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Rodenwaldt, Gerhart
Archäologisches Institut des Deutschen Reiches: 1829-1929 — Berlin, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.28868#0048
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War mit der Neuordnung von 1886 auch das internationale
Kleid abgestreift, so wurde es nun recht eigentlich zur bewußten
Aufgabe der Zentraldirektion und der Auslandsabteilungen,
Freundschaft und Zusammenarbeit mit den inzwischen entstande-
nen und gleichstrebenden Einrichtungen der anderen Nationen zu
pflegen. Die Gastfreundschaft, mit der Italien und Griechenland
uns an der Verwaltung der ganz Europa gemeinsamen Erbschaft
der Antike teilnehmen lassen, blieb von gleicher Herzlichkeit und
Großzügigkeit. Ein wichtiges Mittel der Verbindung mit Gelehrten
aller Nationen hat das Institut sich in der alten Einrichtung der
Ehrenmitglieder, ordentlichen und korrespondierenden Mitglieder
erhalten, die den Beziehungen der Organisationen ein unentbehr-
liches und seit hundert Jahren fruchtbares persönliches Moment
hinzufügt. Wurde die Sprache der Zeitschriften auch über-
wiegend deutsch, so wurde doch auch den anderen Weltsprachen
bei Beiträgen ausländischer Gelehrter Raum gegeben. Aber die
Beziehungen, die durch die Auslandsinstitute und Forschungs-
reisen geknüpft wurden, gingen und gehen weit über den Rahmen
der Fachwissenschaft hinaus. Sie erhalten einen Zusammenhang
mit den Deutschen im Auslande und treten zu allen Kreisen des
Landes in Verbindung. Kein Gelehrter lernt Land und Volk so gut
kennenwie der Archäologe, der keinen Winkel unbesucht läßt und
bei den Ausgrabungen mit seinen Gehilfen und Arbeitern zu-
sammenlebt. So ist von unseren Auslandsinstituten ein Strom des
Verständnisses und der Freundschaft zu den Nationen, die sie auf-
genommen haben, ausgegangen.

Nicht nur mit der Persönlichkeit A. Conzes, sondern auch mit
den Leitern der Abteilungen in Rom und Athen begann gleichzeitig
eine Phase langer, ungestörter Entwicklung. In Rom konnte noch
der greise Wilhelm Henzen das Institut in die neue Ordnung hin-
überführen. DannübernahmenEugenPetersen das Amt des Ersten
und Christian Hülsen das des ZweitenSekretars. Petersenhat seiner
Anlage und Neigung entsprechend eine Fülle von scharfsinnigen
Einzeluntersuchungen durchgeführt, er konnte Ausgrabungen in
Alatri und Lokri anregen und die Beschreibung der Skulpturen
des Vatikans beginnen. Wandte er sich gerne den Denkmälern
griechischer Kunst in Italien zu, so hat er doch einen großen Teil

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