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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Litteraturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0373
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Litteraturbericht.

Theorie und Technik der Kunst. Kunstunterricht.
Pomponius Gauricus, De Sculptura. Mit Einleitung und Uebersetzung
neu herausgegeben von Heinrich Brockliaus, Dr. Phil. u. Privatdocent an
der Universität Leipzig. Leipzig, F. A. Brockhaus. 1886. 265 S. 8°.
Eine tüchtige Arbeit der Art, wie sie der verstorbene Hofrath v. Eitel-
berger mit den »Quellenschriften zur Kunstgeschichte« angebahnt hat, liegt
uns hier vor. Der Herausgeber gruppirt die italienischen Kunstschriftsteller
der Renaissance ganz richtig in die suchenden Theoretiker des 15., die
meist zugleich Künstler waren (wie L. B. Aberti, Pietro della Francesca, Lio-
nardo da Vinci etc.), in die schöngeistigen Kunstfreunde vom 16. (Graf
Gastiglione, Lodovico Dolce etc.) und die Darsteller abgeschlossener Systeme
vom Ende des 16. Jahrhunderts (Vasari, Lomazzo etc.). Obwohl nun Pom-
ponius Gauricus eher eine Mittelstellung zwischen der ersten und zweiten
Gruppe einnimmt, ohne gerade hervorragende Bedeutung zu haben, noch auch
frei von müssiger Gelehrsamkeit und Rhetorik zu sein, so bietet er doch hin-
reichend werthvolle Mittheilungen über die Kunstzustände, technischen Ver-
fahren und Ideen seiner Zeit, dass eine Wiederauflage desselben mit Commen-
tar und deutschem Text gerechtfertigt erscheint.
Zunächst macht uns Brockhaus mit seinem Schriftsteller selbst etwas
näher bekannt, so gut es die fleissig zusammengetragenen Notizen über seine
Persönlichkeit, die uns erhalten sind, gestatten. Nur ist auf Seite 4—6 dem
Herausgeber eine chronologische Gonstruction bezüglich Gauricus’ Lebensdauer
missglückt. Er theilt uns nämlich mit, dass Gauricus später in Neapel als
Lehrer an der Universität und als Präceptor des 150 7 gebornen Ferdinand
v. Salerno lebte, dem er gemeinsam mit seiner Gemahlin 12 Jahre lang
Unterricht ertheilte. Dennoch soll er spätestens um 1530 ums Leben gekommen
sein, weil in seiner Biographie des Paolo Giovio, welche »sicher vor 1547«
verfasst worden sein soll (P. Giovio starb 1552), erwähnt wird, dass er noch
16 Jahre lang nach seinem Tode von seinem Bruder gesucht wurde. Dem
biographischen Abriss lässt der Herausgeber nun eine eingehende Darlegung und
Zergliederung des Inhaltes der Hauptschrift des P, Gauricus, De sculptura, folgen,
wobei er passender Weise die deutlich nachweisbare Disposition derselben
durch Titelüberschriften der Haupttheile auch äusserlich kennbar macht, was
 
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