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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Neuwirth, Josef: Italienische Bilderhandschriften in österreichischen Klosterbibliotheken
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0447
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Italienische Bilderhandschriften in österreichischen Kloster-
bibliotheken.
Von Dr. Joseph Neuwirth.
Die handschriftlichen Schätze der österreichischen Klosterbibliotheken sind,
soweit dieselben für die Geschichte der Miniaturmalerei in Betracht zu ziehen wären,
trotz vortrefflicher Behandlung einzelner Denkmäler keineswegs in vollem Umfange
gewürdigt worden, obwohl dieselben zweifellos für die Beleuchtung wichtiger Fragen
und die Ergänzung mancher Lücken eines systematischen Entwicklungsganges höchst
schätzenswerthes Material enthalten. Denn abgesehen von den in einzelnen Klöstern
selbst gefertigten Handschriften begegnen auch Leistungen italienischer, französischer
und niederländischer Illuminatoren, die zum Theil von bedeutendem Kunstwerthe
sind und durch die Möglichkeit der genauen Bestimmung der Entstehungszeit an
Bedeutung gewinnen. In verhältnissmässig grösserer Anzahl finden sich Werke
italienischer Herkunft, da man von Italien nicht bloss geistliche Erbauungsbücher
und Bibeln, sondern noch weit mehr Handschriften kirchenrechtlichen Charakters
nach dem Norden brachte, die durchschnittlich in Folge heute nicht mehr nach-
weisbarer Umstände an ihren jetzigen Aufbewahrungsort kamen1).
Einige derselben erregen durch die unmittelbare Beziehung zu dem bereits
aus anderen Werken bekannten Miniator Nicolaus von Bologna ein erhöhtes Interesse,
während andere eine klarere Vorstellung von dem Wesen der italienischen Miniatur-
malerei und anderer Illuminatoren vermitteln.
Ein hinsichtlich seiner Entstehungszeit genau bestimmbares Product ita-
lienischer Miniaturmalerei ist der Liber sextus decretalium cum regulis iuris cum
apparatu Joannis Andree in der Bibliothek des oberösterreichischen Ghorherrnstiftes
St. Florian2); die 118 Pergamentblätter zählende Handschrift III. 7, 2°, 48cm
X 29.8 cm, ist in zwei Spalten geschrieben und hat nur gegen das Ende durch
Feuchtigkeit etwas gelitten. Bei den einzelnen Abschnitten sind farbig verzierte
und äusserst sorgfältig gemalte Initialen eingestellt, deren Ornamentik gleich jener
des Randes grösseres farbiges Blattwerk in gothischer Stilisirung zeigt und durch
J) Den Herren P. P. Bibliothekaren der Stifte St. Florian, Kremsmünster,
Lambach, Admont, St. Peter in Salzburg, Göttweig und Zwettl ist Verfasser für die
liebenswürdigste Förderung seiner Studien zu vielem Danke verbunden.
2) Czerny, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Florian. Linz, 1871,
S. 240-241.
Czerny, Die Bibliothek des Ghorherrnstiftes St. Florian. Linz, 1874, S. 42.
 
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