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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 15.1908

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Heft 5
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Schäfer, Wilhelm: Albert Haueisen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26458#0156
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Albert Haueisen: Stilleben.

Daß ein Künstler vom ersten Anfang an seinen Weg findet wie z. B. der junge Trübner, ist
selten und fast unnatürlich, da die Leidenschaft der Jugend nach Ausdruck drängt, das Unerhörte
mehr sucht als das Delikate, worin Trübner seine frühe Meisterschaft erreichte. So ist der an-
gedeutete Leidensweg von Haueisen kein persönliches Schicksal, sondern der Lauf der künstlerischen
Entwicklung, die allzuleicht wie Beethoven am Ende des Lebens erst den Anfang der Kunst zu haben
glaubt. Den Wenigsten gelingt es überhaupt, ihr Talent zu bergen, wie das von Haueisen mir
nun geborgen scheint.
Auf dem mehrfach genannten Bildnis seines Bruders steht rechts in der Ecke ein Blumenstrauß,
dessen Schönheit kaum im Bild zurückgehalten wird. Auch schon in der „Küferwerkstatt" ist manches,
was auf einen LIualitätsmaler zeigt, um dieses schiefe Wort andeutungsweise zu gebrauchen. Und
unter den hier abgebildeten Stücken ist die schöne Landschaft „Bernau-Oberlehen" schon im Sommer
I9O5 zu Bonn gezeigt worden. Sie zeigte schon damals den Maler, der alles was er bis dahin
einzeln konnte: dekorative Austeilung der Fläche, Sattheit der Töne und großen Zusammenklang nicht
mehr altmcistcrlich sondern in einer konsequenten Öltechnik zu malen vermochte. Mir dieser Land-
schaft war Haueisen schon in die Nachbarschaft TrübnerS gerückt, bevor er sich mit Bewußtsein ent-
schied. Ich meine damit kein Schülerverhältnis, obwohl das bei Trübner für Keinen eine Unehre
wäre. Was man im modernen Durcheinander der technischen Mittel leicht als Besonderheit dieses
Heidelberger Goldschmiedsohnes nimmt, ist zumeist nur das reinliche Prinzip der Ölmalerei, die mit
reinen Farben Strich neben Strich aus den klaren Grund setzt, weder Farbenberge häuft noch tote
Stellen mit Lasuren lebendig macht, die Fläche in sogenannter Prima-Malerei zu einer Art von

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