Beiträge zur Archäologie in Niedersachsen 5
51
M. Stuiver and R.S. Kia eds. 1986 Radicarbon 28(2B): 805-1030; OxCal v2.18 cub r:4 sd: 12 prob^cln'on]
2400BC 2200BC 2000BC 1800BC 1600BC 1400BC 1200BC 1000BC 800BC
Calibrated date
Holzkohleproben aus Odagsen und Telgte
Telgte
VIII
-:-
Odags
en
--
—
Telgte
VII
-
-_
—
Abb. 16 Kalibrierte 14C-Daten aus dem Kollektivgrab von Odagsen und Gräbern von Telgte. Programm:
OxCal 2.18. Kalibrationskurve: INTCAL98.14C.
Tn diesem Zusammenhang ist auch eine östlich von Ein-
beck gefundene Urne zu erwähnen. Das Oberteil weist
jedoch einen leichten Schulterabsatz auf, so dass dieses
Gefäß mit dreigliedrigen Kegelhalsurnen der Stufe Ha B
aus Jühnde, Ldkr. Göttingen, verglichen wird (Werben
1996,47; Taf. 33,1). Aus dem südöstlichen Niedersach-
sen ist noch des Weiteren ein Doppelkonus aus Büd-
denstedt, Ldkr. Helmstedt, anzuführen. Diese Form ist
seit der älteren Bronzezeit in Nord- und Mitteleuropa
geläufig und weist noch in der jüngeren Bronzezeit einen
scharfen Umbruch auf (Wendorff 1983, 231). Dies
deckt sich mit den bisher angeführten Vergleichen, so
dass für die Terrine Gef. 39 eine Datierung in die jünge-
re Bronzezeit und hier wahrscheinlich in einen frühen
Abschnitt (Ha A2/B1) angenommen werden kann. Das
scharf profilierte Umbruchfragment Gef. 55 weist auf ein
weiteres Gefäß dieser Zeitstellung hin.
Die Schüssel Gef. 248 (Taf. 43) findet gleichfalls Paral-
lelen auf dem Telgter Gräberfeld (Wilhelmi 1981, Taf.
4,F25; 24,F628). Vergleichbare Schüsseln stammen aber
auch von der Siedlung der vorrömischen Eisenzeit bei
Hohnstedt, Ldkr. Northeim (Althoff 1992, 239 Abb.
64,4; 241 Abb. 66,17). Dort werden sie mit den ge-
schweiften Schüsseln der Pippinsburg, Ldkr. Osterode,
verglichen, die nach Schlüter der Frühlatenezeit zuzu-
weisen sind (Althoff 1992,121. Schlüter 1975, 88).
In Hinblick auf die weite Verbreitung der letztgenannten
Schüsseln in der Frühlatenezeit wäre eine Deutung als
Entwicklungsreihe oder gar als chronologische Abfolge
sehr fragwürdig, zumal vergleichbare Funde von der
Steinsburg bei Römhild von den hallstättischen S-
Profilschüsseln abgeleitet werden (Peschel 1962, 48;
50). Diese kurze Aufzählung soll nur auf die Problema-
tik einer simplifizierenden typologischen Reihe und
einer daraus abgeleiteten Chronologie hinweisen. Von
der Pippinsburg sind nur zwei Terrinen anzuführen, die
wie die beiden Gefäße aus Odagsen einen konischen
Hals aufweisen; es handelt sich um zwei Kegelhalsterri-
nen der Jungbronzezeit (Schlüter 1975, 83; Taf.
9,1.5). Die Terrine mit konischem Oberteil bleibt im
südlichen Niedersachsen aber bis in die ältere vorrömi-
sche Eisenzeit erhalten, wie ein Exemplar aus einer
fundreichen Siedlungsgrube nordwestlich von Einbeck
belegt (Werben 1996, 51; Taf. 39,11). Vergleichbare
Profile weisen auch die Terrinen vom Typ II nach Wen-
dorff auf, die in der jüngeren Bronzezeit und der älteren
vorrömischen Eisenzeit vertreten sind. Ein schönes Pen-
dant zum Odagser Gefäß stammt aus dem Grab Stelle
120 vom Gräberfeld bei Altgandersheim, Kr. Ganders-
heim (Wendorff 1983,231; Abb. 23,1). Sowohl termi-
nologisch als auch chronologisch scheint diese Gefäß-
form nicht näher fassbar.
In die jüngere Bronzezeit ist eventuell das Fragment
Gef. 116 (Taf. 37) mit der auffälligen Verzierung durch
breite Kanneluren zu stellen. Zwei vergleichbare Funde
können aus der weiteren Umgebung angeführt werden.
Eine Grube der eisenzeitlichen Siedlung von Hohnstedt,
Ldkr. Northeim, erbrachte ein mit Dellen und girlanden-
artigen Kanneluren verziertes Kegelhalsgefäß, das auf-
grund seines Profils mit der Niederrheinischen Grabhü-
gelkultur verglichen wird. Die Kanneluren selbst finden
ihre Entsprechung in einem Fund von der mehrperiodi-
gen Siedlung an der Walkemühle bei Göttingen und sind
hier auf urnenfelderzeitliche Einflüsse zurückzuführen
(Althoff 1992, 128 f.; 237 Abb. 62,15. Busch 1975,
35; Taf. 38,14). Während die genannten Vergleiche zum
Hohenstedter Gefäß ausnahmslos der Stufe Ha B zuge-
wiesen werden, entstammte dem zugehörigen Befund
eine früheisenzeitlich zu datierende Schälchenkopfnadel.
Hieraus ergibt sich für die Autorin eine möglicherweise
längere Umlaufzeit der Kegelhalsterrinen in Siedlungen
oder ein Retardieren der Gefäßform am Rande des ur-
sprünglichen Verbreitungsgebietes. Ein vergleichbar mit
Delle und Kannelure verziertes Keramikfragment von
der Fundstelle B3/6 westlich von Einbeck wird der jün-
geren Bronzezeit zugewiesen (Werben 1996, 42, Taf.
37.12). Hinsichtlich dieser Datierung muss jedoch kri-
tisch auf die Fundvergesellschaftung in Hohenstedt hin-
gewiesen werden.
Das Randfragment mit T-förmig breit gestrichenem
Rand (Gef. 182, Taf. 44) ist wohl ebenfalls der jüngeren
Bronze- oder älteren vorrömischen Eisenzeit zuzuwei-
sen. Vergleiche finden sich in der unmittelbaren Nach-
barschaft, einer Siedlungsgrube westlich von Einbeck
und auf der mehrperiodigen Siedlung an der Walkemüh-
le am südlichen Stadtrand von Göttingen (WERBEN
1996, 42; Taf. 37,11. Busch 1975, Taf. 56,9; 65,10).
Eine jungbronzezeitliche Datierung, wie sie von Werben
vorgenommen wird, ist jedoch in beiden Fällen nicht
gesichert. Das eine Randfragment von der Walkemühle
stammt als Lesefund vom Abraum, das andere aus der
obersten Fundschicht am südöstlichen Rand der großen
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M. Stuiver and R.S. Kia eds. 1986 Radicarbon 28(2B): 805-1030; OxCal v2.18 cub r:4 sd: 12 prob^cln'on]
2400BC 2200BC 2000BC 1800BC 1600BC 1400BC 1200BC 1000BC 800BC
Calibrated date
Holzkohleproben aus Odagsen und Telgte
Telgte
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Odags
en
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Telgte
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Abb. 16 Kalibrierte 14C-Daten aus dem Kollektivgrab von Odagsen und Gräbern von Telgte. Programm:
OxCal 2.18. Kalibrationskurve: INTCAL98.14C.
Tn diesem Zusammenhang ist auch eine östlich von Ein-
beck gefundene Urne zu erwähnen. Das Oberteil weist
jedoch einen leichten Schulterabsatz auf, so dass dieses
Gefäß mit dreigliedrigen Kegelhalsurnen der Stufe Ha B
aus Jühnde, Ldkr. Göttingen, verglichen wird (Werben
1996,47; Taf. 33,1). Aus dem südöstlichen Niedersach-
sen ist noch des Weiteren ein Doppelkonus aus Büd-
denstedt, Ldkr. Helmstedt, anzuführen. Diese Form ist
seit der älteren Bronzezeit in Nord- und Mitteleuropa
geläufig und weist noch in der jüngeren Bronzezeit einen
scharfen Umbruch auf (Wendorff 1983, 231). Dies
deckt sich mit den bisher angeführten Vergleichen, so
dass für die Terrine Gef. 39 eine Datierung in die jünge-
re Bronzezeit und hier wahrscheinlich in einen frühen
Abschnitt (Ha A2/B1) angenommen werden kann. Das
scharf profilierte Umbruchfragment Gef. 55 weist auf ein
weiteres Gefäß dieser Zeitstellung hin.
Die Schüssel Gef. 248 (Taf. 43) findet gleichfalls Paral-
lelen auf dem Telgter Gräberfeld (Wilhelmi 1981, Taf.
4,F25; 24,F628). Vergleichbare Schüsseln stammen aber
auch von der Siedlung der vorrömischen Eisenzeit bei
Hohnstedt, Ldkr. Northeim (Althoff 1992, 239 Abb.
64,4; 241 Abb. 66,17). Dort werden sie mit den ge-
schweiften Schüsseln der Pippinsburg, Ldkr. Osterode,
verglichen, die nach Schlüter der Frühlatenezeit zuzu-
weisen sind (Althoff 1992,121. Schlüter 1975, 88).
In Hinblick auf die weite Verbreitung der letztgenannten
Schüsseln in der Frühlatenezeit wäre eine Deutung als
Entwicklungsreihe oder gar als chronologische Abfolge
sehr fragwürdig, zumal vergleichbare Funde von der
Steinsburg bei Römhild von den hallstättischen S-
Profilschüsseln abgeleitet werden (Peschel 1962, 48;
50). Diese kurze Aufzählung soll nur auf die Problema-
tik einer simplifizierenden typologischen Reihe und
einer daraus abgeleiteten Chronologie hinweisen. Von
der Pippinsburg sind nur zwei Terrinen anzuführen, die
wie die beiden Gefäße aus Odagsen einen konischen
Hals aufweisen; es handelt sich um zwei Kegelhalsterri-
nen der Jungbronzezeit (Schlüter 1975, 83; Taf.
9,1.5). Die Terrine mit konischem Oberteil bleibt im
südlichen Niedersachsen aber bis in die ältere vorrömi-
sche Eisenzeit erhalten, wie ein Exemplar aus einer
fundreichen Siedlungsgrube nordwestlich von Einbeck
belegt (Werben 1996, 51; Taf. 39,11). Vergleichbare
Profile weisen auch die Terrinen vom Typ II nach Wen-
dorff auf, die in der jüngeren Bronzezeit und der älteren
vorrömischen Eisenzeit vertreten sind. Ein schönes Pen-
dant zum Odagser Gefäß stammt aus dem Grab Stelle
120 vom Gräberfeld bei Altgandersheim, Kr. Ganders-
heim (Wendorff 1983,231; Abb. 23,1). Sowohl termi-
nologisch als auch chronologisch scheint diese Gefäß-
form nicht näher fassbar.
In die jüngere Bronzezeit ist eventuell das Fragment
Gef. 116 (Taf. 37) mit der auffälligen Verzierung durch
breite Kanneluren zu stellen. Zwei vergleichbare Funde
können aus der weiteren Umgebung angeführt werden.
Eine Grube der eisenzeitlichen Siedlung von Hohnstedt,
Ldkr. Northeim, erbrachte ein mit Dellen und girlanden-
artigen Kanneluren verziertes Kegelhalsgefäß, das auf-
grund seines Profils mit der Niederrheinischen Grabhü-
gelkultur verglichen wird. Die Kanneluren selbst finden
ihre Entsprechung in einem Fund von der mehrperiodi-
gen Siedlung an der Walkemühle bei Göttingen und sind
hier auf urnenfelderzeitliche Einflüsse zurückzuführen
(Althoff 1992, 128 f.; 237 Abb. 62,15. Busch 1975,
35; Taf. 38,14). Während die genannten Vergleiche zum
Hohenstedter Gefäß ausnahmslos der Stufe Ha B zuge-
wiesen werden, entstammte dem zugehörigen Befund
eine früheisenzeitlich zu datierende Schälchenkopfnadel.
Hieraus ergibt sich für die Autorin eine möglicherweise
längere Umlaufzeit der Kegelhalsterrinen in Siedlungen
oder ein Retardieren der Gefäßform am Rande des ur-
sprünglichen Verbreitungsgebietes. Ein vergleichbar mit
Delle und Kannelure verziertes Keramikfragment von
der Fundstelle B3/6 westlich von Einbeck wird der jün-
geren Bronzezeit zugewiesen (Werben 1996, 42, Taf.
37.12). Hinsichtlich dieser Datierung muss jedoch kri-
tisch auf die Fundvergesellschaftung in Hohenstedt hin-
gewiesen werden.
Das Randfragment mit T-förmig breit gestrichenem
Rand (Gef. 182, Taf. 44) ist wohl ebenfalls der jüngeren
Bronze- oder älteren vorrömischen Eisenzeit zuzuwei-
sen. Vergleiche finden sich in der unmittelbaren Nach-
barschaft, einer Siedlungsgrube westlich von Einbeck
und auf der mehrperiodigen Siedlung an der Walkemüh-
le am südlichen Stadtrand von Göttingen (WERBEN
1996, 42; Taf. 37,11. Busch 1975, Taf. 56,9; 65,10).
Eine jungbronzezeitliche Datierung, wie sie von Werben
vorgenommen wird, ist jedoch in beiden Fällen nicht
gesichert. Das eine Randfragment von der Walkemühle
stammt als Lesefund vom Abraum, das andere aus der
obersten Fundschicht am südöstlichen Rand der großen