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Halt Maaß in allen Dingen! Denn auch das
Erlaubte wird schädlich durch Uebermaaß.
68. Der gewissenlose Wittwer.
fKin Wittwer hatte zwei) Kinder, und wollte wie-
der hevrathen, aber keine andre, als eine
reiche Braut. Endlich fand er eine, die ihn mit
der Bedingung nehmen wollte, wenn er hundert
Thaler baar Geld hätte. Er für sich hatte nun
nicht so viel; sondern, um so viel zu erlangen,
beschloß er, seine Kinder um einen Theil ihres Mut-
terguts zu betrügen. Das that er, und vergrub
mit Hülfe seiner Braut, des Abends vorher, als er
bey dm Gerichten Richtigkeit mit seinen Kindern
machen, und den Nachlaß seiner verstorbnen Frau
brschwören sollte / hinter dem Dorfe einen Beu-
tel mit hundert Thalcrn. Denn er glaubte thörich-
ter Weise: Nun könnte er sicher schwören, daß er
nichts mehr hätte, als was er angäbe, weil er
doch nichts mehr rm Hause hätte. Aber als er
geschworen hatte, und nun sein Geld wiederholen
und Hochzeit machen wollte , da war das Geld
fort; denn ein versteckter Bettler hatte zugesehen/
und war des Nachts mit dem Gelde davon gegan-
gen. Er lief eiligst zu seiner Braut, und glaubte,
sie hätte es im Scherz wcggenommen ; als sie es
aber leugnete, ward er unwillig, und sie geriethen
in den heftigsten Streit, der sich mit grosser Ver-
bitterung