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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 12.1906

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Nr. 10
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Schur, Ernst: Baukunst auf der Kölner Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.26232#0168
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Paul Haustein. Zimmer im Pankok-Pavi^lon.
TlAUKUNST AUF DER KÖLNER
JD AUSSTELLUNG.
Von ERNST SCHUR.
Die Baukunst ist die Mutter der Künste.
Der Mensch muß erst ein Heim haben, ehe er
es schmücken kann. Darum nimmt die Archi-
tektur mit Recht die erste Stelie ein.
Es soiite wenigstens so sein.
Es ist noch nicht iange her, da dachte man
noch gar nicht daran, in Kunstausstellungen
Architekturen vorzuführen. Und noch heute
führen die Säle, die Architektur bringen, dank der
unglückiichen Art, wie die Werke zur Schau ge-
stellt werden, ein höchst kümmerliches Dasein.
Das Publikum erträgt sie als ein anscheinend
notwendiges Übel. Dagegen haben die mo-
dernen Ausstellungen mit Recht Front gemacht.
Das Kunstgewerbe, das die Innendekoration
pflegte, brachte auch der Baukunst neues An-
sehen. Darmstadt ging von der Architektur
aus, setzte ganze Häuser hin, die im Innern
den andern Künsten Platz gaben. Seitdem rückt
allmählich der Baukünstler an die Stelle, die
ihm gebührt. Die Kunstzentren, die noch kein
Ausstellungsgebäude haben, sind besser daran,
als Städte wie Berlin und München. Sie bauen
sich ein neues Gebäude nach dem Geschmack
der Zeit, der in den tüchtigen Künstlern zum
Ausdruck kommt. Außerdem werden noch be-

sondere architektonische Anlagen geschaffen,
die eigenartigen Künstlern Gelegenheit geben,
ihre Absichten zu verwirklichen.
Freilich ist die Anschauung von der Not-
wendigkeit der Erneuerung in dem baukünst-
lerischen Stil gerade in den Reihen der Archi-
tekten nicht sehr tief gedrungen. In der Mehr-
zahl bleiben sie an der Praxis haften, die ihnen
landläußge Modelle in bequemer Abwechslung
bietet. Darum ist es von Wichtigkeit, wenn
vorderhand die nach neuen Zielen strebenden
Baukünstler im Rahmen einer Kunstausstellung
ihr Werk hinstellen, als Zeugnis, als Ermunte-
rung, damit endlich einmal ein Anfang gesetzt
werde.
Wenn man vom Eingang der Ausstellungs-
halle zurückblickt, sieht man zu beiden Seiten
des grünumwachsenen Teiches zwei Bau-
schöpfungen liegen. Die eine ist in rotem Stein
ausgeführt. Sie liegt zurück. Sie hat etwas
Sonnig-Heißes, Geheimnisvolles. Es ist der
Frauenrosenhof von Olbrich. Der andere Bau
rührt von Behrens her. Er ist klar, streng,
kühl. Er zeigt in ruhiger, offener Gliederung
die Logik und Schönheit einer bewußten Schöp-
fung, die nicht in Stimmung sich ßüchtet, die
nicht durch einen weichlichen Titel verführen
will: das Tonhaus.
Dazu kommt noch als baukünstlerische An-
lage der Hof und Brunnen von Pankok. Der
Hof hat schöne Verhältnisse, er wirkt licht, und

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