Woermann vermied es möglichst über Bilder zu
sprechen, im direkten Gegensatz zu Bode, der mich
viel im Depot herumgeführt hat, was auch sein Inter-
esse hatte, denn gar manches gute Bild hat man jetzt
ins Depot versetzt, z. B. sämtliche Bilder von LOTTO
mit Ausnahme des Porträts 133, den SoDOMA usw.
Außerdem fand ich da als unbekannt ein schönes vero-
nesisches Porträtbild, wahrscheinlich von CAROTO.
Es ist ein Bruststück und stellt einen jugendlichen
Ritter dar.
[In Berlin] habe ich übrigens einen Tag den Hand-
zeichnungen gewidmet und kann Ihnen für heute nur
sagen, daß der Dante-Codex des BoTTiCELLi ein
Kunstwerk allerersten Ranges ist. Sie haben ja durch
Lippmann einige Probeblätter erhalten und kennen
so den Charakter des Werkes. Wahrhaft erstaunlich
ist die Mannigfaltigkeit. Eines der Blätter ist koloriert
und das hat mir das ganze mit einem Schlage klar ge-
macht. BOTTICELLI hat nämlich die Zeichnungen für
einen Miniator entworfen. Die Farbenharmonie und
auch die Zeichnung im Detail ist nämlich auf dem aus-
geführten Blatt eine von BoTTiCELLi durchaus ver-
schiedene. Lippmann war geneigt mir recht zu geben;
er habe, sagte er, anfangs auch das gedacht, aber Bode
behaupte steif und fest, die Malereien seien BoTTi-
CELLis. Dazu konnte ich nur sagen, daß, wenn dies
BoTTiCELLi-Malereien sind, ich gern darauf verzichte,
von BoTTiCELLi auch nur das Oberflächlichste zu ver-
stehen.
Wir haben hier in London den liebenswürdigen
Justi, der eine Spezialarbeit über VELASQUEZ vorbe-
reitet und eben noch hierzulande Nachlese von Bil-
dern hält. Er ist hocherfreut über Ihre Notiz über den
sog. VELASQUEZ-Reiter in den Uffizien, die Sie mir
brieflich im November mitteilten. Sonst ist nichts
Neues von hier zu berichten, als daß ich eben in der
National Gallery zwei reizende kleine Bildchen [Nr.
1133, 1136] der »veronesischen Schule« (wie sie ofh-
sprechen, im direkten Gegensatz zu Bode, der mich
viel im Depot herumgeführt hat, was auch sein Inter-
esse hatte, denn gar manches gute Bild hat man jetzt
ins Depot versetzt, z. B. sämtliche Bilder von LOTTO
mit Ausnahme des Porträts 133, den SoDOMA usw.
Außerdem fand ich da als unbekannt ein schönes vero-
nesisches Porträtbild, wahrscheinlich von CAROTO.
Es ist ein Bruststück und stellt einen jugendlichen
Ritter dar.
[In Berlin] habe ich übrigens einen Tag den Hand-
zeichnungen gewidmet und kann Ihnen für heute nur
sagen, daß der Dante-Codex des BoTTiCELLi ein
Kunstwerk allerersten Ranges ist. Sie haben ja durch
Lippmann einige Probeblätter erhalten und kennen
so den Charakter des Werkes. Wahrhaft erstaunlich
ist die Mannigfaltigkeit. Eines der Blätter ist koloriert
und das hat mir das ganze mit einem Schlage klar ge-
macht. BOTTICELLI hat nämlich die Zeichnungen für
einen Miniator entworfen. Die Farbenharmonie und
auch die Zeichnung im Detail ist nämlich auf dem aus-
geführten Blatt eine von BoTTiCELLi durchaus ver-
schiedene. Lippmann war geneigt mir recht zu geben;
er habe, sagte er, anfangs auch das gedacht, aber Bode
behaupte steif und fest, die Malereien seien BoTTi-
CELLis. Dazu konnte ich nur sagen, daß, wenn dies
BoTTiCELLi-Malereien sind, ich gern darauf verzichte,
von BoTTiCELLi auch nur das Oberflächlichste zu ver-
stehen.
Wir haben hier in London den liebenswürdigen
Justi, der eine Spezialarbeit über VELASQUEZ vorbe-
reitet und eben noch hierzulande Nachlese von Bil-
dern hält. Er ist hocherfreut über Ihre Notiz über den
sog. VELASQUEZ-Reiter in den Uffizien, die Sie mir
brieflich im November mitteilten. Sonst ist nichts
Neues von hier zu berichten, als daß ich eben in der
National Gallery zwei reizende kleine Bildchen [Nr.
1133, 1136] der »veronesischen Schule« (wie sie ofh-