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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 11.1906

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Heft 6
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Rüttenauer, Benno: Aus dem grossen Haufen der Kölner Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.26233#0280
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A. Holzel. Kirchgang.

klingenden Akkord in grau, graugrün und blau;
Frau Fanny v. Weishaupt, die, ohne es zu
ebenso reiner Wirkung zu bringen, mit den
ähnlichen Mitteln ähnliche Ziele anstrebt; Hans
Schröder, der in einigen Radierungen eine fast
klassische Einfachheit zeigt, ohne doch im
geringsten nüchtern zu wirken, und der
mit seinem „Fluß im Wald“ sogar an einen
Salomon Ruysdal erinnern könnte, wenn
der gelbliche Luftton nicht einen leisen
Verdacht von Süßlichkeit erregte; Adolf
Luntz, dessen Dorfbild „Nach dem Regen“
durch seltene koloristische Feinheit ent-
zückt; Paul v. Ravenstein, dessen „Blick
ins Tal“, vielleicht einigermaßen von
Thoma beeinflußt, durch den einfachen
Gegensatz von Gelbgrün und tiefem Schwarz-
grün eine ruhig - vornehme Haltung zeigt,
wodurch dem mit poetischem Sinn aus-
gewählten Motiv, das zur süßlichen Senti-
mentalität verführen könnte, eine strenge
Herbigkeit zu eigen wird.

Ein Karlsruher Künstler anderer Art ist
Hans von Volkmann. Die Behandlung und
Verwendung der Ölfarbe zu koloristischen
Wirkungen ist nicht seine Stärke. Sein
großes Ölbild „Aus dem Land der grünen
Hügel“ — ein fast unnötig prätentiöser
Titel — ist trockene reizlose Malerei.
Volkmann geht überhaupt nicht auf male-
rische Reize der Natur aus, sondern auf
poetische; oder wie es vielleicht rationeller
ausgedrückt ist; der lineare Wohlklang
und Rhythmus ist ihm mehr zugänglich
als der der Farben. Seine kleinen Litho-
graphien sind fast immer größer in der

Wirkung als seine großen Ölbilder.
Die Ausstellung weist vorzügliche
Blätter von ihm auf.

Überhaupt findet man gerade unter
den farbigen Lithographien höchst er-
freuliche Sachen, die beweisen, wie-
viel sich mit diesem einfachsten Aus-
drucksmittel künstlerisch sagen läßt.
Die stärksten darunter sind aber keine
landschaftlichen Darstellungen, ich
werde darum an anderer Stelle da-
von zu reden haben.

Die Lithographien, womit auch
einige ganz köstliche Aquarelle zu-
sammengehängt sind — von Pankok,
Georg Lebrecht, Paul Leschhorn —
bringen mich auf Georg Daubner von
Straßburg. Er nennt seine Sachen
bescheiden farbige Zeichnungen; in
Wahrheit wirken sie stark bilderhaft.
Ihre lustige aber keineswegs bunte
Farbigkeit macht, daß sie trotz ihres
kleinen Formats schon von weitem
auffallen. Sie verlieren aber nichts,
wenn man sie näher betrachtet; man sieht
dann, mit welcher Liebe und Sorgfalt sie bis
ins kleinste durchgebildet sind. Ich habe mich
aufrichtig gefreut an dieser fröhlichen Kunst,
die von einer andern Zeit zu sein scheint,
die viel erzählt von dem stillen Glück einer
liebenswürdigen Künstlernatur, in der die Be-

Karl Küstner. Dorfweiher.
 
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