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Repertorium für Kunstwissenschaft — 25.1902

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Jacobsen, Emil: Italienische Gemälde im Louvre, [2]: kritische Notizen zu den im neuesten Katalog angeführten Bildern, sowie zu den vielen neuen Erwerbungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.61695#0305
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Italienische Gemälde im Louvre.

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1659 a. Einzug des Papstes Martin V in St. Angelo. Sehr willkürlich
Schule Masaccio’s genannt; vielmehr ein umbrisches, von Gentile da Fabriano
beeinflusstes Bild. Wir wissen, dass Gentile für den Papst Martin V wie
für Eugen IV gearbeitet hat. Nicht im Katalog. — 1661 a. Madonna
mit dem Kinde. Schwaches Bild mit Anklängen an Domenico Veneziano,
Baldovinetti und Filippo Lippi. Geschenk von Baronin N. Rothschild, Nicht
im Katalog. — 1662. Geschichte der Virginia. Die vielen Figürchen sind
sehr in der Art Filippino Lippi’s. Zart empfundene Landschaft in gold-
grünlichem Ton. Viel mattes Roth und Orange in den Trachten. Sehr
ähnlich dem „Tod Lucrezia’s“ in der Pittigalerie. Es gehört zu den Bildern,
welche B. Berenson seinem „Amico di Sandro“ zugeschrieben hat. — 1663.
Bildniss eines Jünglings. Nicht im Katalog. Ebenfalls von B. Berenson
dem Amico di Sandro zugeschrieben. Das Bild steht dem Filippino nahe
und dem Botticelli selbst auch nicht fern.75)
Bologneser Schule. 498. Urtheil des Paris. Schwaches Bild aus
der Schule des Costa-Francia.
dem im Louvrebild ganz ähnlich. In Nr. 89 erinnert der Typus der Madonna sehr
an den auf dem Tondo bei Mr. Th. Lawrie in Glasgow. In St. Spirito befindet sich
ein grosses schlecht erhaltenes Altarbild, Anbetung der Hirten, das auf keinen
Anderen als auf Piero, wenn auch nur als Schul- oder Werkstattbild, zurück-
gehen kann. Die schlechte Erhaltung dieser Bilder macht, auch für die beiden
erstgenannten, die Entscheidung schwierig, ob es sich um eigenhändige Erzeug-
nisse oder um Nachbildungen seiner Werkstatt handelt. Doch dürfte das Letztere
auch für jene das Wahrscheinlichste sein. Eine „Anbetung des Kindes“ im Refec-
torium von St. Croce ist eine Version vom Bilde in S. Spirito, aber mit Weg-
lassung mehrerer Figuren und von einem dem Piero ferner stehenden Künstler. Die
Anbetung des Kindes im rechten Querschiff von St. Lorenzo, von B. Berenson
dem Piero zugeschrieben, zeigt im Colorit und im Typus des Christuskindes
grosse Verwandtschaft mit dem Meister, daneben aber abweichende Züge. Da ich
jetzt von Piero di Cosimo spreche, möchte ich mir über das berühmte Andromeda-
bild in den Uffizien auch eine Bemerkung erlauben. Das Bild wird allgemein
Piero zugeschrieben und insofern mit Recht, als die Landschaft und auch
wohl der Drache ihm gehört, aber der ganze Vordergrund mit den trauernden
und jauchzenden Schaaren sowie auch die Prinzessin ist augenscheinlich von
einem lombardischen Schüler Lionardo’s gemalt. Es giebt verschiedene Anzeichen,
die darauf hindeuten, dass dieser Theil des Gemäldes von der Hand Sodo-
mas sein könnte, der vor 1513 sich in Florenz aufgehalten haben muss (vergl.
Frizzoni Arte Italiana del Rinascimento S. 134). In dieser Stadt hat er ja auch
in der Badia von Bartolommeo di Monte Oliveto in dem Refectorium ein Abend-
mahl, wovon noch Fragmente vorhanden sind, an die Wand gemalt. Ja, es giebt
Gründe für einen noch früheren Aufenthalt in Florenz, denn seine Kreuzabnahme,
um 1505 in Siena gemalt, ist augenscheinlich beeinflusst von der (von Perugino
vollendeten) Kreuzabnahme Filippino’s, jetzt in der florentinischen Akademie.
75) In dem ersten Corridor in den Uffizien befindet sich unter No. 75 ein
Madonnenbild „Ignoto Toscano“ genannt. Dies Bild ist, so viel ich weiss, in
keine Beziehung zu den Werken des Amico di Sandro gesetzt. Doch ist es augen-
scheinlich eine Version von dem Madonnenbilde bei Mrs. Austen, wenn auch wohl
nur von der Hand eines Nachahmers.
 
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