gel einsetzt, triffi man regelmäßig etwa 2500 Fracht-
schiffe auf der äußeren Scheide. Guiccardini bestaunt
das ewige Aus- und Einladen, die Sprachen aller Natio-
nen, die vielen Schiffstypen, die Frachtwagen aus
Deutschland und die neuesten technischen Geräte.
Die Stadt zählt 200 000 Einwohner, und auf der Börse
versammeln sich bisweilen 5000 Besucher. Neben Bruegel
leben 360 Maler und Bildhauer in dieser Metropole. Ein
Urbinate gründet eine Fabrik für italienische Majoliken,
ein Cremoneser eine Glasmanufaktur. Die berühmten
Pferdemärkte werden aus allen Ländern beschickt, be-
sonders aber aus Dänemark.
Gewaltige Umfassungsmauern umzirken die Stadt,
überwacht von einem Italiener aus Bergamo. Gegen
ihren großzügigen Stadtbauunternehmer Gilbert van
Schoonbeke revoltieren gewisse Einwohnergruppen, als
er beim Auf- und Umbau der mächtigen Stadt gar zu
radikal vorgeht. Er muß, nachdem er schwer bedrängt
worden, ins Stadthaus und später nach Brüssel flüchten,
wohin sich auch Bruegel später absetzt. 1561 beginnt man
in Antwerpen eines der üppigsten Rathäuser zu bauen.
Neben solchen gröberen Ereignissen und Spannungen
stehen die feineren der religiösen und philosophischen
Auseinandersetzungen. Wir denken hierbei an die Mei-
nungen religiöser Sekten, der Spiritualisten und Liber-
tiner, denen Ortelius, Coornhert und wahrscheinlich ihr
Freund Bruegel angehörten. Innerhalb der Zeit eines
orthodoxen Fanatismus nehmen derartige Gruppen Ab-
stand von den offiziellen Glaubenslehren. Sie treten für
ein persönliches Verhältnis zu Gott ohne notwendige
Vermittlung der Kirche ein und werden hiermit zu Hü-
tern einer gewissen Toleranz. Manchmal stehen sie in
Nähe von Sebastian Franck, der mystische Einsätze von
Eckehart und Tauler mit humanistischen, stoischen und
neuplatonischen Lehren verbunden hatte. Wir befinden
uns in einer Zeit, in welcher auch das Naturrecht eines
Bodin (1530—96) einsetzt, mit dem man sich gegen
veraltete Rechtspraktiken zu wenden sucht.
Zwischen all diesen Kontrasten scheint Bruegel sehr
verkappt und rätselhaft einherzuwandeln. Nirgends ver-
18
schiffe auf der äußeren Scheide. Guiccardini bestaunt
das ewige Aus- und Einladen, die Sprachen aller Natio-
nen, die vielen Schiffstypen, die Frachtwagen aus
Deutschland und die neuesten technischen Geräte.
Die Stadt zählt 200 000 Einwohner, und auf der Börse
versammeln sich bisweilen 5000 Besucher. Neben Bruegel
leben 360 Maler und Bildhauer in dieser Metropole. Ein
Urbinate gründet eine Fabrik für italienische Majoliken,
ein Cremoneser eine Glasmanufaktur. Die berühmten
Pferdemärkte werden aus allen Ländern beschickt, be-
sonders aber aus Dänemark.
Gewaltige Umfassungsmauern umzirken die Stadt,
überwacht von einem Italiener aus Bergamo. Gegen
ihren großzügigen Stadtbauunternehmer Gilbert van
Schoonbeke revoltieren gewisse Einwohnergruppen, als
er beim Auf- und Umbau der mächtigen Stadt gar zu
radikal vorgeht. Er muß, nachdem er schwer bedrängt
worden, ins Stadthaus und später nach Brüssel flüchten,
wohin sich auch Bruegel später absetzt. 1561 beginnt man
in Antwerpen eines der üppigsten Rathäuser zu bauen.
Neben solchen gröberen Ereignissen und Spannungen
stehen die feineren der religiösen und philosophischen
Auseinandersetzungen. Wir denken hierbei an die Mei-
nungen religiöser Sekten, der Spiritualisten und Liber-
tiner, denen Ortelius, Coornhert und wahrscheinlich ihr
Freund Bruegel angehörten. Innerhalb der Zeit eines
orthodoxen Fanatismus nehmen derartige Gruppen Ab-
stand von den offiziellen Glaubenslehren. Sie treten für
ein persönliches Verhältnis zu Gott ohne notwendige
Vermittlung der Kirche ein und werden hiermit zu Hü-
tern einer gewissen Toleranz. Manchmal stehen sie in
Nähe von Sebastian Franck, der mystische Einsätze von
Eckehart und Tauler mit humanistischen, stoischen und
neuplatonischen Lehren verbunden hatte. Wir befinden
uns in einer Zeit, in welcher auch das Naturrecht eines
Bodin (1530—96) einsetzt, mit dem man sich gegen
veraltete Rechtspraktiken zu wenden sucht.
Zwischen all diesen Kontrasten scheint Bruegel sehr
verkappt und rätselhaft einherzuwandeln. Nirgends ver-
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