit einer Bevölkerung von noch nicht 200000 Seelen ohne
Staatsunterstützung auf die Dauer nur bestehen, geschweige denn blühen? —
In Cypern hat man bisher das Unmögliche möglich machen
wollen und bisher jede staatliche Subvention dem Museum verweigert. Hoffen
wir, dass eine einsichtigere Staatsleitung mindestens eine jährliche Subvention
von 1000 £ festsetzt und so dem überaus jammervollen Zustande des Cyprus-
Museum ein Ende macht.
Wenn die Sammlungen trotzdem, wie wir sehen werden, bereits herrliche
Sachen, und darunter Unica aufzuweisen haben, so beansprucht nächst dem
Antikenreichthum der Insel der Schreiber dieses Artikels dabei das Haupt-
verdienst, der es an Energie nicht hat fehlen lassen, die Ausgrabungen vom
theoretischen und praktischen Standpunkte zu fördern und sie bis zu einem
gewissen Grade wissenschaftlich zu betreiben. Ich sage ausdrücklich: »aber
nur bis zu einem gewissen Grade!« Es ist für die Dauer platter-
dings unmöglich, bei den Ausgrabungen nach Alterthümern zwei Herren
zu dienen, der gewinndurstigen, nimmersatten Speculation und
Krämerei Einerseits, der ernsten archäologischen Forschung an-
dererseits.
Man hat zwei Museum-Comites eingerichtet, 1882 das grosse (The
Museum’s Council) und 1883 das kleine, das executive (The working
Committee). — Ich gehöre diesen beiden merkwürdigen Corporationen als
 
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