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Rinne, Christoph
Odagsen und Großenrode, Ldkr. Northeim: jungsteinzeitliche Kollektivgräber im südlichen Leinetal — Rahden/​Westf.: Leidorf, 2003

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.67240#0058
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Beiträge zur Archäologie in Niedersachsen 5

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-14 -12 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 12

Abb. 17 Odagsen I, Ldkr. Northeim, FStNr. 2. Verteilung der Geschossköpfe aus Flint in der Grabungsfläche. Die
Streufunde sind den jeweiligen Schnitte zugeordnet.

gruppe klar zu trennende Gebiete hin (Rinne 2000a;
ders. 2001a).
2.4.1.2 Lage der Geschossköpfe in der Kammer
Von den 31 Geschossköpfen sind 16 dreidimensional
eingemessen, weitere 14 sind als Streufunde nur einzel-
nen Schnitten zuweisbar, für eine Pfeilspitze ist keine
Fundlage bekannt (Abb. 17). Die Geschossspitzen
stammen nahezu ausschließlich aus der Grabkammer -
oder als Streufunde aus den zugehörigen Schnitten - und
zeigen dadurch deutlich ihren Beigabencharakter im
Kontrast zur Verteilung der Keramik (vgl. Kap. 2.3.3).
Die Geschosse scheinen gleichmäßig verteilt: in der
vorderen Kammerhälfte finden sich acht Querschneider
und fünfPfeilspitzen, in der hinteren Hälfte sechs Quer-
schneider und sieben Pfeilspitzen. Ohne Berücksichti-
gung des eingewachsenen Querschneiders (FNr. 7128; es
handelt sich nicht um eine Beigabe) entstammen der
vorderen und hinteren Hälfte jeweils 13 Geschosse. Eine
deutliche Diskrepanz ergibt sich nur im Verhältnis der
lokalisierten Geschossköpfe zu den Streufunden. In der
vorderen Hälfte beträgt es 9:4, in der hinteren 5:8 und ist
auf die weitgehende Störung der Kammer an ihrem west-
lichen Ende zurückzuführen. Betrachtet man die Fund-
dichte in zwei Meter breiten Streifen, zeigen sich für die
dreidimensional eingemessenen Objekte Funddichten
von 0,21 bis 0,62 Pfeilspitzen je Quadratmeter, lediglich
die ersten und letzten zwei Meter innerhalb der Kammer
weisen keine exakt lokalisierten Funde auf.
In der Vertikalen sind gleichfalls kaum Unterschiede in

der Verteilung von Pfeilspitzen und Querschneidern
festzustellen. Für die Pfeilspitzen liegt der Mittelwert bei
0,48 m (n=8, Min: 0,34, Max: 1,01) für die Querschnei-
der bei 0,50 m (n=7, Min: 0,34, Max: 0,6) unter 130,48
m über NN.
Pfeilspitzen und Querschneider sind horizontal und
vertikal gleichermaßen in der Kammer verteilt, es liegt
demnach kein Hinweis - tiefere oder rückwärtige Lage -
auf eine frühere Beisetzung von Toten mit der einen
oder anderen Bogenwaffe vor. Dieses Ergebnis erstaunt
in Anbetracht der weitreichenden Störungen in der
Kammer nicht, doch auch eine detaillierte Betrachtung
der Situation in den Schnitten 2 bis 4 (x=0 bis -10) führt
- bei zudem reduzierter Stichprobe - zu keinem differen-
zierenden Ergebnis.
2.4.1.3 Pfeilschussverletzung
Zu den gesondert zu behandelnden Funden aus dem
Kollektivgrab gehört sicherlich auch ein kleines Kno-
chenfragment mit einem eingewachsenen Querschneider
(FNr. 7128, Taf. 48). Der Knochen ist durch die Verlet-
zung und die nachfolgende Knochenneubildung stark
verformt, eine Ansprache ist daher nur unter Vorbehalt
als Tierknochen möglich9. Die Knochenneubildung, die
den Querschneider fast vollständig umgibt, belegt eine

9 Für die Beurteilung des Knochenfragmentes möchte ich mich bei
Herrn Prof. Dr. Dr. M. Schultz, PD Dr. H. Schutkowski (Göttingen)
und Dr. W.-R. Teegen (Leipzig) bedanken. Eine Röntgenaufnahmen
verfertigte dankenswerterweise Herr Dr. P. Hessabi (Göttingen).
 
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