Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Freiligrath, Ferdinand [Hrsg.]
Rheinisches Jahrbuch für Kunst und Poesie — 1.1840

DOI Artikel:
Matzerath, Christian Josef: Irrungen der Liebe
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.19846#0016
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
d 2

doch, wenn sie crst das rechte Maß im Leben gelernt ha-
ben wird, zu den schönsten Hoffnungen berechtigt. Robert's
Gcstcht bchauptete sich, einmal gesehen, in cinem unvcr-
löschlichen Eindruck durch die geistige Bewegung und Be-
deutung jeder Linie; er hatte eine hohe Stirn, breit und
wie marmorn gewölbt, scharf gezogene Brauen, darunter
Augen voll durchdringenden Feuers, strenge römische Aüge.

Die deutschen Hochschulen verfolgen cinen doppelten
Zwcck: in diescn Asylen einer fröhlichen Freiheit cntfaltet
sich neben dem Talente der Charakter. So schieden sich
auch die Naturen Robert's und Maximilian's während
des akademischen Lebens zu immer größerer Bcstimmtheit
aus einander, ohne daß gleichwohl der Bund der Freundc
an Frische oder Herzlichkeit irgend verloren hätte. Maxi-
milian hatte die Hochschule bezogen, um im Zusammen-
hang allcr Wiffenschaft das Werk seincr Bildung zu
vollenden; zugleich unterrichtete er sich in allen Vorkennt-
nissen, die seincr späreren Stellung zu Gute kommen
mochtcn, da er als einziger Sohn eines reichen Gutsherrn
dereinst ausgebreitete Bcsitzungen zu verwalten hatte. Jhm
gcsiel ein frcundlicher Verkchr m!t dem Stilliebcn der
Natur und ländlicher Mcnschcn; auf dem Lande, sagte er
oft zu seinem Freunde, tritt uns das Leben wie etwas
Heiliges in der Unschuld und Einfalt seiner großen Na-
turformen entgegen, Alles ist klar, angemessen und doch,
selbst von den Standpuncten hoher Bildung gesehen, so
schön als nützlich zuglcich. Abgewendet von dieser stilleren
Seite der Welt, stürzte sich Robert mitten in die flutende
Bewegung der Aeit; ihn ließ die Natur mit dem hohen
 
Annotationen