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Repertorium für Kunstwissenschaft — 25.1902

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Weizsäcker, Heinrich: Noch einmal der fragliche Dürer in Frankfurt
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https://doi.org/10.11588/diglit.61695#0096
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Noch einmal der fragliche Dürer in Frankfurt.
Von Heinrich Weizsäcker.
Ein altdeutsches Bildniss im Besitz des Herrn Georg Freiherrn von
Holzhausen in Frankfurt a. M. ist in dieser Zeitschrift neuerdings zur
Sprache gebracht worden1), nachdem es in den zuletzt vergangenen Jahren
mehrfach in der Fachlitteratur Erwähnung gefunden und zu verschiedenen
Meinungsäusserungen über die Person seines muthmasslichen Urhebers
Veranlassung gegeben hat. Die Frage nach dem Autor hat auch der er-
wähnte jüngste Beitrag zu lösen versucht, ich gestehe aber, dass sie mir
noch immer nicht vollständig zum Austrag gebracht zu sein scheint und
ich glaube auch sagen zu können, warum. Die bisher aufgestellten
Hypothesen haben mit Ausnahme einer einzigen den Weg einer stilver-
gleichenden Kritik auf allgemein bekannten Grundlagen eingeschlagen.
Dagegen ist an sich nichts einzuwenden. Eine kritische Untersuchung
wie die vorliegende sollte aber nicht für abgeschlossen gelten, so lange
ihr Gegenstand nur auf einzelne, dass ich so sage Gattungstypen, die
Jedermann zur Hand sind, nicht aber auch auf die speciellen Eigenthüm-
lichkeiten seiner örtlichen und zeitlichen Herkunft hin geprüft worden ist,
und eben diese letzte Forderung scheint mir im gegebenen Falle noch
nicht hinreichend erfüllt.
Wir haben es hier in Frankfurt mit einem einheimischen Denk-
mälerkreise zu thun, dessen Anfänge, was im Besonderen die Malerkunst
anlangt, bis in das vierzehnte Jahrhundert zurückreichen, und dessen Be-
stände uns, so weit sie dem fünfzehnten und dem sechzehnten Jahrhundert
angehören, sogar in den Stand setzen, in das Getriebe einer höchst re-
spectablen einheimischen Kunstthätigkeit hineinzusehen. Sollte die kunst-
geschichtliche Belehrung, die wir von da empfangen, garnichts mitzu-
theilen haben zur Lösung der uns hier beschäftigenden Frage? Allerdings
liegt die Vorgeschichte des streitigen Objects im Dunkeln: wir wissen
nicht einmal, wen es vorstellt und es lässt sich nicht mehr darüber sagen,
als dass es zum Fideicommissbesitz der Holzhausen gehört, die ihrerseits
zu den wenigen heute noch florirenden Geschlechtern des alten Frank-
furter Stadtadels, also des alten, echten und nicht nur sogenannten
Patriciates zählen. Da aber das Werk sich an Ort und Stelle einer

l) XXIV. Band, 5. Heft (1901) p. 376 ff., Friedrich Haack. „Dürer?
 
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