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Dragendorff, Hans; Krüger, Emil; Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Editor]
Römische Grabmäler des Mosellandes und der angrenzenden Gebiete: Das Grabmal von Igel — Trier, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.41447#0085
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ist der linke nach vorn gestreckt und auf einen Stein gesetzt. Zwischen beiden Füßen ist in der üblichen
Weise die Quelle durch ein umgestürztes Gefäß angedeutet, aus dem das Wasser strömt.
Die Deutung des Bildes auf Perseus, der Andromeda das Medusenhaupt im Spiegel der Quelle zeigt,
war schon 1866 richtig von Michaelis gegeben (Arch. Anz. 1866 S. 237). Unabhängig davon hat sie dann
H. Graeven auf Grund der noch immer deutlich erkennbaren Harpe erneut ausgesprochen (Zeitschr. f. bild.
Kunst N. F. XVI S. 166). Im Gegensatz zu der Häufigkeit des oberen Bildes steht diese hellenistische Weiter-
führung der Perseussage in provinzialem Gebiet fast allein; nur in Spanien ist sie nach F. Knatz1) einmal auf
einem Mosaik in Tarragona vertreten.

Hauptteil. N o r d s e i t e.
(Taf. 8, nach dem Original. Abb. 42.)
Himmelfahrt des Herakles.
Erhaltung. An den meisten Fugenkreuzungen sind Löcher gebrochen, darunter zahlreiche größere, be-
sonders in den vier Köpfen der Windgötter und im Tierkreis. In der Mitte geht hinter dem Wagen des Herakles
ein großer Spalt durch die Höhe einer ganzen Steinlage. Durch Verwitterung hat das Relief der Rückseite weniger
gelitten als die übrigen Seiten, da es auf der Bergseite besser geschützt war. Es ist bedeutend flacher als die
der anderen Seiten. Auch in der Komposition nimmt es eine Sonderstellung ein. Während alle übrigen in der
üblichen Weise friesartig oder als festgeschlossene Gruppe auf der unteren Begrenzung als Standlinie oder end-
lich, wie die mythologischen Reliefs in freierer Weise auf landschaftlichem Hintergründe aufgebaut sind, gruppieren
sich die einzelnen Teile der Dekoration der Rückseite streng symmetrisch nach allen Seiten in der Fläche des
Bildfeldes um einen Mittelpunkt, der durch den kreisförmigen Rahmen besonders herausgehoben ist. Bei den
vergleichbaren Grabtürmen von Neumagen pflegt die Rückseite ebenfalls abweichend von den übrigen keine
figürlichen Reliefs zu tragen, sondern ein flaches teppichartiges Ornament in symmetrischer Anordnung, bei dem
Rosetten in Kreisen oder Polygonen die Hauptrolle spielen. Wie eine Reminiszenz an diese ornamentale Ein-
teilung der Fläche mutet unser Igeler Relief an. In seiner Komposition erinnert es wie jene an die der Mosaikböden
mit ihren Felderteilungen, und man ist versucht, die Anregung zu diesem Relief in einem Mosaik zu suchen.
Auch das Motiv der die vier Ecken füllenden Köpfe hat auf Mosaiken zahlreiche Parallelen.
Das Mittelbild. In dem mittleren Rund bezeichnet eine breite Standleiste das Terrain, auf dem der Wagen
des Herakles dahinrollt. Vier Pferde, deren Geschirr plastisch nicht angedeutet ist, ziehen nach links den leichten
Wagen, von dem wenig mehr als das linke Rad und ein Stück Rand zu erkennen ist. Die Hinterbeine stehen
ganz schematisch gestaffelt auf dem Boden, während die Tiere mit gleichmäßig vorwärts sprengenden Vorder-
beinen in die Höhe streben. Auf dem Wagen steht Herakles2) mit lockigem Bart und Haar. Die kräftigen
Körperformen sind nackt. Im linken Arm hält er die Keule, darunter hängt das Löwenfell. Den rechten Arm,
der zum größten Teil verloren ist, hob er zum Himmel empor, wo links über ihm, nur bis zur Brust sichtbar,
Athena erscheint, die durch den Helm charakterisiert ist und Herakles ihre Rechte entgegenstreckte. Ob die Hände
der beiden sich berührten, ist nicht mehr auszumachen.
Der Tierkreis. Der Gürtel des Tierkreises, der plastische Darstellungen der Himmelskörper als eine
Zone zu umspannen pflegt, ist hier in die Fläche projiziert und aufrecht gestellt, sodaß er das Mittelbild wie
ein Rahmen umgibt. Die zwölf Zeichen sind in fortlaufender Bewegung von links nach rechts so angeordnet,
daß sie sich alle in richtiger Ansicht zeigen. Sie haben daher in der unteren Hälfte soweit nötig die äußere,
in der oberen die innere Umrahmung als Standlinie. Die Zwillinge, die Jungfrau, der Träger der Wage und
die Fische schweben bezw. schwimmen; Krebs und Skorpion sind in Ansicht von oben gegeben. Der Wechsel
der Standlinie liegt links zwischen Schütze und Steinbock. Vermutlich sollte damit der Wintersonnen wend-
punkt, der Capricornus, als Anfang bezeichnet werden. In rechtsläufiger Richtung bewegen sich von hier aus
alle Figuren vorwärts.
Stein bock. Erhalten ist der Kopf mit kurzem Bart, das rechte Vorderbein, — das linke war nicht
plastisch dargestellt, — und die untere Linie des Fischleibes und Schwanzes. Er schwimmt nach rechts.
Wassermann. Ein nackter Jüngling liegt in Vorderansicht nach links gewendet am Boden. Er stützt
sich dabei auf den linken Ellenbogen. Im rechten Arm ruht ein Gefäß mit langem Hals, dessen nach unten
gekehrten Rand die Linke berührt. Dem Gefäß entströmt Wasser, das auf der Ergänzungszeichnung versehentlich
nicht angegeben ist, aber auf Taf. 8 sich noch in Spuren erkennen läßt.
Fische. Zwei Fische sind in der üblichen gegensätzlichen Bewegung, der obere nach links, der untere
nach rechts gewendet, in Seitenansicht dargestellt.

*) F. Knatz, Quomodo Persei fabulam artifices Oraeci et
Romani tractaverint, Diss. Bonn 1893 S. 40. Knatz zählt außer
diesem Mosaik elf Wandbilder in Pompeji, 2 Lampen und 2 Gemmen
mit dieser Darstellung auf. H. Graeven erwähnt in einem Ar-
tikel über die Igeier Säule in der „Nationalzeitung“ vom 6. 3.1904

noch eine römische Marmorgruppe, die sich im Provinzialmuseum
zu Hannover befindet.
2) Cumont, Textes et Mon. de Mithra I S. 111 bezeichnet
ihn versehentlich als Sol.
 
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