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aber riicht jene sreudige Theilnahme gefunden, mit der
man ein Glück des Freundes wie ein eigenes aufnimmt.
Maximi'lian war von diesen Mittheilungen offenbar über-
rascht worden, hatte sie dann aber mit jener kühlen Be-
sonnenheit hingenommcn, die sich vorsichtig vor jedem über-
eilten Ausdrucke hütet. Zum ersten Mal in jahrelangem
Verkehr schien der Freund einen hinterhaltigen Gedanken
vor Robert zu verbergen; dieser wußte nicht, warum,
aber er war zu stolz, eine Aufklärung, die ihm nicht ent-
gegenkam, zu begehren. Maximilian's Bedächtigkcit ver-
lctzte ihn wie ein Zweifel an der Wahcheit und Würde
seiner Liebe. Es war aber nicht das, sondern eine weh-
müthige Ahnung von dem unglücklichen Ausgange dieser
Neigung, auf seine Anschauung beider Charaktere gestützt,
was Maximilian dem Zubel des Freundes gegenüber kühl
und abgespannt erscheinen ließ. Er kannte Robert, er
kannte Marien: sie hatten nichts gemein, als diese Nei-
gung, und lebten sonst in einec völlig verschiedenen Welt.
Bei Marien war Liebe der Eine Ausdruck ihres ganzen
Lebens; schon ein kühlcs, gleichgültiges Wort über je-
manden, dem sie ihre Neigung geschenkt hatte, konnte sie
aufs empsindlichste verletzen. Und wie auf Personen, so
übertrug sie den ganzen Schatz ihrer Pietät auch auf die
Lehrcn und Anschauungen, die man ihr in einer einsam
und bloß unter Frauen verlcbten Jugend beigebracht hatte.
Jhrer warcn wenige, diese aber so innig mit dem ganzen
Gemüthsleben des Kindes verschlungen, daß ihr schon ein
leiser Zweifel daran wie cin frevelhafter Treubruch er-
schienen wäre. Marie liebte beschauliche Stille; Robert
aber riicht jene sreudige Theilnahme gefunden, mit der
man ein Glück des Freundes wie ein eigenes aufnimmt.
Maximi'lian war von diesen Mittheilungen offenbar über-
rascht worden, hatte sie dann aber mit jener kühlen Be-
sonnenheit hingenommcn, die sich vorsichtig vor jedem über-
eilten Ausdrucke hütet. Zum ersten Mal in jahrelangem
Verkehr schien der Freund einen hinterhaltigen Gedanken
vor Robert zu verbergen; dieser wußte nicht, warum,
aber er war zu stolz, eine Aufklärung, die ihm nicht ent-
gegenkam, zu begehren. Maximilian's Bedächtigkcit ver-
lctzte ihn wie ein Zweifel an der Wahcheit und Würde
seiner Liebe. Es war aber nicht das, sondern eine weh-
müthige Ahnung von dem unglücklichen Ausgange dieser
Neigung, auf seine Anschauung beider Charaktere gestützt,
was Maximilian dem Zubel des Freundes gegenüber kühl
und abgespannt erscheinen ließ. Er kannte Robert, er
kannte Marien: sie hatten nichts gemein, als diese Nei-
gung, und lebten sonst in einec völlig verschiedenen Welt.
Bei Marien war Liebe der Eine Ausdruck ihres ganzen
Lebens; schon ein kühlcs, gleichgültiges Wort über je-
manden, dem sie ihre Neigung geschenkt hatte, konnte sie
aufs empsindlichste verletzen. Und wie auf Personen, so
übertrug sie den ganzen Schatz ihrer Pietät auch auf die
Lehrcn und Anschauungen, die man ihr in einer einsam
und bloß unter Frauen verlcbten Jugend beigebracht hatte.
Jhrer warcn wenige, diese aber so innig mit dem ganzen
Gemüthsleben des Kindes verschlungen, daß ihr schon ein
leiser Zweifel daran wie cin frevelhafter Treubruch er-
schienen wäre. Marie liebte beschauliche Stille; Robert