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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

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Lüthgen, Eugen: Landschaft, Garten und Landhaus: Zu den Bauten von Architekt Paul Pott-Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0439
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Abb. 1. Paul Pott: Landhaus Professor Zinsser in Köln-Lindenthal.

Landschaft, Garten und Landhaus.
Zu den Bauten von Architekt Paul Pott-Köln.

an kann versichert sein, wenn von Bauten in
der Landschaft die Rede ist, zu hören, man
verstände es, das Hails aus der Landschaft
hervorwacksen zu lassen. Natur und Kunstwerk sei eine
Einheit. Welche Stimmung in dem einen anklänge,
sie werde von dem andern aufgegriffen, fortgetragen
und weitergesponnen. Alle sind einig, daß das nichts
Ungewöhnliches sei und daß es durchaus nichts gäbe,
was dieser Auffassung widersprechen könne.
Man habe die Frage gelöst, glaubt man, Landschaft
und Kunstwerk sei zu einer Einheit gezwungen.
Damit nun verhält es sich nickt anders wie mit der
Malerei der Wirklichkeitsmaler. Man malt einen Aus-
schnitt der Natur, wie man ihn zufällig erblickt; man
legt in dies Stück Natur die Stimmung hinein, in der
man sich zufällig befindet. Ob eine weite Ebene oder
ein Hochgebirge, man malt Sehnsucht, Zorn, Erregung,
Ekstase. Man vermag immer Form und Farbe zu
zwingen, daß sie der gewollten Stimmung dienstbar
werde.
„Wenn ich irgendeine Stimmung habe," sagt Her-
mann Bahr, „kann ich sie natürlich an jeden Baurn,
einen Rosenstrauch wie eine Eicke hängen: das ist das
Verfahren der Sentimentalen. Nun ist aber der Rosen-
strauch etwas ganz Bestimmtes in der äußeren Welt;

philosophisch gesprochen: er ,stellt in ihr eine Idee
darü Diese Idee ist ebenso in der inneren Welt vor-
handen; es gibt in der Seele etwas, das Rosenstrauch
ist."
Die äußere Erscheinung wird in ihrem Wesen nur
erfaßt durch eine notwendig innere Stimmung. In
diese innere notwendige Stimmung durch ein Ding der
Erscheinungswelt gehoben zu werden, bleibt das Vor-
recht des großen Künstlers. Er erschließt durch seine
Kunst notwendige, unsichtbare und unwägbare Be-
ziehungen. Dann ist seine Kunst innerlicher Wirkung
gewiß.
Was für den Maler die Offenbarung dieser not-
wendigen Stimmung durch Umwandlung des Naturaus-
schnitts zum Kunstwerk, das ist für den Baukünstler
die Schöpfung von Formen, deren innere Ausdrucks-
kraft der inneren Stimmung der Landschaft entspricht.
Ein Vorgang, der die Fähigkeit selbstlosester Hingabe
an die Natur und freiester Durchgeistigung abstrakter
Formen voraussetzt.
Denn um die Stimmungseinheit von Landschaft und
Bauwerk handelt es sich, darum, daß „eine Farbe auf
die andere, eine Linie auf die andere, die Farben auf
die Linien sich so beziehen und alle Maße in so festen
Verhältnissen stehen, daß man nichts Hinwegdenken,
z


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