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MALEREI.
Fig. 49. Mosaikgemälde mit Kaiser Justinian, in San Vitale zu Ravenna.
Den Abschluss der vorikonoklastischen Entwicklung veranschaulichen am besten die
Mosaiken von San Vitale in Ravenna, die, mit Namen und Persönlichkeit des Bischofs Maximian
verknüpft, eine sicherere Datierung in die Mitte des sechsten Jahrhunderts ermöglichen als die
Elfenbeinreliefs der Kathedra im Dome daselbst, gegen deren Zuweisung in dieselbe Zeit, trotz
des vermeintlichen Monogrammes des Bischofs Maximian, von entwicklungsgeschichtlichem
Standpunkte erhebliche Bedenken obwalten. Als Beispiel wählen wir das Ceremonienbild mit
Justinian und Maximian (Fig. 49). Flächencomposition: centralistisch '; lauter Verticale (in
Conturen, Falten, Ornamenten; die Axialität bloß bei Maximian um ein Leises gemildert) und
Horizontale (Kopflinie, Fuß- und Gewandsaum-Linie, Armlinie). Raumcomposition: die Figuren
sämmtlich in Frontansicht aus dem Raume gegen den Beschauer heraustretend und ihn mit
geradem Blicke fixierend; die Hauptgruppe trotz theilweiser Deckungen in einer Ebene, das
1 Wenigstens in den Hauptfiguren; nimmt man das Gefolge von Leibwächtern hinzu, so ergibt sich volle Symmetrie erst, wenn man
das Ceremonienbild mit der Theodora danebenstellt.
Interessant ist der Umstand, dass die Gestalt des Justinian nicht wie an dem Constantin-Relief (Fig. 7) als ausschließliche Dominante in
die Mitte gestellt ist, sondern sich mit dem Besteller des Mosaiks, Bischof Maximian, darein theilen muss; das war gewiss nicht im Sinne des
Cäsarpapa von Byzanz, als des richtigen Erben der constantinischen Religionspolitik, wohl aber in demjenigen eines weströmischen Kirchen-
fürsten. Die centrale Composition erforderte gleichwohl eine deutliche Betonung der Mitte, und zu diesem Behufe wurde ein Höfling zwischen
die beiden Hauptpersonen, aber zugleich auch hinter dieselben gestellt.
MALEREI.
Fig. 49. Mosaikgemälde mit Kaiser Justinian, in San Vitale zu Ravenna.
Den Abschluss der vorikonoklastischen Entwicklung veranschaulichen am besten die
Mosaiken von San Vitale in Ravenna, die, mit Namen und Persönlichkeit des Bischofs Maximian
verknüpft, eine sicherere Datierung in die Mitte des sechsten Jahrhunderts ermöglichen als die
Elfenbeinreliefs der Kathedra im Dome daselbst, gegen deren Zuweisung in dieselbe Zeit, trotz
des vermeintlichen Monogrammes des Bischofs Maximian, von entwicklungsgeschichtlichem
Standpunkte erhebliche Bedenken obwalten. Als Beispiel wählen wir das Ceremonienbild mit
Justinian und Maximian (Fig. 49). Flächencomposition: centralistisch '; lauter Verticale (in
Conturen, Falten, Ornamenten; die Axialität bloß bei Maximian um ein Leises gemildert) und
Horizontale (Kopflinie, Fuß- und Gewandsaum-Linie, Armlinie). Raumcomposition: die Figuren
sämmtlich in Frontansicht aus dem Raume gegen den Beschauer heraustretend und ihn mit
geradem Blicke fixierend; die Hauptgruppe trotz theilweiser Deckungen in einer Ebene, das
1 Wenigstens in den Hauptfiguren; nimmt man das Gefolge von Leibwächtern hinzu, so ergibt sich volle Symmetrie erst, wenn man
das Ceremonienbild mit der Theodora danebenstellt.
Interessant ist der Umstand, dass die Gestalt des Justinian nicht wie an dem Constantin-Relief (Fig. 7) als ausschließliche Dominante in
die Mitte gestellt ist, sondern sich mit dem Besteller des Mosaiks, Bischof Maximian, darein theilen muss; das war gewiss nicht im Sinne des
Cäsarpapa von Byzanz, als des richtigen Erben der constantinischen Religionspolitik, wohl aber in demjenigen eines weströmischen Kirchen-
fürsten. Die centrale Composition erforderte gleichwohl eine deutliche Betonung der Mitte, und zu diesem Behufe wurde ein Höfling zwischen
die beiden Hauptpersonen, aber zugleich auch hinter dieselben gestellt.