Andrea Mantegna’s Triumph Gäsar’s. 271
zwei Reihen einherschreitend, bekränzt und im Festgewande, die Trompeter
und Tubenbläser, mit welchen unter allen uns erhaltenen ausführlicheren
Schilderungen römischer Triumphzüge bloss Appian in seinem Triumph des
Scipio den Anfang machen lässt: »Alle mit Kränzen geschmückt, voraus die
Tubenbläser«* 3). Es wird sich überhaupt im Folgenden zeigen, wie streng sich
Mantegna an die Reihenfolge hält, wie sie gerade Appian gegeben hat. Das
Vorbild für diese Bläsergruppe gaben die Musiker der Trajanssäule ab (Pietro
Santo Bartoli, Colonna Trajana Tv. 8), von denen selbst die Instrumente, die
geschwungenen Trompeten mit der Querverbindung des oberen und unteren
Theils u. s. w. herübergenommen sind. Auf dem Gemälde des Mantegna
folgen in militärischem Costüme Träger von Cohortenzeichen, dann Soldaten,
welche je zwei an langen Stangen querüberlaufende Friese, mit Kriegsscenen
bemalt, tragen. Je zwei solche Friesstreifen sind über einander angeordnet,
und viermal hinter einander finden wir diese Apparate. Josephus Flavius4)
hat uns im 36. Capitel seines 7. Buches über den jüdischen Krieg im Triumphe
des Vespasian eine der ausführlichsten Beschreibungen eines solchen Festzugs
hinterlassen; bei ihm heisst es: »Der Aufbau der Vorrichtungen, welche man
trug, oder der Schaugerüste — Viele davon stiegen gar bis zum 3. und 4.
Gliede auf«5). Ist diese Stelle, von welcher ausdrücklich bemerkt werden
muss, dass sie die einzige ist, welche nach dieser Richtung einen Anhalts-
punkt gibt, benützt, so wurde das Wort »nidus«, insoferne damit das Auf-
steigen in die Höhe bezeichnet war, nicht ganz richtig verstanden. Appian
sagt bloss: »Abbildungen der Kriegsthaten« 6). Dargestellt ist bei Mantegna
auf den Friesen das Vorschieben des Heers und der Belagerungsmaschinen
gegen die Stadt, darunter die Ansprache an das Heer (Adlocutio) mit Ver-
wendung der Anordnung im Ganzen und zweier Figuren besonders aus einer
Gommodusmünze (Vaillant, Numismata imp. Rom. praestantiora 1694 Bd. II
p. 189 abgebildet); ferner Sturm, Zerstörung einer Stadt durch Feuer und ein
Galgen; so führten ja die Italiener und nach ihrem Muster auch die Staufer
im Mittelalter ihre Kriege, weil sie durch das Aufknüpfen der Gefangenen auf
die Gemüther der belagerten Stadt zu wirken gedachten.
Unterhalb dieser Kriegsschilderungen begegnet unser Blick einem Reiter
in gefälteltem Wamms mit halblangem Haare, der Tracht der Frührenaissance.
Zweifellose Porträtzüge lassen uns in ihm den jungen Francesco II. Gon-
zaga erkennen, welcher, 1466 geboren, uns hier als Jüngling von 20 und
einigen Jahren geschildert wird. Aus dem Ende des Jahrhunderts haben wir
mehrere Bildnisse des Markgrafen bereits als bärtigen Mannes, so auf Man-
tegna’s Madonna della Vittoria von 1496 im Louvre, auf einer Medaille (Jahr-
s) Sertis redimiti omnes precinentibus tubis, citirt nach der lateinischen
Uebersetzung von 1495 (Hain 1310) über Libyens Tern. CII. tergo.
4) Ich citire im Folgenden nach der lateinischen Uebersetzung von 1480 aus
Verona (Hain 9452). Die Uebersetzung ist wohl die des Ruffinus Aquilensis.
5) Machinarum, quae portabantur, sive paegmatum fabricatio . .. . multa
enim in tertium nidum quartumque surgebant.
6) Imagines earum, quas gessissent.
zwei Reihen einherschreitend, bekränzt und im Festgewande, die Trompeter
und Tubenbläser, mit welchen unter allen uns erhaltenen ausführlicheren
Schilderungen römischer Triumphzüge bloss Appian in seinem Triumph des
Scipio den Anfang machen lässt: »Alle mit Kränzen geschmückt, voraus die
Tubenbläser«* 3). Es wird sich überhaupt im Folgenden zeigen, wie streng sich
Mantegna an die Reihenfolge hält, wie sie gerade Appian gegeben hat. Das
Vorbild für diese Bläsergruppe gaben die Musiker der Trajanssäule ab (Pietro
Santo Bartoli, Colonna Trajana Tv. 8), von denen selbst die Instrumente, die
geschwungenen Trompeten mit der Querverbindung des oberen und unteren
Theils u. s. w. herübergenommen sind. Auf dem Gemälde des Mantegna
folgen in militärischem Costüme Träger von Cohortenzeichen, dann Soldaten,
welche je zwei an langen Stangen querüberlaufende Friese, mit Kriegsscenen
bemalt, tragen. Je zwei solche Friesstreifen sind über einander angeordnet,
und viermal hinter einander finden wir diese Apparate. Josephus Flavius4)
hat uns im 36. Capitel seines 7. Buches über den jüdischen Krieg im Triumphe
des Vespasian eine der ausführlichsten Beschreibungen eines solchen Festzugs
hinterlassen; bei ihm heisst es: »Der Aufbau der Vorrichtungen, welche man
trug, oder der Schaugerüste — Viele davon stiegen gar bis zum 3. und 4.
Gliede auf«5). Ist diese Stelle, von welcher ausdrücklich bemerkt werden
muss, dass sie die einzige ist, welche nach dieser Richtung einen Anhalts-
punkt gibt, benützt, so wurde das Wort »nidus«, insoferne damit das Auf-
steigen in die Höhe bezeichnet war, nicht ganz richtig verstanden. Appian
sagt bloss: »Abbildungen der Kriegsthaten« 6). Dargestellt ist bei Mantegna
auf den Friesen das Vorschieben des Heers und der Belagerungsmaschinen
gegen die Stadt, darunter die Ansprache an das Heer (Adlocutio) mit Ver-
wendung der Anordnung im Ganzen und zweier Figuren besonders aus einer
Gommodusmünze (Vaillant, Numismata imp. Rom. praestantiora 1694 Bd. II
p. 189 abgebildet); ferner Sturm, Zerstörung einer Stadt durch Feuer und ein
Galgen; so führten ja die Italiener und nach ihrem Muster auch die Staufer
im Mittelalter ihre Kriege, weil sie durch das Aufknüpfen der Gefangenen auf
die Gemüther der belagerten Stadt zu wirken gedachten.
Unterhalb dieser Kriegsschilderungen begegnet unser Blick einem Reiter
in gefälteltem Wamms mit halblangem Haare, der Tracht der Frührenaissance.
Zweifellose Porträtzüge lassen uns in ihm den jungen Francesco II. Gon-
zaga erkennen, welcher, 1466 geboren, uns hier als Jüngling von 20 und
einigen Jahren geschildert wird. Aus dem Ende des Jahrhunderts haben wir
mehrere Bildnisse des Markgrafen bereits als bärtigen Mannes, so auf Man-
tegna’s Madonna della Vittoria von 1496 im Louvre, auf einer Medaille (Jahr-
s) Sertis redimiti omnes precinentibus tubis, citirt nach der lateinischen
Uebersetzung von 1495 (Hain 1310) über Libyens Tern. CII. tergo.
4) Ich citire im Folgenden nach der lateinischen Uebersetzung von 1480 aus
Verona (Hain 9452). Die Uebersetzung ist wohl die des Ruffinus Aquilensis.
5) Machinarum, quae portabantur, sive paegmatum fabricatio . .. . multa
enim in tertium nidum quartumque surgebant.
6) Imagines earum, quas gessissent.