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Rodenwaldt, Gerhart
Archäologisches Institut des Deutschen Reiches: 1829-1929 — Berlin, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.28868#0029
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knüpften sich Freundscliaften und Beziehungen, die auch Momm-
sen für lange Jahre zu einem der aktivsten Mitglieder des Instituts
und seiner Zentraldirektion werden ließen.

Nahm die Tätigkeit auf dem Gebiete der Ägyptologie und noch
mehr auf dem der Epigraphik eine größere Intensität an, als ur-
sprünghch vorgesehen war, so hlieben Höhe und Umfang der
Leistungen der ersten Zeit auf dem eigentlichen Hauptfelde der
Archäologie in den folgenden Jahrzehnten nicht erhalten. Das
erwärmende Feuer, das von den etruskischen Entdeckungen der
ersten Jahre ausgegangen war, erlosch. Den schwersten Schlag
erhielt das Institut, als Bunsen im Jahre 1838 Rom verließ. Seine
von tiefem Verantwortlichkeitsgefühl beseelte Persönlichkeit und
die Weite seiner Interessen hatten der literarischen Tätigkeit des
Instituts, seinen Sitzungen und öffentlichen Vorträgen eine wahr-
haft humanistische Beseelung gegeben. Lepsius rühmt seinen
„spirito largo“, der die fernsten Grenzen umfaßte, seine Energie
und unermüdliche eigene Tätigkeit und die Fähigkeit, die ver-
schiedensten Kräfte an sich zu ziehen, auf ihren Weg zu leiten
und sie den Aufgaben, denen er sich selbst widmete, dienstbar
zu machen. Wenn er auch das Amt des Generalsekretärs bis zu
seinem Tode behielt und aus der Ferne unermüdlich für das Wohl
des Instituts wirkte, so hinterließ er doch eine Lücke, die sich
nicht schließen konnte. Hier zeigte es sich, daß eine zielbewußte
Organisation und ein klares Programm zwar die Grundlagen
der Leistung einer wissenschaftlichen Institution bilden, daß sie
aber unfruchtbar bleiben, wenn das schöpferische und unmittel-
bare Wirken starker Persönhchkeiten fehlt. Weder die liebens-
würdige Repräsentation Kestners noch der Eifer des vielgewandten
Emil Braun, in dessen Händen bis 1856 die tatsächliche Leitung
lag, vermochten die Höhe einzuhalten oder gar neue Wege zu
beschreiten. Gerhards Bemühungen in Berlin konnten nicht über
das Ziel der Erhaltung des Instituts hinausgehen. So beschränkte
sich seine Tätigkeit, während Franzosen und Engländer sich nach
Mesopotamien und Kleinasien wandten und durch glänzende
Funde die Grenzen unserer Kenntnis erweiterten, und während in
Athen die Lcole Frangaise zu wirken begann, immer mehr auf
Italien; sie verlor die Übersicht über die großen Zusammenhänge,

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