Abendmahls nach der Erzählung bei dem Evangelisten Jo-
hannes (13, 21-26): „Da Jesus solches gesagt hatte, ward er
betrübt im Geist und zeugete und sprach: Wahrlich, wahrlich,
ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten. Da sahen
sieh die Jünger untereinander an, und ward ihnen bange, von
welchem er redete. Es war aber einer unter seinen Jüngern,
der zu Tische saß an der Brust Jesu, welchen Jesus lieb hatte.
Dem winkte Simon Petrus, daß er forschen sollte, wer es wäre,
von dem er sagte. Denn derselbe lag an der Brust Jesu, und
er sprach zu ihm: Herr, wer ist’s? Jesu antwortete: Der ist’s,
dem ich den Bissen eintauche und gebe. Und er tauchte den
Bissen und gab ihn Judas, Simons Sohn, dem Ischariot“
(Abb. 9).
In einem mit einem Netzgewölbe überspannten Raum, der
durch zwei rundbogige Fenster den Blick auf eine detailreiche
Landschaft freigibt, ist das historische Ereignis in seiner
dramatischen Zuspitzung gegeben. Es sind schwerblütige,
bäuerliche Menschen, zum Teil ausgesprochen bajuwarischen
Schlages, die Adam Kraft zu Trägern des Geschehens ge-
macht hat. Selbst Christus entbehrt aller Schönheitlichkeit
im landläufigen Sinne. Kein aristokratischer Zug, kein Mo-
ment der Vergeistigung zeichnet ihn vor seinen Jüngern aus.
Lediglich eine größere Leidensfähigkeit scheint ihn mensch-
lich über die anderen zu erheben. Er ist der tragische Mensch,
der leiderfüllt sich einem schwer empfundenen Schicksal
beugt. Und diese Humanisierung - ein Parallelvorgang übri-
gens zur Parthenonzeit der antiken Kunst -, dieses Herab-
ziehen des Göttlichen auf die Ebene des Menschlichen ist
charakteristisch für das spätere Mittelalter, insbesondere für
den Ausgang des 15. Jahrhunderts. Gewiß ist es eine Form
des Realismus, wenn die Heilsgeschichte so lebensnah, so
abstandslos in bezug auf das handlungsmäßige Geschehen,
die Typik der Personen und nicht zuletzt wegen des Stils im
engeren Sinn, der Formensprache also, dargestellt wird. Aber
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hannes (13, 21-26): „Da Jesus solches gesagt hatte, ward er
betrübt im Geist und zeugete und sprach: Wahrlich, wahrlich,
ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten. Da sahen
sieh die Jünger untereinander an, und ward ihnen bange, von
welchem er redete. Es war aber einer unter seinen Jüngern,
der zu Tische saß an der Brust Jesu, welchen Jesus lieb hatte.
Dem winkte Simon Petrus, daß er forschen sollte, wer es wäre,
von dem er sagte. Denn derselbe lag an der Brust Jesu, und
er sprach zu ihm: Herr, wer ist’s? Jesu antwortete: Der ist’s,
dem ich den Bissen eintauche und gebe. Und er tauchte den
Bissen und gab ihn Judas, Simons Sohn, dem Ischariot“
(Abb. 9).
In einem mit einem Netzgewölbe überspannten Raum, der
durch zwei rundbogige Fenster den Blick auf eine detailreiche
Landschaft freigibt, ist das historische Ereignis in seiner
dramatischen Zuspitzung gegeben. Es sind schwerblütige,
bäuerliche Menschen, zum Teil ausgesprochen bajuwarischen
Schlages, die Adam Kraft zu Trägern des Geschehens ge-
macht hat. Selbst Christus entbehrt aller Schönheitlichkeit
im landläufigen Sinne. Kein aristokratischer Zug, kein Mo-
ment der Vergeistigung zeichnet ihn vor seinen Jüngern aus.
Lediglich eine größere Leidensfähigkeit scheint ihn mensch-
lich über die anderen zu erheben. Er ist der tragische Mensch,
der leiderfüllt sich einem schwer empfundenen Schicksal
beugt. Und diese Humanisierung - ein Parallelvorgang übri-
gens zur Parthenonzeit der antiken Kunst -, dieses Herab-
ziehen des Göttlichen auf die Ebene des Menschlichen ist
charakteristisch für das spätere Mittelalter, insbesondere für
den Ausgang des 15. Jahrhunderts. Gewiß ist es eine Form
des Realismus, wenn die Heilsgeschichte so lebensnah, so
abstandslos in bezug auf das handlungsmäßige Geschehen,
die Typik der Personen und nicht zuletzt wegen des Stils im
engeren Sinn, der Formensprache also, dargestellt wird. Aber
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