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mit demüthigem Glauben in die Wcisheit der Vorsehung,
die cs schon zum rechten Ende führen werde. Und bald
mußte Robert erfahren, wie wahr Maximilian beobachtet.
Marie war glücklich, wenn si'e mit dem Geliebten die
tausend heimlichen Zärtlichkeiten eines vertrauten Verhält-
nisses tauschte; si'e entfaltete dann den vollen Liebeszauber
ihres Gemüths, daß auch er, in einer seligen Stimmung
fortgerissen, von dem Augenblicke nichts mehr forderte.
Aber wenn er nun zu anderer Aeit dem Gefpräch cine
Richtung auf das Allgemeine hin gab, wcnn er ein höhe-
res geistiges Verständniß zwischen ihnen zu vermitteln ver-
suchte, wenn er si'e von dcm Geiste der neueren Weltbc-
wcgungen unterhielt, da ward si'e lau und unachtsam; si'e
bat ihn wohl gar, für Männer zu vcrsparen, wovon si'e
doch nichts verstehe. Einzclne Ausfprüche Nobert's konn-
ten si'e selbst feindlich berühren und schienen in cinem frevel-
haftcn Widerspruche zu Ueberzeugungen zu stehcn, die si'e
selbst mit höchster Liebe als die schönstcn Pfänder ihres Her-
zens bewahrte. Robert glaubte Anfangs als einen Fehler der
Erziehung anklagen und vcrbessern zu können, was als
cin Mangel der Natur, wenn es so zu nenncn, nie er-
gänzt werden konnte. Bald aber sah er klar, daß das
Leben eine tiefe Kluft zwischen ihnen gezogen habe und
ihre Naturen gerade auf dem Puncte aus einander schie-
den, wo erst das rechte und eigentliche Reich seines Geistes
beginne. Ein zufälliges Ereigniß brachte ihm dies zur
schärfsten Anschauung. Die Juli-Revolution war ausge-
brochen und hatte in dreien Tagen das alte Königsge-
schlecht zugleich mit der alten Ordnung der Dinge ge-
 
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