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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0565
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Notizen.

501

bezeichnet, so wäre dies in dem Sinne zu nehmen, dass er in dieser Stadt
seit frühester Jugend gelebt und sich dort zum Künstler herangebildet habe,
daher er in ihr auch seine Adoptivheimat sah. C. v. F.
[Der Meister des Chorgestühls von S. Stefano in Venedig.] Als
der Meister des Chorgestühls von S. Stefano in Venedig galt bisher
allgemein Marco di Giampietro da Vicenza, der auch das Gestühl im Chor der
Frari (1468) gearbeitet und sich daran mit vollem Namen genannt hatte. Er
soll jenes im Jahre 1488 vollendet haben, wie eine von Cicogna (Iscriz. II,
p. 141) mitgetheilte, an einem Backenstück der untern linksseitigen Stuhlreihe
befindliche Inschrift besagt. Nun nennt aber ein gleichfalls im letzten Jahr-
gange des Archivio veneto mitgetheiltes Document aus dem venezianischen
Staatsarchiv vom 27. Febr. 1481 als Schöpfer des fraglichen Werkes einen
bisher ganz unbekannten Leonardo Scalamanzo. Die Urkunde enthält eine
schiedsrichterliche Bestimmung über die dem Meister für seine Arbeit äusser
den schon erhaltenen 365 Dukaten 5 Lire 2 Soldi noch zu zahlende restliche
Summe, welche mit 52 Dukaten 4 Grossi festgesetzt wird, ferner die Auf-
zählung der von jenem noch zu liefernden Stücke. Sie bezieht sich auf frühere
Schätzungen vom 6. Nov. 1480 und vom 22. Jan. 1481, wornach, aus den bis
dahin ausgezahlten Beträgen zu schliessen, die Arbeit damals schon zum
grössten Theil vollendet sein musste. Die letzte Zahlung an Leonardo erfolgte
am 6. Juli 1482, und es kann sich der Antheil Marco’s da Vicenza höchstens
auf einen von Scalamanzo unvollendet gelassenen, oder in der Zeit von 1481
bis 1488 zu Grunde gegangenen und durch ihn neuersetzten Bestandtheil des
Werkes erstrecken. C. v. F.
[Du Gerceau’s Aufenthalt in Italien.] Dafür, dass Jacques An-
drouet, der Vater, Italien besucht habe, lagen bisher wohl manche Wahr-
scheinlichkeitsgründe, doch keine sicheren Beweise vor. Diese letzteren beizu-
bringen ist nun H. v. Geymüller geglückt, indem er in Uebereinstimmung mit
H. Delaborde, Eug. Piot und M. Destailleur in einer Anzahl von 14 Blättern
architektonischer Handzeichnungen, welche die k. Bibliothek zu München be-
wahrt und worunter sich Details von römischen Bauten Baphael’s, Bramante’s
und Antonio da Sangallo’s, sowie Gopien einiger bisher unbekannter Projecte
für St. Peter befinden, die Hand Du Gerceau’s erkannte und zugleich nach-
wies, dass dieselben in Italien ausgeführt seien, weil die Wasserzeichen der
Blätter durchaus solchen analog sind, die auf italienischen Handzeichnungen
der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts auch sonst häufig vorkommen, und
weil eines der Blätter einen handschriftlichen Vermerk enthält, woraus hervor-
geht , dass der Zeichner die dargestellte Localität selbst besucht hat. Auch
für die Bestimmung der Zeitepoche des italienischen Aufenthalts Du Gerceau’s
ergibt eines der Blätter einen sichern Anhalt. Es enthält eine Skizze des
ebenerdigen Vordertractes vom Palazzo Farnese, wie er vor der Wahl des
Cardinals Alexander Farnese zum Papst im Jahre 1534 bestand. Da der Bau
des genannten Palastes um 1530 begann, in der Skizze Du Gerceau’s aber die
Haupträume, sowie der Hofporticus schon als eingewölbt gezeichnet sind, so
 
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