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Rodenwaldt, Gerhart
Archäologisches Institut des Deutschen Reiches: 1829-1929 — Berlin, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.28868#0014
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wird sicli neuer Grund- und Strebepfeiler, die lebende Kunst der
poetischen und geschichtlichen Elemente erfreuen können, deren
wachsendes Bedürfnis sich nicht abweisen läßt. Wer die Thatsachen
einer solchen Anstalt zusammenstellt, darf ohne Scheu als ihr Lob-
redner erscheinen; er lobt sie nicht, weil er ihr angehört, sondern

er gehört ihr an, weil sie der Jahre und der Aufopferungen würdig
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war.

Diese Sätze sind der Vorerinnerung der ,,Thatsachen des
Archäologischen Instituts“ 1) entnommen, mit denen Eduard Ger-
hard seinen deutschen Landsleuten von einer Schöpfung Kenntnis
gab, zu deren Erfolg sich in glücklicher Konstellation die seiner
Idee innewohnende Kraft, die Gesinnung der Epoche und das Ein-
treten der rechten Persönlichkeiten vereinigten.

In jeder organisatorischen Leistung werden Umstände und
Gedanken mannigfaltiger Herkunft zusammentreffen, aber es be-
darf eines Willens, der sie in die Tat umsetzt. Das geschichtliche
Verdienst, das Archäologische Institut ins Leben gerufen, in
Zeiten der Not erhalten und zu seiner jetzigen Gestalt geführt zu
haben, gebührt Eduard Gerhard, der gern den Titel des „segretario
fondatore“ führte, und dem zu seinem fünfzigjährigen Doktorjubi-
läum die Zentraldirektion, in ihrer Mitte der greise Duc de Luynes,
als dem Gründer des Instituts huldigte. Er verkörpert zugleich die
Verbindung von Rom mit Berlin, die für die Entwicklung des In-
stituts entscheidend gewesen ist. Wir haben das Glück, daß seine
Persönlichkeit in der Darstellung Otto Jahns, des Meisters der
Altertumswissenschaft und der Biographie, lebendig vor uns steht.

Als Gerhard, der erste Doctor rite promotus der Berliner Uni-
versität, im Jahre 1820 zum ersten Male nach Rom kam, war er
Philologe. Dort umfing ihn der Zauber jenes deutsch-römischen
Lebens, das im Zeichen des Klassizismus Vertreter der großen
Welt, Fürstlichkeiten und Hochadel, Diplomaten, Künstler und
Gelehrte vereinte. Der Klassizismus war zugleich das Band, das
über die Grenzen der Nationen eine Internationalität der Gesell-
schaft schuf, wie sie seither nicht wiedergekehrt ist. Niebuhr und
Bunsen setzten die Tradition Wilhelm v. Humboldts und seines
Kreises fort. Eine junge Gelehrtengeneration begann das Erbe
Winckelmanns durch den umfassenden Ausbau der archäologi-

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