Freiligrath, Ferdinand [Hrsg.]: Rheinisches Jahrbuch für Kunst und Poesie (1.1840)

9^obert und Maximilian waren Freunde seit vielen Jah-
rcn; so weit ihre Erinnerung zurückging, hatten sie schon
als Knaben Spiel und Gefahr, Lust und Leid, alle Aben-
teuer des Jugendlebens mit cinander bestanden. Und
doch konnte schwerlich ein ausgeprägterer Unterschied des
ganzen Menschen gefundcn werdcn, als er sich hier so-
gleich in der äußcrn Bildung der Freunde verkündigte.
Maximilian war von hohem und schlankem Wuchs, mit
edeln Zügen, die doch eher einnehmend, als schön zu nen-
nen; diesen günstigen Eindruck rechtfertigte ein klarcr
Geist, ein ernstes, aber heiteres Gemüth, eine gewisse
milde Reife der Gesinnung. Jn solcher Ruhe, die allc
Eindrücke des Lebens spiegclnd aufnimmt und dieselben
harmonisch in einander zu ordnen versteht, bildete Maxi-
milian eincn eigenthümlichen Gegensatz zu der bewegten
Weise des jüngeren Freundes. Denn in diescm, eincm
Geiste von außerordentlicher Spannkraft, brach jede Thä-
tigkeit leidenschaftlich, ja, vulkanisch heraus; was er sagte
odcr that, athmete alles eine ungeduldige Kraft, die je-

Juhrbuch. I. ^