Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Rodenwaldt, Gerhart
Archäologisches Institut des Deutschen Reiches: 1829-1929 — Berlin, 1929

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28868#0061
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
bunden wird, so ist damit die Aufgabe erfüllt, die schon der erste
Plan der Hyperboreer gestellt und Bunsen vertreten hatte. Die
Prähistorie lag damals noch dem Gesichtskreise fern. Innerhalb
dieses Kreises von Wissenschaftsgebieten besteht eine Besonder-
heit der Erforschung der klassischen Antike in ihrem Yerhältnis
zur Idee des Humanismus. Auf der Basis des Klassizismus war
das Institut entstanden; mit der Spezialisierung der Wissenschaft
waren seine Krisen verbunden. Wenn heute in anderer Weise der
Humanismus emeut zum Problem wird, wenn die Antike, um
wieder wirken zu können, vom Klassizismus befreit werden muß,
ist es nicht Aufgabe einer rein wissenschaftlichen Institution, im
Kampfe der Meinungen handelnden Anteil zu nehmen. Wohl aber
wird das Institut gerne alle Bestrebungen unterstützen, die dazu
dienen, die Antike und die Wissenschaft von der Antike wieder
in eine nähere Beziehung zum Geistesleben der Gegenwart zu
bringen. *

Dienst an der Wissenschaft in allen ihren Formen war und ist
die Aufgabe des Instituts. Es hat nie versucht, die Archäologie
zu bevormunden oder ihre Entwicklung zu bestimmen, sondern
sich ihr anzupassen. In den Veröffentlichungen des Instituts hat
sich die Entwicklung der deutschen Archäologie im wesentlichen
abgespiegelt, und aus ihren Registern ließe sich eine Geschichte
der Archäologie der letzten hundert Jahre schreiben. Die Wissen-
schaft wird nicht durch Organisation und Statuten, sondern durch
die Geistesgeschichte und die Persönlichkeiten der Gelehrten ge-
staltet. Soweit im Institut der Gang der Wissenschaft beeinflußt
worden ist, ist es das Werk einzehier Gelehrter gewesen, denen
die Organisation die notwendige Freiheit ließ, der ihnen unter-
stellten Anstalt das Gepräge ihrer Persönlichkeit zu geben. Wenn
das Zentmm der Organisation der eigentlichen Institutsaufgaben
notwendigerweise in Deutschland liegt, so vollzieht sich die über
seine nächsten Pflichten hinausgehende wissenschaftliche Leistung
im Auslande. Hier, im Anschauen der Originale, aus dem Erleb-
nis des Landes, in dem sie entstanden sind, aus der Gemeinschaft
gleichstrebender Geister entstehen die schöpferischen Gedanken
der Archäologie. Hier kann, wie es Brunns Beispiel gelehrt hat,
die große Persönlichkeit die tiefsten Wirkungen ausüben. Daher

4*

51
 
Annotationen