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Emil Richter (Firma : Dresden); Van Rysselberghe, Théo [Ill.]
Théo van Rysselberghe — Dresden: Kunstausstellung Emil Richter, [1908?]

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https://doi.org/10.11588/diglit.72943#0003
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Theo van Rysselberghe
Die Versuche, die Ergebnisse und Methoden exakt
naturwissenschaftlicher Forschung auf die Lite-
ratur zu übertragen, zeitigten den roman experi-
mentel und die ihm verwandten Erscheinungen der
Milieudichtung. Den analogen Prozeß auf dem Gebiet
bildender Kunst stellt der Neoimpressionismus dar. Wie
dort die Arbeit der Biologen, wird hier die der Physiologen
und Physiker — mit der gleichen leisen Überspannung und
unter Übergehung der psychologischen Seite — als Grund-
lage verwertet zur Ausbildung einer Technik, die einmal
den Anspruch wissenschaftlicher „Richtigkeit" erhebt und
andererseits imstande ist, die Ausdrucksmöglichkeiten nach
der koloristischen Seite auf ein Maximum zu steigern.
Es ist nicht schwer, etwa erkenntniskritisch den
wunden Punkt dieser theoretischen Fundierung aufzu-
zeigen, genau so wenig, wie die Ablehnung der Theoreme
Zolas oder Taines. Das Problem ist heute indessen
nicht mehr die Frage nach Berechtigung oder Nicht-
berechtigung des Neoimpressionismus. Die Werke, die
er gezeitigt hat, genügen vollkommen als Legitimation;
es fragt sich vielmehr, ob die zwei Dezennien neo-
impressionistischer Technik eine allgemeine Bereicherung
gebracht, inwieweit sich neue Möglichkeiten von hier aus
ergeben haben, was außer den Werken der Seurat und
Signac, Croß und Luce an Fortwirkendem für die
Gesamtentwicklung bildender Kunst Bedeutsames ge-
blieben ist.
Es ist ein weiter Weg von der Grande Jatte
Georges Seurats, mit der der Neoimpressionismus auf
 
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