ling des großen Publikums, dus jetzt auf allen Ausstellungen vor
seineu Sachen zuerfl stehen bleibt. Diese Bilder regen sedesmal
das lebhafteste Streitinteresse auf, sie werden rasch verkaust, auch
durch Kopien die man bei dem Künstler bestellt und durch Nachbil-
dung iu Stich und Drnck veröffentlicht. Hübner genießt endlich
die Früchte seiner Studien: mitten im kräftigsten und hoffnungs-
reichsten Mannesalter lebt er verheiratet zu Düsseldorf, wo er von
der Akademie geschieden sich ein eignes Atelier gegründet hat.
Hübner hat für Deutschland ein nencs Fach des Genres auf-
gethan, welches man passender das so z i ali st isch e Genre als das
Gcnre des Proletariats nennen dürfte. Denn seine Gegenstände
schilderni alle den Druck welchen die durch Geburt, politische Frei-
heiteu oder Geldmacht Bevorrechteten auf die Stände unter ihnen
gelegt .haben. Daß die Stimmung dieser Biider hierdurch eine
trübe wird, darüber sollte man nicht mit dem Künstler rechten.
Das Wesen des Genres ist die Darstellung der Wirkiichkeit in Jn-
dividuen die nicht durch die Größe historischen Charakters sich über
ihre Umgebungen cmporheben, sondern vielmehr in ihrer Person
das Gesammtleben und Geschick ihres gauzen Standes repräsen-
tiren. Es ist somit dieser Gattung der Malerei nicht bloß eriaubt
sondern es liegt ihr als Pflicht ob, auch die schmerzlichen Verhält-
nissc der Gcgenwart, sosern sie überhaupt künstlerischer Darstellung
sähig sind, abzuschildern, und Ein Blick auf die Kunstgeschichte
beweist daß auch die großen alten Genremaler sich diesen Vortheil
me entgehen ließen. Neben den lnstigen Kirmessen und Schenk-
stuben des Teniers und Jan Steen, neben den eleganten nnd com-
fortablen Boudoirstücken des Dow und Netscher stehen in der nic-
derländischen Kunst die ernsten Szenen Wouverman's da, wo die
vom Kriege ausgesognen BanerSleute mit den magern Gäulen
unter sreiem Himmcl ihre Rast halteu, und es fehlen selbst grcu-
liche Herenbilder und uoch schrecklichere Episoden des dreißigjährigen
Krieges nicht, wo cine zügellose SoldateSka mit Raub und Atord
das sriedliche Hüttenleben tilgt und nicht einmal die Katze auf dem
Baume verschont. Nun aber ist auch unsre Zeit eine schwere Zeit für
Jeden dem die Norne nicht schon ber der Geburt Macht oder Gold
in die Wiege gelegt hat, und vor allem den sogenannten unteru
Ständen ist die alte srische Lebenslust und mit ihr die Poesie der
Eristenz großcntheils ausgegangen über der Sorge nm das tägliche
Brot. Der Grundton im gegenwärtigen Leben unscres Volkcs ist
seineu Sachen zuerfl stehen bleibt. Diese Bilder regen sedesmal
das lebhafteste Streitinteresse auf, sie werden rasch verkaust, auch
durch Kopien die man bei dem Künstler bestellt und durch Nachbil-
dung iu Stich und Drnck veröffentlicht. Hübner genießt endlich
die Früchte seiner Studien: mitten im kräftigsten und hoffnungs-
reichsten Mannesalter lebt er verheiratet zu Düsseldorf, wo er von
der Akademie geschieden sich ein eignes Atelier gegründet hat.
Hübner hat für Deutschland ein nencs Fach des Genres auf-
gethan, welches man passender das so z i ali st isch e Genre als das
Gcnre des Proletariats nennen dürfte. Denn seine Gegenstände
schilderni alle den Druck welchen die durch Geburt, politische Frei-
heiteu oder Geldmacht Bevorrechteten auf die Stände unter ihnen
gelegt .haben. Daß die Stimmung dieser Biider hierdurch eine
trübe wird, darüber sollte man nicht mit dem Künstler rechten.
Das Wesen des Genres ist die Darstellung der Wirkiichkeit in Jn-
dividuen die nicht durch die Größe historischen Charakters sich über
ihre Umgebungen cmporheben, sondern vielmehr in ihrer Person
das Gesammtleben und Geschick ihres gauzen Standes repräsen-
tiren. Es ist somit dieser Gattung der Malerei nicht bloß eriaubt
sondern es liegt ihr als Pflicht ob, auch die schmerzlichen Verhält-
nissc der Gcgenwart, sosern sie überhaupt künstlerischer Darstellung
sähig sind, abzuschildern, und Ein Blick auf die Kunstgeschichte
beweist daß auch die großen alten Genremaler sich diesen Vortheil
me entgehen ließen. Neben den lnstigen Kirmessen und Schenk-
stuben des Teniers und Jan Steen, neben den eleganten nnd com-
fortablen Boudoirstücken des Dow und Netscher stehen in der nic-
derländischen Kunst die ernsten Szenen Wouverman's da, wo die
vom Kriege ausgesognen BanerSleute mit den magern Gäulen
unter sreiem Himmcl ihre Rast halteu, und es fehlen selbst grcu-
liche Herenbilder und uoch schrecklichere Episoden des dreißigjährigen
Krieges nicht, wo cine zügellose SoldateSka mit Raub und Atord
das sriedliche Hüttenleben tilgt und nicht einmal die Katze auf dem
Baume verschont. Nun aber ist auch unsre Zeit eine schwere Zeit für
Jeden dem die Norne nicht schon ber der Geburt Macht oder Gold
in die Wiege gelegt hat, und vor allem den sogenannten unteru
Ständen ist die alte srische Lebenslust und mit ihr die Poesie der
Eristenz großcntheils ausgegangen über der Sorge nm das tägliche
Brot. Der Grundton im gegenwärtigen Leben unscres Volkcs ist