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modde bcerdigt, wo cin hohes Crucifix, an die kahle
Kirchenwand st'ch lehnend, das einfache Denkmal ihrer
Ruhestätte ist. Noch, wenn man die ältesten Leute des
Ortes nach der, die da schlummert, fragt, sieht man eine
Rührung die gebräunten Gesichter überschatten; ste er-
zählen dann von der kleinen gebückten Frau, die so oft
im schlichten Gewande von schwarzem Sammt unter sie
getreten und die Mutter der Armen geworden: wie sie
ein großes blaues Auge gehabt, das unter dem lockigen
Haar und der mächtigcn schwarzen Haube auf sie geblickt,
wenn ste durch ihre Reihen zur Kirche geschritten — ein
mageres Gesicht mit männlich gebogener Nase und im-
ponirenden Zügen. Oft sei sie mit einer schönen silber-
beschlagenen Bogelflinte auf die Jagd nach Rebhühnern
gegangen, aber stc habe nie cines getroffen. Und dann
habe ste ihnen Feuerwerke abbrennen und Kletterstangen
mit silbernen Uhrcn darauf errichten laffen, und ihre
Jungen, wenn sie in der Werse sich gebadet hätten, er-
muntert und unterrichtet, daß sie schier die besten Schwim-
mer in Wcstphalen gcwordcn. Oft habe der kluge Mi-
nister sie besucht, im grauleincnen Kittel und schwarzen
Lederkäppchen zu Fuß odcr auf einem kleinen Pferde an-
kommend — und so Mehres, wodurch sie ihren Enkeln
das Gedächtniß an ihre edle Wohlthäterin erhalten, durch
solch schlagende Gründe und Thatsachen den Beweis füh-
rend, daß Niemand je beffer und heiliger gewesen, als die
leutselige Fürstin Amalia von Gallitzin.
Münster, am 6. Scpt. 1839.
modde bcerdigt, wo cin hohes Crucifix, an die kahle
Kirchenwand st'ch lehnend, das einfache Denkmal ihrer
Ruhestätte ist. Noch, wenn man die ältesten Leute des
Ortes nach der, die da schlummert, fragt, sieht man eine
Rührung die gebräunten Gesichter überschatten; ste er-
zählen dann von der kleinen gebückten Frau, die so oft
im schlichten Gewande von schwarzem Sammt unter sie
getreten und die Mutter der Armen geworden: wie sie
ein großes blaues Auge gehabt, das unter dem lockigen
Haar und der mächtigcn schwarzen Haube auf sie geblickt,
wenn ste durch ihre Reihen zur Kirche geschritten — ein
mageres Gesicht mit männlich gebogener Nase und im-
ponirenden Zügen. Oft sei sie mit einer schönen silber-
beschlagenen Bogelflinte auf die Jagd nach Rebhühnern
gegangen, aber stc habe nie cines getroffen. Und dann
habe ste ihnen Feuerwerke abbrennen und Kletterstangen
mit silbernen Uhrcn darauf errichten laffen, und ihre
Jungen, wenn sie in der Werse sich gebadet hätten, er-
muntert und unterrichtet, daß sie schier die besten Schwim-
mer in Wcstphalen gcwordcn. Oft habe der kluge Mi-
nister sie besucht, im grauleincnen Kittel und schwarzen
Lederkäppchen zu Fuß odcr auf einem kleinen Pferde an-
kommend — und so Mehres, wodurch sie ihren Enkeln
das Gedächtniß an ihre edle Wohlthäterin erhalten, durch
solch schlagende Gründe und Thatsachen den Beweis füh-
rend, daß Niemand je beffer und heiliger gewesen, als die
leutselige Fürstin Amalia von Gallitzin.
Münster, am 6. Scpt. 1839.