Abb. l. H. Nauen: Selbstbildnis (Steindruck) l?Iy.
Neue Graphik von Heinrich Nauen.
ie Leser dieser Zeitschrift werden sich an Paul
MahlbergS Aufsatz über den Malcr Nauen
(März 1914) erinnern. Die für die rheinische
Burg Drove geschaffenen Wandgcmülde ftanden >m Mittel-
punkte dcr Betrachtung. Heute arbeitet der Künstler an
einem ähnlichcn Auftrag, dem Bilderschnmck des Musik-
zimmers für einen Berliner Kunstfreund, cine Aufgabe,
die ihm um so lockender erscheint, als meist an der Front
verlebte Kriegsjahre ihn künstlerischem Schaffen beinahe
entfremdet hatten. Ein gemalteS BildniS des in vieler
Hinsicht geisteöverwandten Christian Rohlfs geht seiner
Vollendung entgegen. Die nicht mehr ganz freiwillige
Einsamkeit in dem entlegenen, von den Bclgiern besetzten
Brügge, nahe der holländischen Grenze, trägt das Jhre
dazu bei, die lange gchcmmte Schaffenskraft des heute
neununddreißigjährigcn Künstlerö zur neuen Entfaltung
zu bringen.
p'/n,
Währcnd des Krieges sind nur wenige Olgemälde
entstanden, hier und da ein Aquarcll, landschaftliche
Eindrücke aus dem westlichen Kampfgebiete, dagegen
von Steindrucken und Radierungen eme nicht geringe
Anzahl. Ein großer stark-pathetischer, erpressionistisch
empfundcner Frauenkopf „Schmerz^ geht auf Eindrücke
dcr beiden ersten Kriegsjahre zurück. Gleichfalls für
den Steindruck geschaffen wurde ein großeS BrustbildniS
dcs Architckten Alfred Fischer, cine ungcwöhnlich lcben-
dige, wie eine Jmprovisation wirkende Porträtarbeit,
dic auf dem Ehrenbreitstein entstand, wo beide Künstler
für den artilleristischen KriegSdienst ausgebildet wurden.
Außerdem erinncre ich mich einiger reifer Blätter mit
BildniSköpfen von Angehörigen der Familie Suermondt.
Seit dem Beginn des Waffenstillstandes hat Nauen
mit lithographischer Krcide und der Radiernadel cine
ganze Serie von Bildnisscn geschaffen, die wie eine
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Neue Graphik von Heinrich Nauen.
ie Leser dieser Zeitschrift werden sich an Paul
MahlbergS Aufsatz über den Malcr Nauen
(März 1914) erinnern. Die für die rheinische
Burg Drove geschaffenen Wandgcmülde ftanden >m Mittel-
punkte dcr Betrachtung. Heute arbeitet der Künstler an
einem ähnlichcn Auftrag, dem Bilderschnmck des Musik-
zimmers für einen Berliner Kunstfreund, cine Aufgabe,
die ihm um so lockender erscheint, als meist an der Front
verlebte Kriegsjahre ihn künstlerischem Schaffen beinahe
entfremdet hatten. Ein gemalteS BildniS des in vieler
Hinsicht geisteöverwandten Christian Rohlfs geht seiner
Vollendung entgegen. Die nicht mehr ganz freiwillige
Einsamkeit in dem entlegenen, von den Bclgiern besetzten
Brügge, nahe der holländischen Grenze, trägt das Jhre
dazu bei, die lange gchcmmte Schaffenskraft des heute
neununddreißigjährigcn Künstlerö zur neuen Entfaltung
zu bringen.
p'/n,
Währcnd des Krieges sind nur wenige Olgemälde
entstanden, hier und da ein Aquarcll, landschaftliche
Eindrücke aus dem westlichen Kampfgebiete, dagegen
von Steindrucken und Radierungen eme nicht geringe
Anzahl. Ein großer stark-pathetischer, erpressionistisch
empfundcner Frauenkopf „Schmerz^ geht auf Eindrücke
dcr beiden ersten Kriegsjahre zurück. Gleichfalls für
den Steindruck geschaffen wurde ein großeS BrustbildniS
dcs Architckten Alfred Fischer, cine ungcwöhnlich lcben-
dige, wie eine Jmprovisation wirkende Porträtarbeit,
dic auf dem Ehrenbreitstein entstand, wo beide Künstler
für den artilleristischen KriegSdienst ausgebildet wurden.
Außerdem erinncre ich mich einiger reifer Blätter mit
BildniSköpfen von Angehörigen der Familie Suermondt.
Seit dem Beginn des Waffenstillstandes hat Nauen
mit lithographischer Krcide und der Radiernadel cine
ganze Serie von Bildnisscn geschaffen, die wie eine
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