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Roennefahrt, Guenther [Hrsg.]; Spitzweg, Carl [Ill.]
Carl Spitzweg: Beschreibendes Verzeichnis seiner Gemaelde, Oelstudien und Aquarelle — Muenchen, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.28969#0023
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ZEITTAFEL

ZUM LEBEN UND SCHAFFEN DES KÜNSTLERS

*■

Bei datierten Arbeiten steht in () die Nummer des Werkverzeichnisses; durch datierte Zeichnungen und Nachrichten
belegte Aufenthaltsorte sind kurz mit den Daten auf geführt.

1808 5. 2. in München in dem, dem Kaufmann Kepfer gehörenden
Hause Nr. 14, Neuhauser Straße, Ecke Eisenmannstraße,
einer damals vornehmen Stadtgegend, geboren. Er wurde in
der Kirche St. Peter in München getauft.

Vater: Simon Spitzweg (15. 11. 1776-1. 12. 1828), verh.
seit 1804 mit Franziska, geh. Schmutzer.

Brüder: Simon (1. 4. 1805-28. 4. 1829), ledig. — Eduard
(20. 4. 1811—1884).

In diesem Jahre wurde die Münchner Zeichenschule in eine
Akademie umgewandelt; es wurden Ausstellungen in Ab-
ständen von drei Jahren beschlossen.

1823 die erste Federzeichnung bekanntgeworden, »Landschaft
mit Bauernhaus unter Bäumen an einem See«.

1824 2. 2. Bruder Simon schreibt aus Augsburg an seine Eltern nach

München, daß er sich für ein von Carl gesandtes Ölgemälde
bedanken wolle.

1825 Ostern Die Schulzeit auf dem humanistischen Gymnasium been-

det. Kurze Anfangstätigkeit als Lehrling in Erding.

1.4. Eintritt in die Kgl. Bayer. Hof- und Leibapotheke von
Dr. Franz Xaver Pettenkofer, München. Dort verblieben
bis 31. 3. 1828.

1826 16. 7. Bruder Simon schreibt aus Alexandrien, daß Carl ein »gut-

gezeichnetes Portrait« und ein Erinnerungsblatt fürs
Stammbuch (dat. 16. 3. 1826) geschickt hat.

1827 31.5. Vater Simon schreibt an seinen Sohn Simon nach A.:

»Künftigen Sonnabend geht Carl mit Hofrath Martius ... in
das südl. bair. Gebürge — sie machen eine botanische Fuß-
reise auf mehrere Tage.«

Eine datierte Zeichnung »Der Maler« bekannt.

Tod des Vaters.

Lehrzeit am 31.3. beendet, noch ein Jahr als Gehilfe ge-
blieben.

Gehilfenzeit bei Dr. Pettenkofer beendet, bis
sieben Monate in der Löwenapotheke in Straubing; nach
persönlichen Differenzen mit dem Inhaber Franz Xaver
Attenhauser verließ er diesen Posten. Wesentlicher als die
Gehilfentätigkeit waren die dortigen Eindrücke vom klein-
städtischen Wesen, das er als geborener »Großstädter«
etwas überlegen und spottlustig beobachtete. Doch sein
Herz und seine von Verdrießlichkeit meist weit entfernte
Laune bewahrten ihn davor, ein unbarmherziger Kritiker
seiner Mitmenschen zu werden. Für trübe Gedanken bot
sich dem guten Tänzer, wackeren Zecher und fröhlichen
Plauderer auch so gut wie keine Gelegenheit, und als Mit-
wirkender am Liebhabertheater machte er wohl schon Vor-
studien zu späteren Gemälden.

1830 Frühj. Fahrt mit dem »Eylwagen« zu seinem in Triest erkrankten
Bruder Eduard; nach zwei Wochen Rückkehr am 24. 4.
nach München.

Herbst Für zwei Jahre als Pharmazeut an die Münchner Universität.

Zwei Federzeichnungen mit der Jahreszahl 1830 bekannt,

1828

1829

12. 9.
1. 12.

3i- 3-
Okt.

davon eine »Partie am Canale grande in Venedig«. Da er
erstmalig 1832 dorthin reiste, wird er sie nach einer Vor-
lage angefertigt haben.

1831 29. 3. nach Straubing während der Osterferien gefahren, wo er

trotz der unerfreulichen Erinnerung an die Löwenapotheke
gern weilte.

Cholerajahr, Bayern von Böhmen her bedroht, wo die
Seuche viele Opfer forderte. Teuerung in Bayern. Der Maler
Hansonn fertigte eine Porträtzeichnung von Spitzweg an.
Studentenunruhen am Karlstor und an der Hauptwache in
München.

In diese Zeit fällt schon eine regere Zeichentätigkeit, und der Umgang
mit Malern im alten Polling bei München wurde von ihm gepflegt. Aus-
flugsziel des Studenten war nicht nur die nähere Umgebung Münchens,
sondern auch Partenkirchen, wo Landschaftsskizzen und Interieurs ent-
standen. Von diesen frühen Arbeiten sind viele erst aus dem Nachlaß
bekanntgeworden, sorgfältige, schülerhafte Zeichnungen, Skizzen aus
dem Eltemhause und der Apothekerlehrzeit, auch getuschte Zeich-
nungen und Aquarelle. Die architektonischen Motive für die späteren
Bilder holte er sich auf Reisen nach Donauwörth, Nördlingen, Wasser-
burg, Rothenburg, Landshut, Nürnberg, Regensburg, Würzburg, Bam-
berg, Salzburg, Sterzing und aus Tirol.

1832 4. 4. Abschlußexamen an der Hochschule »mit Auszeichnung«

bestanden; Anstellung als Provisor in München bis Anfang
1833. Wohnung; im Fladhaus in der Pfandhausstraße mit
Aussicht auf die Gegend, in der jetzt der Hildebrandbrun-
nen steht (auf dem Bilde von Karl Bögler in der Neuen
Pinakothek ist der Zustand von 1865 zu sehen).

Nach dem Examen gönnte er sich eine Erholungsreise mit seinem Freunde
Gielg nach Italien. Das Zeugnis der Universität wurde erst am 4. 4. 1832
ausgestellt, aber mit dem sicheren Bescheid, daß er ein vorzügliches
zu erwarten hätte, reiste er schon am 25.3. ab. Die Stationen waren: Salzburg,
Laibach (31.3.), Triest (5.4.) beim Bruder Eduard, Venedig (4Tage), Pa-
dua, Bologna, Florenz (5.-13. 5.), Casciano, Pranco, Rom (17. 5.-2. 6.),
Neapel (14.—20. 6.), Mailand (30. 6.), Brescia (6. 7.), Trient (14. 7.), Mit-
tenwald (17. 7.). Die beiden Aquarelle »Italienische Prozession« (626) und
»Italienische Zollwache« (623) sind wohl auf dieser Reise gemalt.

1833 Seine beruflichen Pläne gingen dahin, zunächst eine Stellung im
Ausland zu suchen, um später in München eine eigene Apotheke zu füh-
ren, als ihn ein Nervenfieber erfaßte und ihn mehrere Wochen aufs Kran-
kenlager zwang (wegen Vollblütigkeit im Juli und Anfang August Ader-
laß, wahrscheinlich lag auch ein Typhusanfall vor).

n.8. Zur Erholung fuhr er nach Bad Sulz am Südhang des Peißen-
berges und verbrachte den Sommer im Hause eines Bade-
arztes, der einen regen Verkehr mit Münchner Künstlern
pflegte. Besonders wies er seine Patienten auf die Wichtig-
keit des Zeichnens nach der Natur hin.

*7
 
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