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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0352
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308 Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen,
R. H. (zusammengezogen) f. 1631. Es gehört nicht zu den guten Gemälden
dieser Zeit; die Behandlung ist stellenweise bis zur Rohheit flüchtig, und dabei
lässt die Auffassung feine Empfindung vermissen. Der unerfreuliche Eindruck
wird noch gesteigert durch die schlechte Erhaltung des Bildes. Wie mir Graf
Andrässy mittheilte, erwarb er dasselbe in London.
Die einzige grössere Privatsammlung alter Bilder in Budapest, die des
Herrn Präsident von Rath, enthält unter der stattlichen Reihe hervorragen-
der holländischer Gemälde nicht weniger als drei echte Werke von Rembrandt.
Erst in neuester Zeit erwarb der Besitzer die interessante »Landschaft mit dem
Obelisken« aus der Sammlung Beurnonville. Mit den Landschaften in Braun-
schweig, Oldenburg und im Czartorisky-Museum zu Krakau bildet dieselbe einen
interessanten Cyklus gleichzeitig entstandener landschaftlicher Schilderungen,
auf die ich gleich bei Besprechung des letzten Bildes, des einzigen datirten,
zurückkommen werde.
Die beiden anderen Bilder sind später entstanden, beide in den fünfziger
Jahren; sie haben auch gegenständlich ein besonderes Interesse. Das eine
derselben zeigt einen geschlachteten Ochsen, vor dem die abgezogene Haut
liegt; wohl eine geistreiche Studie zu dem bekannten grösseren Bilde des
gleichen Gegenstandes im Louvre, vom Jahre 1655. Wie sehr das malerische
Motiv den Künstler reizte, beweist ein drittes Gemälde desselben Motivs und
aus der gleichen Zeit im Museum zu Glasgow.
Das dritte Bild ist das Bildniss einer .jungen Frau. Es ist nur unter-
malt und wirkt daher auf den ersten Anblick befremdend. Auch die Bezeich-
nung Rembandt (sic!) könnte anfangs glauben machen, dass wir es mit
einer Copie oder Nachahmung zu thun hätten. Aber ein Nachahmer wäre
gewiss achtsamer gewesen, zumal bei der Aufschrift des Namens, während
für den Künstler selbst ein solches Vergessen bei der Bezeichnung eines nicht
einmal ganz fertigen Bildes wohl erklärlich ist. Die freundlichen Züge des
regelmässigen Gesichts sind die der Hendrikje Seghers; denn diese haben wir
gewiss in dem um die Mitte der fünfziger Jahre so oft vom Maler benutzten
Modell zu erkennen. Die junge Frau ist in halber Figur sitzend dargestellt;
die Hände hat sie in die Aermel gelegt. Die Figur ist ganz prima in bräun-
lichen Tönen mit festen, grossen Pinselstrichen hingesetzt, eine Behandlung,
welche — wie das Alter der Hendrikje — für die Entstehung um das Jahr
1655 spricht.
Auch in Krakau hatte ich die Freude, ein hervorragendes Bild Rem-
brandt’s kennen zu lernen: die Landschaft mit dem barmherzigen Samariter
in dem nach verschiedener Richtung hin interessanten Museum Czartorisky.
Das Bild trägt die Bezeichnung Rembrandt f. 1638. Da dasselbe-, wie schon
erwähnt, mit den Landschaften in Braunschweig, Oldenburg und bei Herrn v. Rath
in Pest in Grösse, Motiv wie in Stimmung, Farbe und Behandlung ganz auf-
fallend übereinstimmt, so ist durch jenes Datum die Zeit der Entstehung auch
für die übrigen Bilder gesichert.- Nach der fast monochromen Färbung und
dem warmen braunen Ton hatte ich die beiden mir früher schon bekannten
Bilder dieser Folge, diejenigen in Braunschweig und Oldenburg, bereits in meinen
 
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