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Da sprach Pipin: Mir läßt der Feind
Zum Freien nicht die Weile;

Doch wcil eS Noth thut wie ihr meint,
Betreib ichs in der Eile.

Schickt mir ihr Bildniss, werther Gast,
Und einen Goldschuh, der ihr passt,

So läßt sich weiter sprechen.

Da fuhr der Gast auS Schwabenland
Zur Heimat mit Behagen
Ilnd kam, von seinem Herrn gesandt,
Zurück nach kurzen Tagen.

Und daß man säh wie schön sie sei,
Bracht er deS Mägdleins Conterfei
Und Goldschuh, zwei für einen.

Und als Pipin das Bild ersah,

Der edle Fürst der Franken,

Er wuste nicht wie ihm geschah
Jn Sinnen und Gedanken.

Er sprach: Du liebes, gutes Kind,

So reiu wie Gottes Engel sind,

Voll süßer Huld und Demuth!

Da nahm er einS der Goldschnhlein
Und sprach in sich vergnüget:

Das Füßchen muß wohl zierlich sein,
Dem solch ein Schuh sich füget.

Wie ist das gar ein knapper Raum:

Die kurze Spanne mißt cr kaum
Von Daum und Zeigefinger.

Da nahm er auch den andern Schuh
Uud maß ihn an dem einen:

9ioch kleiner der? wie geht das zu?

Jch kann es nicht vereinen.

Da sonst doch Fuß dem Fuße gleicht,
Fehlt hier ein Theil, ein Zoll vielleicht
Dem linken zu dem rechten.
 
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