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Riess, Margot; Dietrich, Adolf [Ill.]
Der Maler und Holzfäller Adolf Dietrich: mit 32 Abbildungen — Berlin: Verlag der Neuen Gesellschaft, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.66530#0018
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siände zwischen den Bäumen, die Hebungen und Sen»
kungen des Terrains kennt wie unsereiner nur die Räume
des Hauses und Hofes.
Schön und ein wenig melancholisch iß so ein Winter-
abend am Untersee. Zarte Äße dehnen sich in feinem
Gespinsi vor spiegelklarer Wasserssäche, auf der ganz ver»
loren ein winziges Boot sichtbar wird, darüber in ebenso
verlorener,grauer Einsamkeit eines Raubvogels Schwingen,
und am Ufer schließlich in weiter, grenzenloser Schnee»
ssäche tappt einsam ein Fuchs. Ein Bild von so delikater
Formung und Farbgebung, daß das Ganze wie von
japanischem Porzellan gelösi scheint. »Wintersiille« heißt
das Bild, und tatsächlich iß sein Inhalt eine silbern sich
breitende, süße Stille.
Dietrich beherrscht die beiden formal entgegengesetzten
Gestaltungsweisen der Landschaftskunsi: weite, klare Fläche
von zarten und energischen Linien sparsam umsäumt und
gedrängter Überssuß an Form mit vertikaler Tendenz in
den Raum geschichtet. Spiegelnde, sich dehnende Seen
und dichtgesiopfte Blumen» und Krautgärten zwischen
gegiebelten Häusern, hier im Motiv oft etwas von
Mörike.
Ein ausgesallenes Entzücken iß der Frühling in seinen
sirahlend breiten Wiesen mit gelben und weißen Blumen
befiidct, dem schimmernden Flor der Obsiblüten, der die
Gelände hell durchweht. Auch die Fabriksiadt hat Fesi»
schmuck angetan. Weiße und rosa Bäume prangen in
Vorsiadtgärten, sihmiegen sich kalten Mauern entgegen.
Mit geschäfiigen Gartenarbeitern, Gessügel und sich aus»
tobenden Straßenjungen, alles in winzigen Maßsiäben,
iß das Bild reizend humorisiisih bevölkert.
Still und feierlich sieht der Sommer in Gärten mit
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