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Ritter, Stefan; Rummel, Philipp; Becker, Thomas; Ganschow, Thomas; Godbillon, Isabelle; Großmann, Sonja; Herb, Christiane; Kalogeroudi, Eleni; Meyr, Martina
Archäologische Untersuchungen zur Siedlungsgeschichte von Thugga: die Ausgrabungen südlich der Maison du Trifolium 2001-2003 — Thvgga, Band 3: Wiesbaden, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.42449#0316
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Glas (Kat. M)

281


M 51

M 53

M 57

Abb. 66 Glas — M. 1 : 2

20. Nicht näher unterteilbare Flaschen/Kannen/Krüge
(M 51-68)
Die Unterteilung von Flaschen, Kannen und Krügen in ver-
schiedene Formen erfolgt in erster Linie über das Aussehen des
Körpers und erst danach über die Ränder. Da sich von den Ge-
fäßen aus Thugga nur Rand- bzw. Bodenfragmente sowie zum
Teil die Flälse erhalten haben, werden hier die verschiedenen
Formen von Flaschen, Krügen und Kannen zusammengefasst.
Alle Flaschenränder sind gerundet, manche sind verdickt
oder eingerollt. Die Randdurchmesser der meisten Flaschen
mit leicht auswärts gebogenem bis trichterförmigem Rand lie-
gen zwischen ca. 3 und 5 cm und stimmen damit mit den von
Hoffmann angegebenen Durchmesser-Werten leicht auswärts
gebogener Ränder überein860. Solche Ränder sind die am häu-
figsten vertretene Art bei Flaschen, Krügen, Unguentarien und
Töpfchen und begegnen bei Gefäßen ab tiberischer Zeit bis in
das 4. Jh. n. Chr.861.
Zwei Bodenstücke aus Thugga lassen sich den vierkantigen
Krügen der Form Isings 5 0862 zuordnen. Kantige Krüge wurden
überwiegend bis zur Gefäßschulter in eine mehrteilige Halb-
form geblasen, seltener wurden sie auch frei geblasen863. Zum
Teil besaßen sie Bodenmarken. Die Bodenmodel bestanden
aus härterem Material wie Marmor, Sandstein oder gebrann-
tem Ton864, für die Wandmodel konnte auch gewässertes Holz
verwendet werden. Die Ränder wurden nach außen gebogen
und nach innen gefaltet, wodurch sich tellerförmige, dach-
förmige oder pilzförmige Randformen ergaben. Vierkantige
Krüge erscheinen ab dem frühen 1. Jh. n. Chr. Ihre Beliebtheit
nimmt erst im 3. Jh. n. Chr. ab, sie treten aber vereinzelt auch
noch im 4. Jh. n. Chr. auf. Kantige Krüge gehören zum Vor-
rats- und Transportgeschirr für Flüssigkeiten, größere Gefäße
dienten möglicherweise auch für die Lagerung eingemachter
Speisen. Vierkantige Krüge wurden zum Teil aber auch als Ta-
felgeschirr bei Tisch verwendet865.
Zylindrische Krüge mit einem (Isings 126866) bzw. mit zwei
Griffen (Isings 127867) wurden ebenso wie die zylindrische Fla-
sche Isings 5 1868 wohl meistens in eine Röhrenform geblasen.
860 Hoffmann 2002, 187 Tabelle 20.
861 Rütti 1991, 53 f.
862 Isings 1957, 63-67.
863 Zur Herstellung: Harter 1999, 105; Rottloff 1999, 41 £; Hoffmann
2002, 208 f.
864 Rütti 1991, Taf. 218, 5- 6: Boden- und Wandplatte aus Sandstein; Har-
ter 1999, 106; Rottloff 1999, 41 f.
865 Ausführlich zur Funktion: Harter 1999, 106; Hoffmann 2002, 209.
866 Isings 1957, 156 f.
867 Isings 1957, 157-159.
868 Isings 1957, 67-69.

Zylindrische Krüge datieren von claudisch-neronischer Zeit
bis in das 2. oder 3. Jh. n. Chr. Ihren zeitlichen Verbreitungs-
schwerpunkt haben sie in vor- und frühflavischer Zeit869. Sie
dienten, genau wie vierkantige Krüge, sowohl als Transport-
als auch als Vorratsgeschirr; kleinere, zum Teil verzierte Gefäße
wurden vermutlich auch bei Tisch verwendet.
M 51
RF, Flasche mit trichterförmiger Mündung und feuerverrun-
detem Rand. Farblos, durchscheinend; dicke Iris. Dm 6,2 cm.
— Bef. 186. — Abb. 66.
M 52
2 anpassende RF, nach außen und o. gefalteter Rand. Farblos,
durchscheinend; dicke Iris. Dm 3,8 cm. — Bef. 178.
M 53
RF, nach außen und o. gefalteter Rand. Saftgrün, durchschei-
nend; dicke Iris. Dm 2,0 cm. — Bef. 176. — Abb. 66.
M 54
RF, nach außen und o. gefalteter Rand. Saftgrün, durchschei-
nend, viele kleine Bläschen; dicke Iris. Dm 3,2 cm. - Bef. 114.
M 55
RF, nach außen und o. gefalteter Rand. Blaugrün, durch-
scheinend, viele Bläschen; dicke Iris. Dm 3,2 cm. - Inv. 618.
Bef. 60.
M 56
RF, nach o. und horizontal nach innen gefalteter Rand. Blau-
grün, durchscheinend; dicke Iris. Dm 3,2 cm. — Bef. 178.
M 57
RF und WF, Flasche mit rundgeschmolzenem, waagerecht
nach außen und leicht einwärts gebogenem Rand. Blaugrün,
durchscheinend, viele Bläschen; Verwitterungen. Dm 3,6 cm.
- Bef. 189. - Abb. 66.
M 58
3 BF, aus der Wand geformter, leicht hochgewölbter Boden ei-
ner Flasche (?). Blaugrün, durchscheinend, viele Bläschen; Ver-
witterungen. Dm 4,2 cm. — Bef. 34. — s. Fünfschilling 1999,
488-489 Nr. 394-396.

869 Für ein Ende im 2. Jh. n. Chr. plädiert Hoffmann 2002, 208. Für ein
Weiterlaufen der Form bis in das 3. Jh. n. Chr. dagegen Rütti 1991, 149; Har-
ter 1999, 112 mit Anm. 7 (mit weiteren Literaturhinweisen).
 
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