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2. Stimmung.

dlüch blüht die Vrde wie sie einst geblüht,

Als stch ein stmg Geschlecht die Blüten brach,
Nnd die dem ersten Dichter einst geglüht,

Die Sonne leuchtet nvch in mein Gemach;

Der Vöglein Chor, noch rst er nicht verstummt,
Es rankr das Laub vor meinem Fenster auf,
Jm Blütcnkelch das sttngste Bienchen summt —
Noch rollt die Erde ihren ew'gen Lauf.

Hast, milde Mutter, die du Allen gabst,

Die du bis jetzt genährt der Welteu Glanz,

Nichts mehr, daß du den Nachgebornen labst?

Hat stch bei unr dein Born erschöpft so ganz?
Wohin ich blicke, Kräfte regen noch
Den Arm, erstarkt iu Licbe wie in Haß;

Nur ich unselig zweifelvoll — und doch
Pulst auch in mir das Blut ohn' Unterlaß.

Da ich ein Knabe umzuschau'n begann,

Hat Liebc süß die Seele angelockt;

Auch jetzt, so manche Stunde mir verrann,

Noch immer nicht die Quclle der Liebe stockt.

Wer aber hat's dem Blöden angethan,

Daß, wenn die Andern des Bcsitzes froh
Mit liebem Gnt deS Lebens Hafen nah'n,

Er weg vom Glück und immer ferner sloh?

Es lockt die Kunst, es laben Ton und Bild,

Das Eble zum Erfreulichen gesellt,

Sie lockt, es wird die herbe Seele mild,

Und einc schön're Sonne scheiut der Welt;

Mir? — Eine schöne Blume war sie mir,

Mit Wonne ost, mit Andacht angeschaut,

Manch trüber Stunde Trost, manch froher Zier —
Doch wer hat eincr Blume sich vertraut?


— -öss)
 
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