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Rodenwaldt, Gerhart
Archäologisches Institut des Deutschen Reiches: 1829-1929 — Berlin, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.28868#0033
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der Munifizenz König Wilhelms I., der das Protektorat über das
Institut übernommen batte, und der Königin Augusta im Hain der
Arvalen vornebmen.

Die Initiative für die Erweiterung der Aufgaben des Instituts
lag bei der Zentraldirektion, deren Wirksamkeit in der Oberauf-
sicbt über das römiscbe Institut nicht Genüge finden konnte. Mit
dem Statut von 1859 fiel den Berliner Mitgliedern eine neue selb-
ständige Aufgabe durch die Entscheidung über die Reisestipen-
dien zu, die gleichzeitig begründet worden waren. Selten hat sicb
ein Gedanke so fruchtbar erwiesen wie diese Einrichtung, die den
tüchtigsten jungen Gelehrten die freie, nicht von Pflichten be-
engte Ausbildung durch Anschauung der Länder des Südens und
ihrer Denkmäler ermöglichte. Er war deshalb so glücklich, weil er,
wie einst die Gründung des Instituts, aus dem besonderen Bedürfnis
der archäologischen Wissenschaft erwachsen war. Die Wanderjahre
im Süden, erlebt in den empfänglichsten Zeiten der geistigen
Entwicklung, beseelt von der Hochstimmung der Erfüllung des im
Studium Erstrebten, sind für die deutschen Archäologen der
Quefl nicht nur der wissenschaftlichen Leistung, sondern auch
eines reicheren Menschentums geworden. Das Institut übernahm
damit die Aufgabe, den Nachwuchs nicht nur für sich selbst, son-
dern auch für die Universitäten und Museen auszubflden. Auch heute
noch stellt diese Pflicht in erweiterter Gestalt eine der wesentlichsten
Leistungen dar, die das Institut für die Allgemeinheit der Wissen-
schaft erfüllt. In ihrer Bedeutung liegt zugleich die große Verant-
wortlichkeit bei der Auswahl der Bewerber, deren sich die Zentral-
direktion von der ersten Verleihung bis zum heutigen Tage stets
bewußt geblieben ist.

Die ersten Stipendiaten, Conze und Michaelis, wandten sich
nach Griechenland. Im folgenden Jahre, 1861, beantragte die
Zentraldirektion den Ankauf der Bibliothek A. v. Velsens für die
preußische Gesandtschaft in Athen, der Velsen als archäologischer
Sekretär angehört hatte. In der gleichen Eigenschaft waren nach
ihm Wachsmuth und U. Koehler in Athen tätig. Wenn auch der
Gedanke der Gründung einer athenischen Zweiganstalt noch nicht
erwogen wurde, so waren damit doch entscheidende Schritte zur
Ausdehnung nach Griechenland getan, und die Velsensche Bi-

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