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Rochow, Friedrich Eberhard von
Der Kinderfreund: Ein Lesebuch zum Gebrauch in Landschulen (Zweyter Theil) — Basel: bey Gebrüdern von Mechel, 1780 [VD18 90783441]

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https://doi.org/10.11588/diglit.49137#0107
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K ) s ( G 99
! Lehrer. Was verstehst du unter -em Worte
Mäßigkeit?
Rar!. Die Enthaltung von allem Unnöthi-
gen und Ueberflüßigen.
Lehrer. Dann mußt du aber Zeitlebens immer
trocken Brodt essen, und Wasser trinken.
Rarl. Ich glaube nicht, wenn ich etwas ange-
nehmers habe. Nur muß ich mein Herz nicht so
daran hängen, daß ich durch dessen Ermanglung
gleich unglücklich werde.
Lehrer. Wo schickt sich nun der Begriff von
Mäßigkeit am besten hin, bcy Brodt und Wasser,
oder bey Vorrath von reizenden Speisen und Ge-
tränken ?
Rarl. Obnstreitig bey letztem. Denn bey dem,
was nicht zur Unmäßigkeit reizt, ist man von selbst
geneigt, mäßig zu seyn.
Lehrer. Also Mäßigkeit besitzt derjenige, der
nicht allein Enthaltsamkeit des Unnöthigen, sondern
auch, wenn er Gelegenheit dazu hat, des Ueber-
flüßigen , zu üben sich gewöhnt, und den also
seine Gelüste in keinem Stücke beherrschen.
Rarl. Dann ist ja wohl auch Mäßigkeit und
Selbstverleugnung einerley?
Lehrer. Ja; insoweit als der Unmäßige sich
nie selbst verleugnen, oder seinen Sinnen etwas
abschlagen gelernt hat.
G 2 Halt
 
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