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Rinne, Christoph
Odagsen und Großenrode, Ldkr. Northeim: jungsteinzeitliche Kollektivgräber im südlichen Leinetal — Rahden/​Westf.: Leidorf, 2003

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.67240#0106
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Beiträge zur Archäologie in Niedersachsen 5

103


Vertikale Verteilung von Geschossköpfen (c), Klingen,
Kratzern und Bohrern (b) sowie Abschlägen und
Trümmern (a).

62,21, 63,1), weisen eine nahezu rechteckigen Umriss
auf. Vor allem der Querschneider Kat.Nr 824 fällt durch
eine fast vollständige Flächenretusche auf, lediglich im
Bereich der Schneide sind alte Negativ- und Abschlag-
flächen der Grundform zu erkennen. Dieser Querschnei-
der lag im Stratum 3 nach Grabungsbefund in ungestör-
ter Lage (x: 60,89; y: 66,20; z: 177,15). Hier ist jedoch
auf die Ausführungen zur metallzeitlichen Keramik zu
verweisen und auf eine unmittelbar benachbarte, wohl
metallzeitlich zu datierende Scherbe im südlich an-
schließenden Quadratmeter (Kat.-Nr. 666; x: 60.91; y:
65,90; z: 177,18; Stratum 2).
Rechteckige Querschneider sind selten. Eine Parallele ist
aus dem westfälischen Galeriegrab Wewelsburg I anzu-
führen, wobei die Retusche auf die Kanten beschränkt ist
und die ventrale Seite des Querschneiders Kortexreste
aufweist (Günther/Viets 1992, 116 Abb. 12,5). Eine
intensive Retusche der Basis weist auch ein Querschnei-
der aus Odagsen auf; es handelt sich hierbei jedoch um
einen Sonderfall (Taf. 45,6211). Daneben fanden sich
langrechteckige Formen auch in einigen Megalithgrä-
bern der Trichterbecherkultur (Deichmüller 1972, 35,
PI6. Schlicht 1968, 971,5.7.14.15; 1972, Taf. 1,
315,17.18.20 [gezählt in horizontalen Reihen], Tempel
1978, Abb. 7,10.15). In allen Fällen tritt aber lediglich
eine sehr steile Kantenretusche auf. Zu erwähnen ist
auch ein Flintartefakt von der Wartbergsiedlung auf dem
Bürgel bei Gudensburg, das eine vergleichbare Form mit
umlaufender Kantenretusche aufweist (Schwellnus
1979, Taf. 37,11). Bei diesem Artefakt - es ist etwa
doppelt so groß wie der Querschneider aus Großenrode -
handelt es sich jedoch nicht um eine Pfeilbewehrung.
Der Fund eines kleinen Keramifragmentes ca. 2,5 m
weiter südlich, das eventuell auch der Kugelamphoren-
kultur zugesprochen werden könnte, sowie eine Lei-
chenbrandkonzentration in den benachbarten Quadrat-
metern könnten auf eine Nachbestattung hinweisen.
Vergleichbare Querschneider aus der Kugelamphoren-
kultur Nordost- und Mitteldeutschlands sind jedoch nicht
bekannt (Nagel 1985, 16. Beier 1988, Taf. 17,15.22-
26; 18,10; 47,34; 54,10-13).

7.5.2.2 Dreieckige Pfeilspitzen
Die 23 Pfeilspitzen aus dem Grab können unterschied-
lichen Typen zugewiesen werden: Sechs Pfeilspitzen
besitzen eine gerade Basis (Taf. 61,6-9, 62,1.3), zehn
eine konkave Basis (Taf. 61,10.12-15, 62,2.4-7) und ein
Exemplar eine konvexe Basis (Taf. 62,8). Eine Pfeilspit-
ze weist deutlich ausgebildete Schäftungskerben auf
(Taf. 61,4); zwei weitere ein breites, vom Blatt deutlich
abgesetztes Schaftende (Taf. 61,2.3), in der Regel als
Schaftzunge bezeichnet. Weiterhin befanden sich im
Grab eine gestielte Pfeilspitze (Taf. 61,1) und zwei all-
gemein dreieckige Pfeilspitzen mit beschädigter Basis
(Taf. 61,5.11).
Einfache Pfeilspitzen mit gerader Basis treten im Neo-
lithikum ab der Linienbandkeramik auf und zeigen, auch
innerhalb jungneolithischer Grabkammem, eine weite
Verbreitung. So stammen Exemplare sowohl aus den
westfälischen Galeriegräbern von Hohenwepel, Rim-
beck, Uelde und Wewelsburg I und den hessischen Grä-
bern von Altendorf, Calden I und Niedertiefenbach als
auch aus den mitteldeutschen Kammern von Nordhausen
und Schönstedt. Eine ähnliche Verbreitung zeigen auch
die Pfeilspitzen mit konkaver Basis. Pfeilspitzen mit
konvexer Basis sind demgegenüber deutlich seltener.
Dem Exemplar aus Großenrode lassen sich nur eine
Pfeilspitze aus dem westfälischen Galeriegrab von Ho-
henwepel und zwei von der Siedlung der Bernburger
Kultur auf dem Lohberg bei Gräfentonna, Ldkr. Bad
Langensalza, zur Seite stellen (BÜCKE 1986, Abb.
18,10.13. Günther 1986, 91 Abb. 16,1); ein regionaler
Bezug ist zur Zeit nicht zu erkennen.
Demgegenüber sind Pfeilspitzen mit Schäftungskerben
bisher ausschließlich aus Wartbergkontext bekannt. Der
Pfeilspitze aus Großenrode (Taf. 61,4) lassen sich zwei
Exemplare von der Siedlung auf dem Güntersberg bei
Gudensburg und ein Exemplar von der Siedlung auf dem
Hasenberg bei Lohne zur Seite stellen (Schwellnus
1979, Taf 17,11.16; 30,8). Es fällt auf, dass die hier
aufgeführten Pfeilspitzen mit Schäftungskerben aus-
schließlich aus Kieselschiefer gefertigt sind. Möglicher-
weise wird dieser Pfeilspitzentyp durch das sehr spröde
Material bestimmt. Das Herausarbeiten breiter Schaft-
zungen ist vermutlich nur bei einem Rohstoff mit deut-
lich besseren Eigenschaften, z. B. Nordischem Flint,
möglich.
Gestielte Pfeilspitzen gehören gleichfalls zu den seltene-
ren Pfeilspitzentypen des Jungneolithikums; für sie las-
sen sich jedoch Belege sowohl in hessischen Galeriegrä-
bern als auch in mitteldeutschen Kammern finden. Zu
nennen ist hier vor allem die Totenhütte von Schönstedt,
aus der sieben gestielte Pfeilspitzen stammen, wobei
einzelne Formen mit ihrem breiten Schaft an das weniger
ausgeprägte Exemplar mit Schäftungskerben aus Gro-
ßenrode erinnern (Taf. 61,2. Feustel 1972, Abb. 7,2-6;
8). Weitere Funde von gestielten Pfeilspitzen liegen aus
der bernburgzeitlichen Siedlung auf dem Lohberg
(BÜCKE 1986, Abb. 18,7) sowie aus den Gräbern von
Niederbösa (FeusteUUllrich 1964/65, Abb. 7,3 [wird
als Bohrer oder Schaber angesprochen]), Gotha, Calden
 
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