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Emil Richter (Firma : Dresden)
Max Slevogt als Illustrator: Kunstausstellung Emil Richter, Dresden — Dresden: Kunstausstellung Emil Richter, [1912]

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https://doi.org/10.11588/diglit.73897#0004
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den Wenigen, die sidi gegen das Kunstgewerbe durchgesetzt
haben: eben zu Menzel und zu Klinger, manchmal zu Bonnard
und Lautrec, und neuerdings mit immer größerer Freude zu
Max Slevogt.
Die graphische Vergangenheit Slevogts reicht noch nicht
lehr weit zurück, Erst knapp ein Jahrzehnt. Abgesehen von
einer Serie von Radierungen handelt es sidi um Budiillustra-
tionen, die meinen mit Text, eine auch, die Achilleis, außer-
halb des Textes, Im Jahre 1903 ersdiien das Märchen von
Ali Baba, 1905 die Achilleis, 1907 die Indianergesdiidite
Coranna, 1908 Sindbad, 1909 Rübezahl, und 1910 ward
das Meisterwerk Der Lederstrumpf vollendet.
Alle diese Arbeiten nun sind wirkliche Illustrationen
zum Text der betreffenden Dichtung. So wie Menzel die
Mehrzahl seiner Bilder zu Friedrich dem Großen als Ver-
ansdiaulidiung des Gelesenen dachte, so denkt auch Slevogt
die seinen. Er stellt sidi beim Lesen vor, wie die Szene, die
der Dichter da khildert, im Leben ausgesehen haben kann,
da an Ort und Stelle und in annähernd getreuem Kostüm
jener Zeit. Das ist etwas anderes als leichte Randglossen
oder als witzige Paraphrasen, wie sie etwa Tb. Tb. Heine
zu Hebbels Judith gemacht hat. Es sind wirkliche Bild-
Schöpfungen mit eigenem Leben und selbltändiger innerer Ab-
geschlossenbeit. Nicht nur Schöpfungen des Auges und der
Hand, sondern des Geiltes. Der Künstler hat, wie Goethe
von Delacroix' Illustrationen zum Fault einmal sagte, die
Vorstellung des Dichters zu Ende gedacht.
Die Stoffe, die sidi Slevogt zum Illustrieren aussudit,
wurden bis dahin eigentlich kaum mehr gelesen. Mancher,
der Ali Baba für ein Kindermärdien hielt und beim Ledern
Strumpf vage an den Kampf gegen die Schundliteratur dachte,
der erStaunte jetzt über den Wert dieser Art von Literatur.
Aber sieber war es nicht dies, was Slevogt zu seinen Stoffen
führte, sondern er kam absichtsloser zu ihnen, mehr, weil
seine kräftige Pbantasie Bücher braucht, in denen etwas ge-
schieht, Gekhiditen, wo aus dem Vollen gewirtschaftet, wo
gelebt und geworben wird, wo man haut und Sticht und
reitet, wo man reist und fremde Länder sieht, sich verirrt
und pbantastisdie Dinge erlebt, kurz Bücher vom Orient und

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