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Rodenberg, Julius
Paris bei Sonnenschein und Lampenlicht: ein Skizzenbuch zur Weltausstellung — Leipzig, 1867 (2. Aufl.)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1385#0061
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Von Julius Rodenberg.

53

Willkommen, mein theuerer Leser, in Paris! Auf dem
Perron, an deinem Coupe, steht der Herausgeber dieses Buches,
Hut in der Hand, um dich zu begrüßen, umgeben von seinsn
werthen Freunden, die ihm die Ehre erwiesen haben, an diesem
Buche mitzuarbeiten. Wir find zu dcinem Dienst bereit, mein
lieber Leser. Wir wollen dich führen durch dieses große Paris,
wollen dir sprechen von seinen Herrlichkeiten, aber auch die Schat-
ten nicht verschweigen, die Sonnenschein und Lampenlicht hier
düsterer werfen als in irgendeiner andern Stadt — Schat-
ten, die man vergeblich zu verbergen strebt. Jeder von uns
hat sein Departement. Der eine wird dein Cicerone sein in
den Galerien und Museen, der andere dich bekannt machen
mit den Werfftätten der geistigen und den Werkstätten der ma-
teriellen Arbeit. Mit dem einen sollst du hinabsteigen in Lie
unterirdischen Gewölbe der Nacht und des Schreckens, über
welche dies Paris seine lachende Oberfläche deckt; mit dem an-
dern sollst du hinaufsteigen auf die sonnigen Höhen der Wiffen-
schaft und Kunst. Dieser wird dir alle Celebritäten der Preffe
vorstellen (denn sie sind alle seine guten Freunde, und er hat
— wie die Zeitungen gemeldet — mit ihnen allen bei Girar-
din dinirt), jener wirv dir die Honneurs in den Salons und
den Theatern machen. Mit kleinen Anekdoten und pikanten
Geschichten werden wir dir die oft sehr langen Wege zu ver-
kürzen suchen, sei es nun, daß wir sie in einem Kaffeehaus
auflesen oder in einem von den alten Büchern am Quai. Die
Oper und das Concert, Bal-Mabille und Vater Buillier, —
es wird alles zu deiner Verfügung stehen, wir sind deine ganz
ergebenen Diener. Aber — jeder von uns hat nicht nur sein
Departement; jeder von uns hat auch seine Meinung! An
diese Meinung hat der Herausgeber nicht zu tasten gewagt;
und ein wohlgeneigtes Publikum wird sie daher wol auch einem
jeden zugute halten müffen. Es ist nicht ein Bild, welches
wir hier dem Leser ofseriren; sondern es sind viele und ver-
schiedene Bilder, wie man sie zuweilen um eine Hauptansicht
der großen Städte gruppirt sieht. Derjenige, welcher nach
Paris reist, kann diese Bilder mit der Wirklichkeit vergleichen,
und Lerjenige, welcher das Buch zu Hause liest, nach sei-
nem Geschmack mit dem einen oder andern sympathisiren.
 
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