SCULPTUR.
95
gekrümmten zu Gunsten der geraden Linie) tritt an den Reliefs dieser Sarkophage unverkennbar
zutage.
Während die römischen Säulensarkophage den Übergang zu den ravennatischen herstellen,
wird der eigentliche weströmische Typus durch Denkmäler gleich Fig. 23 (aus San Paolo fuori le
mura, jetzt im Erdgeschoßzimmer des lateranischen Museo cristiano) repräsentiert. In der Ein-
schaltung der freien Raumsphäre (seichten Nische) zwischen Figuren und Grund erkennen wir das
Fig. 23. Marmor-Sarkophag aus San Paolo fuori. Lateranisches Museum.
System der Constantinreliefs, das wir als Abschluss der mittelrömischen Entwicklung kennen gelernt
haben. Mit heidnischen Werken gleich dem Adonis-Sarkophag (Fig. 15) erscheint der in Rede stehende
durch die cyklische Composition verknüpft, welche Scenen aus verschiedener Räumlichkeit und
Zeitlichkeit in ein Bild zusammenfasst, wie denn zum Beispiel die rechts oben rings um einen Tisch
versammelte Pilatus-Gruppe erst durch den knieenden Isaak der benachbarten Opferscene abge-
schlossen wird. Die Einheit erscheint einmal durch die bekannten Mittel der Ebencomposition her-
beigeführt, daneben aber auch in einem sehr wesentlichen, von nun an immer größere Bedeutung
gewinnenden Maße durch ein Nichtkünstlerisches, weil Immaterielles: die Idee, welche alle auf
der Wand vereinigten Figurengruppen dem christlichen Beschauer unter dem gemeinsamen
Gesichtspunkte von Garantien für die Erlösung erscheinen lässt (wie ähnliches schon von spät-
heidnischen Compositionen, wie der Adonis-Sarkophag Fig. 15 vermuthet werden muss). Was
aber diesem Sarkophag den Charakter eines Unicums verleiht, ist die bis zu einem gewissen
Grade vollendete Raumcomposition in der bereits erwähnten Pilatusgruppe.
Es wurde im Laufe der vorangegangenen Untersuchung öfter darauf hingewiesen, dass die
antike Kunst niemals, selbst nicht in der früheren römischen Kaiserzeit, zu einer wirklichen Raum-
composition gelangt ist. Angesichts der in Rede stehenden Pilatusgruppe lässt sich das Vor-
handensein einer Raumcomposition, welche die Figuren im freien Raume isoliert, aber zugleich
95
gekrümmten zu Gunsten der geraden Linie) tritt an den Reliefs dieser Sarkophage unverkennbar
zutage.
Während die römischen Säulensarkophage den Übergang zu den ravennatischen herstellen,
wird der eigentliche weströmische Typus durch Denkmäler gleich Fig. 23 (aus San Paolo fuori le
mura, jetzt im Erdgeschoßzimmer des lateranischen Museo cristiano) repräsentiert. In der Ein-
schaltung der freien Raumsphäre (seichten Nische) zwischen Figuren und Grund erkennen wir das
Fig. 23. Marmor-Sarkophag aus San Paolo fuori. Lateranisches Museum.
System der Constantinreliefs, das wir als Abschluss der mittelrömischen Entwicklung kennen gelernt
haben. Mit heidnischen Werken gleich dem Adonis-Sarkophag (Fig. 15) erscheint der in Rede stehende
durch die cyklische Composition verknüpft, welche Scenen aus verschiedener Räumlichkeit und
Zeitlichkeit in ein Bild zusammenfasst, wie denn zum Beispiel die rechts oben rings um einen Tisch
versammelte Pilatus-Gruppe erst durch den knieenden Isaak der benachbarten Opferscene abge-
schlossen wird. Die Einheit erscheint einmal durch die bekannten Mittel der Ebencomposition her-
beigeführt, daneben aber auch in einem sehr wesentlichen, von nun an immer größere Bedeutung
gewinnenden Maße durch ein Nichtkünstlerisches, weil Immaterielles: die Idee, welche alle auf
der Wand vereinigten Figurengruppen dem christlichen Beschauer unter dem gemeinsamen
Gesichtspunkte von Garantien für die Erlösung erscheinen lässt (wie ähnliches schon von spät-
heidnischen Compositionen, wie der Adonis-Sarkophag Fig. 15 vermuthet werden muss). Was
aber diesem Sarkophag den Charakter eines Unicums verleiht, ist die bis zu einem gewissen
Grade vollendete Raumcomposition in der bereits erwähnten Pilatusgruppe.
Es wurde im Laufe der vorangegangenen Untersuchung öfter darauf hingewiesen, dass die
antike Kunst niemals, selbst nicht in der früheren römischen Kaiserzeit, zu einer wirklichen Raum-
composition gelangt ist. Angesichts der in Rede stehenden Pilatusgruppe lässt sich das Vor-
handensein einer Raumcomposition, welche die Figuren im freien Raume isoliert, aber zugleich