Ergötzlicher für uns war es, wenn die Pfarrer aus der
Umgegend Herrn Jacoby Lesnchten, nnd wir beim Vesperbrod
oder anch über dem Abendtisch ihren lebhaften Gesprächen
znhören dnrften. Es waren meist kräftige, geistvolle Männer
in den besten Lebensjahren, und fast ohne Ansnahme Kame-
raden aus der Campagne. Hatten die hessischen Jäger, da sie
mit dem Bubna'schen Corps nach Lyon zogen, auch eben kein
Pnlver gerochen, so hatten sie gleichwohl alle Abentheuer eines
Feldzuges, viele Beschwerden und manchen lustigen Streich
durchgemacht; von den gebildeten, begeisterten Musensöhnen
wmr das Alles ganz anders, tiefer, mannichfaltiger, lebhafter
aufgefaßt und festgehalten worden, als in einseitigem, rein
kriegerischem Geiste: es war volle, schäumende Poesie geworden,
und Stunden lang habe ich nnbemerkt an dem Mnnde der
Erzähler gehangen, wenn sie bei einem Glase eben nicht des
süßesten Pastorenweins in die schönste Zeit ihres Lebens zurück-
griffen und Jugend, Begeisternng, Muthwillen hervorförderten.
Selbst unser Pfarrer entkleidete stch dann allgemach seiner
Würde, wir bekamen wohl mehr als das gewöhnliche Deputat
unseres Spitzgläschens, nnd häufig durfte ich Louisen in der
Kammer helfen, wenn ste die Citronen znm Punsch preßte,
mit welcher seltenen Schwelgerei ein solches Fest beschlossen zu
werden Pflegre. Am andern Morgen schlich ich mich dann
mit der Mntter anf den Speicher, wo in einer Ecke der Leinwand-
kammer die grüire Uniform, der Hirschfänger, der Tornifter und
die Jägermütze niit dem silbernen Hörnchen über dem Schilde auf-
gehangen waren. „So nahmen sie Abschied von mir!" sagte
die Matrone jedesmal. „Ach! der Förster war kaum sechszehn
Jahre, und doch ließ ich ihn ziehn. Aber es war auch eine große
Zeit, von der wir Mütter unser Theil mithaben mußten."
„Sie hatten wohl rechte Angst um sie, während ste
draußen waren?"
„Nun ja, es wareu ihrer drei — der Lndwig nnd der
Carl schon Candidaten — wir weinten wohl, wenn wir
Umgegend Herrn Jacoby Lesnchten, nnd wir beim Vesperbrod
oder anch über dem Abendtisch ihren lebhaften Gesprächen
znhören dnrften. Es waren meist kräftige, geistvolle Männer
in den besten Lebensjahren, und fast ohne Ansnahme Kame-
raden aus der Campagne. Hatten die hessischen Jäger, da sie
mit dem Bubna'schen Corps nach Lyon zogen, auch eben kein
Pnlver gerochen, so hatten sie gleichwohl alle Abentheuer eines
Feldzuges, viele Beschwerden und manchen lustigen Streich
durchgemacht; von den gebildeten, begeisterten Musensöhnen
wmr das Alles ganz anders, tiefer, mannichfaltiger, lebhafter
aufgefaßt und festgehalten worden, als in einseitigem, rein
kriegerischem Geiste: es war volle, schäumende Poesie geworden,
und Stunden lang habe ich nnbemerkt an dem Mnnde der
Erzähler gehangen, wenn sie bei einem Glase eben nicht des
süßesten Pastorenweins in die schönste Zeit ihres Lebens zurück-
griffen und Jugend, Begeisternng, Muthwillen hervorförderten.
Selbst unser Pfarrer entkleidete stch dann allgemach seiner
Würde, wir bekamen wohl mehr als das gewöhnliche Deputat
unseres Spitzgläschens, nnd häufig durfte ich Louisen in der
Kammer helfen, wenn ste die Citronen znm Punsch preßte,
mit welcher seltenen Schwelgerei ein solches Fest beschlossen zu
werden Pflegre. Am andern Morgen schlich ich mich dann
mit der Mntter anf den Speicher, wo in einer Ecke der Leinwand-
kammer die grüire Uniform, der Hirschfänger, der Tornifter und
die Jägermütze niit dem silbernen Hörnchen über dem Schilde auf-
gehangen waren. „So nahmen sie Abschied von mir!" sagte
die Matrone jedesmal. „Ach! der Förster war kaum sechszehn
Jahre, und doch ließ ich ihn ziehn. Aber es war auch eine große
Zeit, von der wir Mütter unser Theil mithaben mußten."
„Sie hatten wohl rechte Angst um sie, während ste
draußen waren?"
„Nun ja, es wareu ihrer drei — der Lndwig nnd der
Carl schon Candidaten — wir weinten wohl, wenn wir