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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

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Heft 4
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Bloem, Walter: Schnapphähne
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https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0232
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öeorg. Du Wer Zchelm!
Hildegard. Zässt Ihr nicht vor mir da
Zo wacklig wie öu'r eignet örosspapa
In den öenesung Hot — cht solltet's wagen,
Zo unverschämt die klugen aufruschlagen!
öeorg. Und ich — wär ich nicht so ein fammerkrüppel,
Wie n ausgehöhlter Mummelgreis am Knüppel,
Dann solltet cht so keck nicht vor mit stehn
Und mit Verachtungsblicken auf mich sehn.
Dann sptäng ich auf und rwänge deinen Mund
Und küsste dit die dteisten Lippen wund!
Hildegard. Zo'n Lrechdachs!
öevtg. hefcenmädel!
Hildegard. Kattenfrass!
6 eotg (oei-sucht ihi-e Hände ru fassen),
vielleicht geht's doch schon!
(Hildegard stöhl ihn ruiück, er stöhnt auf.)
Üh!
Hildegard. Uch — ich vergass! —
verreisst — hab ich Luch weh getan!
6evtg (den Schrnere oerdeihend). öin bisschen.
Hildegard, was könnt ich Luch rur Linderung —
öeorg. öin Küsschen?
Lin ganr kleines Küsschen?
Hildegard. Noch ein Wort
von dieser Zorte
öeorg. Nun?
Hildegard. Zo geh ich fort,
Da ich nicht strafen darf, wie sich's gehört.
öeorg. ja tut das, geht — denn Luch ru sehn, betört
Zu immer neuer vummheit mich — und so
verscherr ich völlig eure Huld und önade —
Seht lieber — geht nur schnell!
Hildegard. Nun bleib ich grade,
öeorg. Ihr bleibt? — vu öngelsangesicht —
Hildegard (geht rasch auf die andere Seite der Sühne und seht sich
unter die Laude) Oho !
Zo war es nicht gemeint. Ich bringe mich
In Sicherheit. Segasft mich meinetwegen,
Vas stört mich nicht, öafst nur den ganren lag -
vom vlatre könnt Ihr öuch ja doch nicht regen.
öeorg siehnt sich in träumerischem Sehagen eurück, überfliegt mit
heiteier hreude da? Sild, das sich vor seinen stugen ausdreitet).
Lrühsommerreit! Der Kuckuck schreit am Hag,
Nkarienduft rieht schwül berauschend her,
Und diese ZtiUe, süssen Keifens schwer!

Dem Kuckuckruf scheint alle Welt ru lauschen.
Mich dünkt, ich hör des Kheines tröstend Kauschen
Im engen Lai — öenesung! heil'ges Licht!
wie war's doch? — Winter — muffiges Kontor,
Und vrbeit — Zahlen — vücher und Papier —
vann kerrenhelle Nächte — öeigenchor,
Im öürrenich der kölnischen Lrauen Zier
keim Keigentanr — entblösster Zchultern vuft,
von Ztaub und weine schwer die nächt'ge Luft,
Und Sehnsucht — Zehnsucht — und nun siss ich hier,
von dem, was meine Welt war, fern und weit,
öin wunder Mann — gefangen — und befreit.
Lräulein!
Hildegard (die während des vorigen anscheinend teilnahmios gesessen,
in Wahrheit aber verstohlen, gefesselt öeorgs Iräumereien belauscht Hst),
was wollt Ihr?
öeorg. Könnt Ihr tanren?
Hildegard. Ich?
wer hätt mich's lehren sollen?
öeorg. öott sei vank!
Zchlagt Ihr die Laute? Könnt Ihr Ztich um Ztich
In roten Zammet gelbe Zeide sticken
wie angemauert aus der Ofenbank?
Puch das nicht? was denn könnt Ihr?
Hildegard. was ich kann?
öi, kochen, backen, braten, Wunden flicken.
Zonst nichts. Doch übrigens — was geht's öuch an?
öeorg. Und so ist öuch die fugend hingegangen
In diesem fammer? dieser öinsamkeit?
Nie röteten im Zpiel sich öure Wangen?
Hildegard. Vein — daru halt ich leider niemals Zeit,
öeorg. Nie schweiftet Ihr im Lrohsinn ungezügelt
Mit einer jungen Lreundin durch die Llur
Und tauschtet öure Mädchenträume?
Hildegard. Hur
Mit Vaters Knechten hab ich mich geprügelt,
öeorg (Haid süi sich), vu armes Kind, wie köstlich muss es sein,
vir dieser örde Lülle ru erschliessen.
Und dich in ölanr und Keichtum und öeniessen
Und aller Schönheit Zauber einruweihn!
(laut). Vies magre Händchen, hart und ungepflegt
In weiches Leder stecken — dieses Hälschen
Umwinden mit gereihten Perlenschnürchen,
öinwickeln dieses kräftige Ligürchen
In Zammt, garniert mit hermelinenpelrchen —
Uch Lräulein — dürft ich das!


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LIsns IVls^sr.
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