Männliche Bildnisse unbekannter
Identifikation
241 Bildnis eines Malteserritters im Hermelinrock
mit Buch
Öl auf Leinwand, 99 x 77,5 cm
Birmingham/Alabama, Museum of Art
Provenienz
Milburn/New Jersey, Privatslg. (1926 in Frankreich gekauft); Verst. Sotheby’s,
New York 3. 6.1988
Farben
Leuchtend tiefblauer Justaucorps mit Hermelinfutter, cremeweiße Seiden-
weste mit hellblauer Stickerei, weißes Hemd und weißer Spitzenbesatz an
den Ärmeln, um den Hals schwarzes Samtband mit nur teilweise sichtbarer
weißer Spitzenschleife; Gesichtsinkarnat in kräftigem Ocker, braune Augen
und Brauen, grau gepuderte Haare; Degengefäß golden, ultramarinblaues
Band des St. Lazare-Ordens; Bücher brauner Lederband, roter Schnitt; im
Hintergrund bräunlichgrüner Pilaster, hellbraun marmoriert, gräulicher
Sockel.
Bibliographie
VK Sotheby’s New York, 3. 6.1988, lot 122
Die im Katalog der Sotheby-Versteigerung vorgeschlagene Identifi-
zierung mit Francois Baron von Halleberg, Kanzler im Dienste eines
Kurfürsten von der Pfalz, scheint in hohem Maße hypothetisch,
zumal nähere biographische Einzelheiten über diese Persönlichkeit
nicht bekannt sind.
Die von E. Peters Bowron vorgeschlagene Zuschreibung an Mengs
muß aus stilistischen Gründen akzeptiert werden, obwohl sie quel-
lenmäßig nicht beweisbar ist. Der Dargestellte ist bislang nicht
identifizierbar, obwohl er mit zwei, möglicherweise sogar mit drei
Orden dekoriert ist. Stern und Band des kgl. französischen St. La-
zare-Ordens lassen ebensowenig eine Bestimmung zu wie der Stern
des Malteserordens, den der Dargestellte am hermelinbesetzten Re-
vers seines Samtrockes trägt. Außerdem trägt er einen weiteren
blaugrundigen Stern mit Goldstickerei auf dem Rock, der bislang
nicht identifiziert ist. Bis auf das Hermelinfutter und den Degen fehlt
jeder weitere Hinweis auf den augenscheinlich hohen Rang des
Dargestellten. Die Attribute, Schreibgerät auf dem einfachen Tisch
und Bücher, deuten darauf hin, daß er Gelehrter, Diplomat oder ein
hoher Staatsbeamter gewesen sein muß. Die stilistische Nähe zu
Mengs’ offiziellem Porträtoeuvre ist offensichtlich und äußert sich
vor allem im klar trennenden Verhältnis zwischen Figur und Raum
bzw. Hintergrund.
In der Pose und in seiner unaufdringlichen, aber doch deutlich
artikulierten Körperlichkeit erinnert das Bildnis vor allem an das
Porträt des Louis de Visme (Kat. Nr. 232), das vermutlich in den
sechziger Jahren entstand. Auch die weiche und volle Plastizität des
Gesichtes, die differenzierte Modellierung des lebensvoll gemalten
Inkarnats und die virtuose Wiedergabe der blau bestickten creme-
weißen Weste finden im de Visme-Bildnis enge Parallelen. Die
delikate koloristische Komposition des Bildes, die sich besonders in
der ausgewogenen Verwendung von Rot zeigt, spricht am nachhaltig-
sten für Mengs’ Autorschaft.
241
242 Knabenkopf in Profilansicht
Öl auf Leinwand, 29,7 x 25,1 cm
Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle, Inv. Nr. 1953
Provenienz
1803 für Mannheim erworben mit der Slg. Lucchesi; 1937 Übernahme mit
der Staatl. Galerie in Schloß Mannheim durch die Kunsthalle Karlsruhe
Farben
Hintergrund braunocker mit Gelb, der Schatten des Profils auf dem Hinter-
grund in Dunkelbraun; Haare dunkelbraun, Augen mittelbraun, Inkarnat
weißrosa mit leicht grünlichen Schattierungen unter der Oberfläche, rosa-
farbene Lichter auf Wange, Kinn, Nasenspitze.
Bibliographie
Parthey II, 1863/64, S. 107, Nr. 50; Thieme/Becker XXIV, 1930, S. 391;
Hönisch 1965, Nr. 48, S. 45; Benezit VII, 1976, S. 333
Sammlungskataloge: Mannheim 1914, S. 9, Nr. 35; J. Lauts, Deutsche Meister
1540-1800 aus der Staatl. Kunsthalle Karlsruhe. Karlsruhe 1962, Nr. 42; Kat.
Staatl. Kunsthalle Karlsruhe 1966, S. 202, Nr. 1953
Hönisch schlug eine Datierung zwischen 1751 und 1755 vor. In der
Tat lassen sich formale und stilistische Entsprechungen zum Bildnis
des Lord Dartmouth feststellen, das 1752/53 in Rom entstanden ist
(Kat. Nr. 217). Die bisher nicht erkannte Abhängigkeit von antiken
Vorbildern spricht für eine etwas spätere Entstehung. Vom Typus her
besteht eine gewisse Beziehung zu den Profilbildniszeichnungen in
der Art antiker Porträtgemmen (Z8, Z91), die jedoch auf die In-
dividualisierung nicht so vollständig verzichten. Für die Entstehung
in den ersten Jahren des dritten Romaufenthaltes spricht auch die
Männlich, unbekannt 311
Identifikation
241 Bildnis eines Malteserritters im Hermelinrock
mit Buch
Öl auf Leinwand, 99 x 77,5 cm
Birmingham/Alabama, Museum of Art
Provenienz
Milburn/New Jersey, Privatslg. (1926 in Frankreich gekauft); Verst. Sotheby’s,
New York 3. 6.1988
Farben
Leuchtend tiefblauer Justaucorps mit Hermelinfutter, cremeweiße Seiden-
weste mit hellblauer Stickerei, weißes Hemd und weißer Spitzenbesatz an
den Ärmeln, um den Hals schwarzes Samtband mit nur teilweise sichtbarer
weißer Spitzenschleife; Gesichtsinkarnat in kräftigem Ocker, braune Augen
und Brauen, grau gepuderte Haare; Degengefäß golden, ultramarinblaues
Band des St. Lazare-Ordens; Bücher brauner Lederband, roter Schnitt; im
Hintergrund bräunlichgrüner Pilaster, hellbraun marmoriert, gräulicher
Sockel.
Bibliographie
VK Sotheby’s New York, 3. 6.1988, lot 122
Die im Katalog der Sotheby-Versteigerung vorgeschlagene Identifi-
zierung mit Francois Baron von Halleberg, Kanzler im Dienste eines
Kurfürsten von der Pfalz, scheint in hohem Maße hypothetisch,
zumal nähere biographische Einzelheiten über diese Persönlichkeit
nicht bekannt sind.
Die von E. Peters Bowron vorgeschlagene Zuschreibung an Mengs
muß aus stilistischen Gründen akzeptiert werden, obwohl sie quel-
lenmäßig nicht beweisbar ist. Der Dargestellte ist bislang nicht
identifizierbar, obwohl er mit zwei, möglicherweise sogar mit drei
Orden dekoriert ist. Stern und Band des kgl. französischen St. La-
zare-Ordens lassen ebensowenig eine Bestimmung zu wie der Stern
des Malteserordens, den der Dargestellte am hermelinbesetzten Re-
vers seines Samtrockes trägt. Außerdem trägt er einen weiteren
blaugrundigen Stern mit Goldstickerei auf dem Rock, der bislang
nicht identifiziert ist. Bis auf das Hermelinfutter und den Degen fehlt
jeder weitere Hinweis auf den augenscheinlich hohen Rang des
Dargestellten. Die Attribute, Schreibgerät auf dem einfachen Tisch
und Bücher, deuten darauf hin, daß er Gelehrter, Diplomat oder ein
hoher Staatsbeamter gewesen sein muß. Die stilistische Nähe zu
Mengs’ offiziellem Porträtoeuvre ist offensichtlich und äußert sich
vor allem im klar trennenden Verhältnis zwischen Figur und Raum
bzw. Hintergrund.
In der Pose und in seiner unaufdringlichen, aber doch deutlich
artikulierten Körperlichkeit erinnert das Bildnis vor allem an das
Porträt des Louis de Visme (Kat. Nr. 232), das vermutlich in den
sechziger Jahren entstand. Auch die weiche und volle Plastizität des
Gesichtes, die differenzierte Modellierung des lebensvoll gemalten
Inkarnats und die virtuose Wiedergabe der blau bestickten creme-
weißen Weste finden im de Visme-Bildnis enge Parallelen. Die
delikate koloristische Komposition des Bildes, die sich besonders in
der ausgewogenen Verwendung von Rot zeigt, spricht am nachhaltig-
sten für Mengs’ Autorschaft.
241
242 Knabenkopf in Profilansicht
Öl auf Leinwand, 29,7 x 25,1 cm
Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle, Inv. Nr. 1953
Provenienz
1803 für Mannheim erworben mit der Slg. Lucchesi; 1937 Übernahme mit
der Staatl. Galerie in Schloß Mannheim durch die Kunsthalle Karlsruhe
Farben
Hintergrund braunocker mit Gelb, der Schatten des Profils auf dem Hinter-
grund in Dunkelbraun; Haare dunkelbraun, Augen mittelbraun, Inkarnat
weißrosa mit leicht grünlichen Schattierungen unter der Oberfläche, rosa-
farbene Lichter auf Wange, Kinn, Nasenspitze.
Bibliographie
Parthey II, 1863/64, S. 107, Nr. 50; Thieme/Becker XXIV, 1930, S. 391;
Hönisch 1965, Nr. 48, S. 45; Benezit VII, 1976, S. 333
Sammlungskataloge: Mannheim 1914, S. 9, Nr. 35; J. Lauts, Deutsche Meister
1540-1800 aus der Staatl. Kunsthalle Karlsruhe. Karlsruhe 1962, Nr. 42; Kat.
Staatl. Kunsthalle Karlsruhe 1966, S. 202, Nr. 1953
Hönisch schlug eine Datierung zwischen 1751 und 1755 vor. In der
Tat lassen sich formale und stilistische Entsprechungen zum Bildnis
des Lord Dartmouth feststellen, das 1752/53 in Rom entstanden ist
(Kat. Nr. 217). Die bisher nicht erkannte Abhängigkeit von antiken
Vorbildern spricht für eine etwas spätere Entstehung. Vom Typus her
besteht eine gewisse Beziehung zu den Profilbildniszeichnungen in
der Art antiker Porträtgemmen (Z8, Z91), die jedoch auf die In-
dividualisierung nicht so vollständig verzichten. Für die Entstehung
in den ersten Jahren des dritten Romaufenthaltes spricht auch die
Männlich, unbekannt 311