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Litteraturbericht.
Kunstgeschichte stets ergiebigen „Nuova Rivista Misena“, welche der
unermüdliche Anselmo Anseimi in Arcevia herausgiebt. Aus dem Jahrg. IX
(1896) seien hier angezogen die Mittheilungen von Albanesi über das Altäre
Papale im Dom zu Ascoli (142); diejenigen zur Kunsttopographie von
Fermo (3, 49, 68) und Roccatontrada (15, 39, 88, 115, 147) und Arcevia (131).
Wichtiger für unseren Zweck ist die Sammlung der altchrist-
lichen Inschriften aus den Syrakusaner Katakomben, welche soeben von
der Hand Strazzulla’s in den Documenti Sic. erschienen ist.14) Dieser
fleissige auf diesem Gebiete schon so sehr verdiente, auch mit der
deutschen Litteratur wohlbekannte Gelehrte, dem man nur wünschen kann,
dass er aus seinem kleinen Castroreale wieder an den Sitz einer Universität
zurückkehre, hat in diesem ,Corpusculum’ den lateinischen und griechi-
schen Inschriften (es sind deren 66 + 417, im Ganzen 461) auch nach
Mommsen und Kaibel noch etwas abzugewinnen gewusst. Seine Samm-
lung wird allen Freunden der christlichen Epigraphik willkommen sein.
Machen wir den Schluss unserer italienischen Litteraturrevue mit der
kurzen Besprechung einer das frühe Mittelalter angehenden capitalen Publi-
cation, welche bisher in Deutschland fast keine Beachtung gefunden hat.
Ich hatte schon in meiner Veröffentlichung der Wandgemälde von
S. Angelo in Formis (1893) auf die Bedeutung der Handschrift 132 in
Montecassino hingewiesen, deren Neuausgabe damals von dem P. Oderisio
Pisciscelli beabsichtigt wurde. Jetzt, nachdem dieser Gelehrte zum
Gran Priore in Bari erhoben worden, hat der Archivar von Montecassino,
P. Ambrogio Maria Amelli, sich dieser Aufgabe unterzogen. Der prächtige,
von 1896 datirte, aber erst 1897 ausgegebene Band15) giebt eine kurze
Notiz über die Handschrift, welche das Werk des Hrabanus Maurus
,De Universo’ oder ,De originibus rerum’ (geschrieben um 844 auf dem
Petersberge bei Fulda) enthält. Der Codex, in longobardisch-cassinenser
Schrift des XL Jahrh. geschrieben, hat 265 Bl. in gr. Folio. Von den
305 Kapiteln des in 22 Bücher eingetheilten Werkes sind 127 nicht illu-
strirt, von den ca. 361 Bildern der übrigen sind hier 138 zur Publication
ausgewählt. Eine eingehende Beschreibung der Hs. nach ihrer litterari-
schen Seite gaben schon Caravita und die Bibliotheca Cassinensis
(III); Proben der Illustration theilten Tosti (Storia della Badia die Monte-
cassino I, 289, la ed.; danach das Jahrb. der kunsthist. Sammlungen des
Allerh. Kaiserhauses 1892) und Rohault de Fleury (La Messe) mit.
Das Buch ,De Uni verso’ ist eine dem K. Ludwig gewidmete Art
von Encyklopädie des damaligen Wissens, nicht unähnlich dem späteren
Werke der Herrad von Landsperg: nach der Zerstörung des kostbaren
14) Strazzulla, Vinc., Museum epigraphicum seu Inscriptionum christia-
narum quae in Syracusanis Catacumbis repertae sunt Corpusculum (Documenti
per servire alla Storia di Sicilia, Pubbl. a cura della Societä Siciliana per la storia
patria lila dev., Vol. III). Palermo 1897. 4°.
15) Miniature della Enciclopedia Medioevale di Rabano Mauro. Codice di
Montecassino No. 132 dell’ anno 1023. Tipogr. di Montecassino 1896. 4°. Pr. Fr. 40.—.
Litteraturbericht.
Kunstgeschichte stets ergiebigen „Nuova Rivista Misena“, welche der
unermüdliche Anselmo Anseimi in Arcevia herausgiebt. Aus dem Jahrg. IX
(1896) seien hier angezogen die Mittheilungen von Albanesi über das Altäre
Papale im Dom zu Ascoli (142); diejenigen zur Kunsttopographie von
Fermo (3, 49, 68) und Roccatontrada (15, 39, 88, 115, 147) und Arcevia (131).
Wichtiger für unseren Zweck ist die Sammlung der altchrist-
lichen Inschriften aus den Syrakusaner Katakomben, welche soeben von
der Hand Strazzulla’s in den Documenti Sic. erschienen ist.14) Dieser
fleissige auf diesem Gebiete schon so sehr verdiente, auch mit der
deutschen Litteratur wohlbekannte Gelehrte, dem man nur wünschen kann,
dass er aus seinem kleinen Castroreale wieder an den Sitz einer Universität
zurückkehre, hat in diesem ,Corpusculum’ den lateinischen und griechi-
schen Inschriften (es sind deren 66 + 417, im Ganzen 461) auch nach
Mommsen und Kaibel noch etwas abzugewinnen gewusst. Seine Samm-
lung wird allen Freunden der christlichen Epigraphik willkommen sein.
Machen wir den Schluss unserer italienischen Litteraturrevue mit der
kurzen Besprechung einer das frühe Mittelalter angehenden capitalen Publi-
cation, welche bisher in Deutschland fast keine Beachtung gefunden hat.
Ich hatte schon in meiner Veröffentlichung der Wandgemälde von
S. Angelo in Formis (1893) auf die Bedeutung der Handschrift 132 in
Montecassino hingewiesen, deren Neuausgabe damals von dem P. Oderisio
Pisciscelli beabsichtigt wurde. Jetzt, nachdem dieser Gelehrte zum
Gran Priore in Bari erhoben worden, hat der Archivar von Montecassino,
P. Ambrogio Maria Amelli, sich dieser Aufgabe unterzogen. Der prächtige,
von 1896 datirte, aber erst 1897 ausgegebene Band15) giebt eine kurze
Notiz über die Handschrift, welche das Werk des Hrabanus Maurus
,De Universo’ oder ,De originibus rerum’ (geschrieben um 844 auf dem
Petersberge bei Fulda) enthält. Der Codex, in longobardisch-cassinenser
Schrift des XL Jahrh. geschrieben, hat 265 Bl. in gr. Folio. Von den
305 Kapiteln des in 22 Bücher eingetheilten Werkes sind 127 nicht illu-
strirt, von den ca. 361 Bildern der übrigen sind hier 138 zur Publication
ausgewählt. Eine eingehende Beschreibung der Hs. nach ihrer litterari-
schen Seite gaben schon Caravita und die Bibliotheca Cassinensis
(III); Proben der Illustration theilten Tosti (Storia della Badia die Monte-
cassino I, 289, la ed.; danach das Jahrb. der kunsthist. Sammlungen des
Allerh. Kaiserhauses 1892) und Rohault de Fleury (La Messe) mit.
Das Buch ,De Uni verso’ ist eine dem K. Ludwig gewidmete Art
von Encyklopädie des damaligen Wissens, nicht unähnlich dem späteren
Werke der Herrad von Landsperg: nach der Zerstörung des kostbaren
14) Strazzulla, Vinc., Museum epigraphicum seu Inscriptionum christia-
narum quae in Syracusanis Catacumbis repertae sunt Corpusculum (Documenti
per servire alla Storia di Sicilia, Pubbl. a cura della Societä Siciliana per la storia
patria lila dev., Vol. III). Palermo 1897. 4°.
15) Miniature della Enciclopedia Medioevale di Rabano Mauro. Codice di
Montecassino No. 132 dell’ anno 1023. Tipogr. di Montecassino 1896. 4°. Pr. Fr. 40.—.