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S. 37/38 (als Carlos Clemente); Benezit VI, 1962, S. 61; Hönisch 1965, Nr. 91,
S. 91; Roettgen 1980/1, S. 405; Schütz 1987, S. 328
Sammlungskataloge: Mechel 1783, Nr. 4, S. 32; Krafft 1837, S. 352, Nr. 11;
Waagen I, 1866, S. 221; Engerth III, 1886, Nr. 1618, S. 165; Führer Gemäl-
degalerie Wien 1892, Nr. 1676, S. 424; Kat. Wien 1907, Nr. 1601, S. 37; Verz.
Wien 1973, S. 110; Verz. Wien 1991, S. 83, T. 654
Bei dem vorliegenden Bildnis handelt es sich um das zweite Bildnis,
das Mengs von der neapolitanischen Königstochter im Abstand von
wenigen Monaten malte. Das vor dem 1.3. 1773 fertiggestellte erste
Bild wurde dem Brief zufolge nach Madrid gesandt, während Ratti
zufolge das Wiener Bild als ein Geschenk der Königin von Neapel,
Maria Carolina, an ihre Mutter, die Kaiserin Maria Theresia, dorthin
gelangte. Der Anlaß der Schenkung war vielleicht die Namensgleich-
heit von Großmutter und Enkelin. Maria Theresia war laut Ratti von
dem Bildnis sehr angetan.
Die noch nicht einjährige Prinzessin ist stehend dargestellt, wobei
man ihrer Haltung durchaus die Mühe anmerkt, sich unter Zuhilfe-
nahme des benachbarten Stuhles auf zwei Beinen zu halten. Auch
die Hände verraten babyhafte Tolpatschigkeit, so daß das Alter von
ca. neun Monaten glaubhaft erscheint, wenn man den Repräsenta-
tionscharakter des Bildnisses berücksichtigt. Engerths Altersschät-
zung auf vier Jahre kann jedenfalls nicht überzeugen. Auch Mechel
hatte 1783 das Alter der Prinzessin mit einem Jahr angegeben.
In Typus und Stil schließt Mengs direkt an die drei Bildnisse der
großherzoglichen Kinder an, die er 1770 in Florenz für Karl III.
gemalt hatte (Kat. Nrn. 144,145,183). Er greift aber auch auf einen in
der habsburgischen Ikonographie bereits vorhandenen Bildnistypus
zurück, wie er z.B. im Porträt der Erzherzogin Maria Amalia (geb.
1724) erscheint, das 1727 von Andreas Möller gemalt wurde (Schloß
Ambras, Innsbruck, Porträtgalerie).
Vorzeichnung
VZ 1 Madrid, Erben D.a Asuncion de Azara
Schwarze Kreide, Gesicht und Hände mit roter Kreide modelliert, bläulich
schattiert, 510 x 390 mm
Bibl.: Sanchez-Canton 1929, Nr. 67, S. 36
Im Katalog der Mengs-Ausstellung von 1929 fälschlich als Vorstudie für das
Bildnis des Erzherzogs Ferdinand von Österreich im Doppelporträt der
großherzoglichen Kinder (Kat. Nr. 144) angesehen, handelt es sich um die
weitgehend übereinstimmende Teilstudie für das in Wien befindliche Porträt
der Maria Theresia von Neapel. Wahrscheinlich war die Zeichnung, die wohl
während einer Modellsitzung entstand, die Grundlage für die Ausführung
des Bildnisses. Weitere Zwischenstufen sind jedoch nicht auszuschließen,
zumal die Attribute (Spielzeug auf dem Stuhl) und das Verhältnis der
Dargestellten gegenüber dem Stuhl noch verändert wurden.
186 Bildnis einer Fürstin (Maria Josepha von
Sachsen?, Dauphine von Frankreich, 1731-1767)
Öl auf Leinwand, 39,5 x 32,3 cm
Bez.: u.r. (nicht eigenhändig) Mengs pinx.
Kassel, Städtische Kunstsammlungen, Inv. Nr. AZ 1982/1
Provenienz
Stiftung Gisela Hauptmann 1982
Farben und Erhaltungszustand
Inkarnat kühl-weißlich, an Wangen und Kinn in differenziertem Rosa, am
Hals gelblich-braungraue Schattierungen, Lippen in warmem Rot; Hinter-
grund grau; Haare weißgrau bis helles Dunkelbraun; an den Schultern und
Haaren hellgraue Untermalung.
Unvollendet.
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256 Katalog der Bildnisse