kann es in viele Ausschnitte zerlegen, was bei den nie-
derländischen Mehrfigurenbildern des nachfolgenden
Jahrhunderts weniger sinnvoll wäre. Bruegel bringt zum
Ausdruck, daß die Daseinszusammenhänge keineswegs
so nahtlos ineinander aufgehen, wie die späteren, gleich-
sam optimistischeren Niederländer es empfanden.
Man darf jene Bildform nicht allein aus dem gefor-
derten Thema einer Häufung von Redensarten ableiten
wollen, sondern wird umgekehrt verfahren müssen. Ein
schon bestehendes additives Formengefühl des nor-
dischen Manierismus kam jenem literarischen Mode-
thema entgegen. Der Raum wird weder durch die später
vorherrschende Luftperspektive noch durch eine folge-
richtige Verkleinerung der Personen vermittelt. Die
plane Fläche regiert noch teilweise, auf welcher die
Figurengrößen und Farbenklänge dann ziemlich frei
in rein bildnerischem Sinne ausgeteilt werden. Bruegel
wandelt hier auf jenem scharfen, kostbaren Grat, der
sich zwischen mittelalterlicher Dingbezeichnung und spä-
terer Raumgestaltung hinzieht. Er vereinigt hier lokale
Farbinseln samt zeichnerischem Umriß mit sparsamen
Ansätzen zu einem allverbindenden Helldunkel. Das alles
läßt bereits, abgesehen vom äußerst vielfältigen Thema,
diese Malerei sehr polyphon erscheinen.
Da es sich um etwa 100 Sprichwörter handelt, wollen
sich viele Gruppen bilden. Sie werden so nahe anein-
andergeschoben, daß man sie farbig und formal zusam-
men sieht, obwohl sie inhaltlich nicht das geringste
miteinander zu tun haben, was die skurrile Wirkung des
Bildes noch erheblich steigert. Jedes marionettenhafte
Geschöpf scheint allein mit sich selber beschäftigt, ohne
Kontakt mit der übrigen Umwelt herzustellen. Aus ähn-
licher innerer Sicht kann uns auch heute noch die Mensch-
heit geradezu als irr erscheinen. Kein Zufall, daß Brue-
gel nur negative Sprichwörter zugrunde legt, weshalb
man diese Malerei als Panoptikum der „Torheit der
Welt" bezeichnen könnte. Er will dies wohl selber zu
erkennen geben, wenn er links am Eingang des Bildes
die „Kugel Welt" ausdrücklich umgekehrt, d. h. mit dem
bekrönenden Kreuz nach unten montiert.
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derländischen Mehrfigurenbildern des nachfolgenden
Jahrhunderts weniger sinnvoll wäre. Bruegel bringt zum
Ausdruck, daß die Daseinszusammenhänge keineswegs
so nahtlos ineinander aufgehen, wie die späteren, gleich-
sam optimistischeren Niederländer es empfanden.
Man darf jene Bildform nicht allein aus dem gefor-
derten Thema einer Häufung von Redensarten ableiten
wollen, sondern wird umgekehrt verfahren müssen. Ein
schon bestehendes additives Formengefühl des nor-
dischen Manierismus kam jenem literarischen Mode-
thema entgegen. Der Raum wird weder durch die später
vorherrschende Luftperspektive noch durch eine folge-
richtige Verkleinerung der Personen vermittelt. Die
plane Fläche regiert noch teilweise, auf welcher die
Figurengrößen und Farbenklänge dann ziemlich frei
in rein bildnerischem Sinne ausgeteilt werden. Bruegel
wandelt hier auf jenem scharfen, kostbaren Grat, der
sich zwischen mittelalterlicher Dingbezeichnung und spä-
terer Raumgestaltung hinzieht. Er vereinigt hier lokale
Farbinseln samt zeichnerischem Umriß mit sparsamen
Ansätzen zu einem allverbindenden Helldunkel. Das alles
läßt bereits, abgesehen vom äußerst vielfältigen Thema,
diese Malerei sehr polyphon erscheinen.
Da es sich um etwa 100 Sprichwörter handelt, wollen
sich viele Gruppen bilden. Sie werden so nahe anein-
andergeschoben, daß man sie farbig und formal zusam-
men sieht, obwohl sie inhaltlich nicht das geringste
miteinander zu tun haben, was die skurrile Wirkung des
Bildes noch erheblich steigert. Jedes marionettenhafte
Geschöpf scheint allein mit sich selber beschäftigt, ohne
Kontakt mit der übrigen Umwelt herzustellen. Aus ähn-
licher innerer Sicht kann uns auch heute noch die Mensch-
heit geradezu als irr erscheinen. Kein Zufall, daß Brue-
gel nur negative Sprichwörter zugrunde legt, weshalb
man diese Malerei als Panoptikum der „Torheit der
Welt" bezeichnen könnte. Er will dies wohl selber zu
erkennen geben, wenn er links am Eingang des Bildes
die „Kugel Welt" ausdrücklich umgekehrt, d. h. mit dem
bekrönenden Kreuz nach unten montiert.
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